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Die Operation

Titel: Die Operation
Autoren: Robin Cook
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Senator gab seinem Mitarbeiter, der die Aufgabe hatte, sich mit den Leuten zu befassen, einen ermunternden Klaps auf die Schulter und schob den jungen Mann so weit nach vorne, dass seine Oberschenkel sich gegen den Tisch pressten. »Mike ist mein bester Mann. Er hat ein offenes Ohr für all Ihre Probleme und informiert mich dann. Ich bin mir sicher, dass wir Ihnen helfen können, und genau darum geht es uns.«
    Der Senator verpasste Mikes Schulter noch eine Serie von Klapsen, die er mit einem bewundernden Lächeln begleitete, wie ein stolzer Vater auf der Examensfeier seines Sohnes.
    Einstimmig bedankten die Besucher sich beim Senator, dass er sie empfangen hatte, besonders angesichts seines straffen Zeitplans. Auf jedem einzelnen Gesicht lag ein begeistertes Lächeln. Falls die Leute von der Kürze der Zusammenkunft oder angesichts der Tatsache, dass sie fast eine halbe Stunde lang hatten warten müssen, enttäuscht waren, dann ließ sich keiner auch nur das Geringste anmerken.
    »Mit größtem Vergnügen«, schwallte Ashley hervor. »Wir sind immer für Sie da.«
    Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging zur Tür. Dort angekommen, winkte er. Die Besucher aus seinem Heimatstaat winkten zurück.
    »Das war ein Kinderspiel«, murmelte Ashley Carol Manning zu, seiner langjährigen Stabschefin, die den Konferenzraum im Schlepptau ihres Chefs verlassen hatte. »Ich hatte schon Angst, die wollen mich mit irgendwelchen Jammergeschichten und unvernünftigen Forderungen festhalten.«
    »Sie haben aber doch einen ganz netten Eindruck gemacht«, sagte Carol unsicher.
    »Was meinen Sie, kommt Mike mit ihnen klar?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Carol. »Er ist noch nicht so lange dabei, dass ich das beurteilen könnte.«
    Der Senator ging voraus, den Flur hinunter und in sein persönliches Büro. Er blickte auf seine Armbanduhr. Es war siebzehn Uhr zwanzig. »Kann ich davon ausgehen, dass Sie wissen, wohin Sie mich jetzt begleiten werden?«
    »Natürlich«, sagte Carol. »Wir gehen wieder zu Dr. Whitman.«
    Der Senator warf Carol einen tadelnden Blick zu und legte den Zeigefinger auf die Lippen. »Das ist ja wohl kaum für die Allgemeinheit bestimmt«, flüsterte er gereizt.
    Ohne seine Büroleiterin Dawn Shackelton auch nur im Geringsten wahrzunehmen, griff Ashley nach den Papieren, die sie in die Höhe hielt, während er an ihrem Schreibtisch vorbeiging und sein persönliches Büro betrat. Unter den Papieren befanden sich ein vorläufiger Ablaufplan für den morgigen Tag, eine Liste aller Anrufer während seines Aufenthalts in der Hauptstadt anlässlich einer verspäteten namentlichen Abstimmung sowie die Abschrift eines spontanen Interviews mit irgendeinem CNN-Menschen, der ihm in der Lobby aufgelauert hatte.
    »Ich hole lieber mal mein Auto«, sagte Carol nach einem Blick auf ihre eigene Armbanduhr. »Wir sollen um halb sieben da sein, und man weiß nie, wie es mit dem Verkehr aussieht.«
    »Gute Idee«, sagte Ashley und trat hinter seinen Schreibtisch, die Augen auf die Liste der Anrufer geheftet.
    »Soll ich an der Ecke C-Avenue/Zweite Straße auf Sie warten?«
    Ashley knurrte zustimmend. Ein paar Anrufe waren wichtig, von den Vorsitzenden einiger seiner vielen politischen Aktionsgruppen. Aus seiner Sicht war das Spendensammeln seine wichtigste Aufgabe überhaupt, schließlich wollte er im übernächsten November wieder gewählt werden. Er hörte, wie die Tür hinter Carol ins Schloss fiel. Zum ersten Mal an diesem Tag wurde es still um ihn herum. Er hob den Blick. Zum ersten Mal an diesem Tag war er allein.
    Sofort ergriff die Düsterkeit wieder von ihm Besitz, die er schon beim Aufwachen heute Morgen registriert hatte. Vom Magen bis in die Fingerspitzen konnte er sie spüren. Er war noch nie gerne zum Arzt gegangen. Als Kind war es einfach die Angst vor der Spritze oder einer anderen schmerzhaften oder peinlichen Erfahrung gewesen. Je älter er wurde, desto mehr hatte sich die Angst verändert, war stärker und schrecklicher geworden. Arztbesuche waren nun unwillkommene Erinnerungen an seine eigene Sterblichkeit, daran, dass er kein junger Hüpfer mehr war. Mittlerweile war es so, als erhöhte schon das bloße Aufsuchen eines Arztes die Wahrscheinlichkeit auf irgendeine schreckliche Diagnose wie zum Beispiel Krebs oder, noch schlimmer, ALS.
    Vor ein paar Jahren war bei einem von Ashleys Brüdern nach dem Auftreten einiger unspezifischer neurologischer Symptome die so genannte Amytrophische Lateral-Sklerose
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