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Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour

Titel: Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour
Autoren: Charles Bukowski
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gestopft hat­ten.
    Ich las weiter, wobei ich zwischen den Gedichten mit dem Publi­kum sprach. Und ich trank viel Wein, der war nämlich umsonst. Fürs Saufen bezahlt zu werden war ein größeres Wunder als für Ficken. Ich las weiter, ich trank weiter.
    Irgendwas war mit diesem deutschen Publikum anders. Ich hatte viele Lesungen gegeben, es hatte in den Buchhandlungen angefan­gen, danach kamen die Universitäten, dann die Nachtbars.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich  machte mein Geld und brauchte es dringend. Die Leute damals bevorzugten eine ganz bestimmte Art von Gedichten, besonders in den Nachtbars, wo ich gegen Rockgruppen anzutreten hatte. Sie wollten Gedichte, die sie zum Lachen brachten. Ein Besitzer von so einem Laden unten am Strand rief mich immer an:
    »Hör zu, du stichst die Rockgruppen, die hier spielen, aus. Ich will dich hier jeden Donnerstag, Freitag und Samstag Woche für Woche auftreten lassen.«
    Er kam nicht dahinter, daß es bei einem Song durchaus die Chance gab, daß er beim wiederholten Hören besser gefiel, aber wenn man ein Gedicht öfter hört, wird es einfach schlechter.
    Das Publikum in Hamburg war komisch. Wenn ich ihnen ein Gedicht zum Lachen vorlas, lachten sie, aber wenn ich ihnen ein ernstes vortrug, gab es starken Beifall. Eine wahrhaft andere Kultur. Vielleicht lag es daran, daß sie zwei bedeutende Kriege in Serie verloren hatten, vielleicht lag es daran, daß ihre Städte von Bomben total zerstört worden waren, die Städte ihrer Väter. Ich weiß es nicht. Meine Gedichte waren nicht intellektuell, aber einige von ihnen waren ernst und verrückt. Ich hatte wirklich zum ersten Mal das Gefühl, daß die Leute die Gedichte verstanden. Das warf mich zurück, ich mußte also mehr trinken.
    Ich brachte die Lesung hinter mich und bedankte mich bei den Leuten. Dann kamen wieder die Menschenmassen und das Signieren von meinen Büchern. Man kann sich nicht vorstellen, wie heiß es darin war. Aber wiederum war das deutsche Publikum ganz anders: die hatten meine Bücher. In den Nachtbars kamen die meisten mit Papierservietten an und wollten darauf ein Autogramm. Es dauerte fünfzehn oder zwanzig Minuten, und ich bat sie um Gnade, ich sagte ihnen, daß ich kein einziges Buch mehr signieren könne. Endlich kamen wir ins Büro, und sie kamen und drückten sich die Nasen an den Scheiben platt und starrten rein, wie wir da saßen und Sekt tranken. Die waren einfach nicht wegzukriegen. All die hübschen jungen Mädchen, die sich die Nasen an der Scheibe plattdrückten und damit verunzierten...
    Später, genau wie im Kino, wurden wir eine feuchte Hintertreppe runtergeführt, und dort stand dann ein langer, schwarzer, teurer Wagen, und man bugsierte uns rein und los ging’s, ohne Worte und schnell zu einer besonderen Party für die Auserwählten, viel zu trinken, viel zu rauchen, viel zu saufen, genau wie im Kino...

17
    Dann ging es wieder zurück nach Mannheim, meiner Lieblingsstadt, mit dem Park Hotel, meinem Lieblingshotel. Und mit unserem Lieblingszimmermädchen, einer Griechin. Sie war immer high, ohne irgendwas zu nehmen. Sicher hatte sie auch ihre Stimmungstiefs, aber davon ließ sie sich nichts anmerken. Sie rauschte jeden Morgen ins Zimmer, ohne anzuklopfen, und brachte uns unsere vier Orangensaft. Mir ging es immer schlecht, und sie schrie mich in ihrem schrillen und schnellen Deutsch an, ich solle meinen Arsch aus dem Bett lüften. Einmal lief sie ins Badezimmer und schrie auf mich ein, als ich in der Wanne lag. Ich winkte ihr mit einem bestimmten Körperteil zu. Linda Lee fand das nicht allzu lustig. Ich konnte das verstehen...
    Wir fuhren jeden Abend zu Carl und tranken. Ich konnte mich immer an ein paar Dinge erinnern, die da bei Carl beim Trinken passiert waren, aber wie wir mit dem Taxi zum Park Hotel zurückgekommen sind, davon wußte ich nicht einmal was. Trotz allem wurden wir jeden Morgen im Park Hotel wach.
    »Weißt du noch, wie wir mit dem Taxi nach hier gekommen sind?« fragte ich immer Linda.
    »Nein«, sagte sie immer. Am schlimmsten war, daß Carl wohl noch das Taxi bezahlte...
    Ein oder zwei Nächte nach der Lesung waren wir auch wieder bei Carl, und einige von der deutschen Clique waren auch mit von der Partie, und ich war ganz friedlich, bis jemand sagte, daß zwei Nachbarn ein Bordell hätten. Nutten üben so einen eigenartig romantischen und furchtbaren Reiz aus, und natürlich konnte man immer über sie schreiben. Seinerzeit hatte ich versucht, ein paar
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