Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Satz ab, denn Balboks Axt war mit der flachen Seite auf sein unbehelmtes Haupt niedergegangen.
    »Verdammt, was soll das?«, fuhr er seinen Bruder an. »Närrischer umbal, wie kommst du darauf, mir eins überzubraten?«
    »Du selbst hast es mir befohlen«, erwiderte Balbok schlicht.
    »Wann soll das gewesen sein?«
    »Weißt du nicht mehr?« Der hagere Ork grinste breit. »Du hast gesagt, dass ich dir mit der Axt eins überbraten darf, wenn Ankluas uns hintergehen sollte – und das hat er ja wohl, oder?«
    Da konnte nicht einmal Rammar widersprechen. »Ja«, räumte er ein und rieb sich den schmerzenden Schädel, »das hat er.«
    »Ich hoffe, ihr seht mir mein kleines Täuschungsmanöver nach«, sagte Alannah im versöhnlichen Tonfall. »Es war notwendig, um an unseren Feind heranzukommen.«
    »D-du hast das von Anfang an geplant?«, fragte Rammar.
    »Ich fürchte schon.«
    »Dann war es gar nicht vorgesehen, dass Balbok und ich den Herrscher von Kal Anar erledigen sollten?«
    »Nicht wirklich – ihr beide wart mehr ein Ablenkungsmanöver. Allerdings ein ziemlich gelungenes, das muss ich sagen.«
    »Hast du das gehört, Balbok? Das Elfenweib hat uns gerade beleidigt. Oder war das ein Lob? Ich hab den Überblick verloren …«
    »Na und?« Balbok zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Den hab ich schon längst nicht mehr …«
    Alannah wandte sich Corwyn zu und sagte: »Auch dich bitte ich um Verzeihung, Geliebter. Ich weiß, ich habe dir viel Kummer und Schmerz bereitet, aber nur so konnte ich sicher sein, dass du völlig ahnungslos warst. Ich wusste, dass sich ein Spion in unseren Reihen befand, und wie ich später erfuhr, hat unser Feind uns die ganze Zeit über beobachtet. Es war die einzige Möglichkeit, um unerkannt aus Tirgas Lan heraus- und an ihn heranzukommen und dich gleichzeitig dazu zu bringen, Kal Anar anzugreifen.«
    »Alannah.« In Corwyns verbliebenem Auge spiegelte sich gleichermaßen Erleichterung wie Bestürzung. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll …«
    »Verzeihst du mir?«
    »Natürlich.« Er zog sie erneut in seine Arme. »Ich bin nur glücklich, dich lebend und wohlbehalten zurückzuhaben. Aber wenn unserem Reich wieder einmal Gefahr droht, dann lass uns ihr gemeinsam entgegentreten. Geh nie wieder allein.«
    »Aber ich war nicht allein«, versicherte Alannah mit einem Lächeln in Rammars und Balboks Richtung. »Die allermeiste Zeit hatte ich treue Gefährten an meiner Seite.«
    Was Rammar und Balbok darauf erwiderten, war nicht zu verstehen, denn ein lautes Donnergrollen drang vom Anar herüber – und eine weitere Fontäne aus orangerot leuchtender Glut schoss senkrecht in den grauen Nachthimmel, um als myriadenfacher Funkenregen über den Hängen des Berges niederzuregnen. Ströme von Flüchtenden ergossen sich aus den Tunneltoren der Stadtmauer und stürmten die Hänge hinab. Corwyn erteilte seinen Leuten den Befehl, alle Bewaffnung und das Marschgepäck zurückzulassen und den Menschen zu helfen.
    Kal Anar war ein Flammenmeer.
    Ein Gebäude nach dem anderen wurde von der feurigen Glut fortgerissen – nur der Schlangenturm ragte noch immer in den von Rauch verhangenen Himmel, stand wie ein Fels in der Brandung, während rings um ihn das Inferno tobte. Die unterirdischen Katakomben, in denen grässliche Dinge vor sich gegangen waren, waren von der Lava geflutet; wenn der Stein erst erkaltet war, würde nichts mehr an sie erinnern.
    Die Stadt Kal Anar, von der so viel Schrecken ausgegangen war, wurde ein Fraß der Flammen. Nur der Turm blieb bestehen, dessen uraltes Gestein den Lavaströmen auf rätselhafte Weise widerstand und der so vom Symbol der Unterdrückung zum Zeichen der Hoffnung und des Neubeginns wurde.
    Nach Jahrtausenden, in denen das Böse immer wieder zurückgekehrt war und Erdwelt in Chaos und blutige Kriege gestürzt hatte, war die Schreckensherrschaft des Basilisken unwiderruflich zu Ende. Wie den Geist des Fürsten Loreto, der das Monstrum zuletzt genährt hatte, hatte feurige Glut sie ausgelöscht.
    Und fern im Osten, jenseits der dunklen Rauchschwaden, dämmerte ein neuer Tag herauf.

18.
RABHASH UR'ALANNAH
    Es war ein seltsamer Anblick.
    An den steilen, von dampfendem schwarzen Gestein übersäten Hängen des Anar ragte ein einsames Bauwerk auf – ein Turm, der sich in den blauen Himmel zu winden schien und dessen weißes Gestein im Licht der Sonne glänzte.
    Nachdem er zwei Tage lang ohne Unterlass gewütet hatte, beruhigte sich der Vulkan wieder.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher