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Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour

Titel: Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour
Autoren: Charles Bukowski
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von ihnen zu retten. Ich hatte auch mal versucht, eine Lesbierin in eine Frau umzuwandeln. Alle diese Sachen schlugen natürlich fehl. Warum läßt man nicht all solchen Sachen ihren Lauf? Jetzt versuche ich nur noch, mich selbst zu retten. Wenn eine Frau ihren Körper verkaufen will, so ist der Unterschied zwischen ihr und einem Konzertgeiger, der ein Konzert gibt, wahrscheinlich gar nicht mal so groß - es geht ums Überleben, egal wie, der Tod lauert, aber man steht sich besser, wenn man ihn ein bißchen hinhält.
    Oder andersrum, was macht ein Schriftsteller und was macht eine Nutte und wo ist der Unterschied? Ich kriegte also die deutsche Clique dazu, rüberzugehen.

 

Der Kerl, der das Bordell leitete, sah amerikanischer als jeder Amerikaner aus. Er trug einen Pullover und ein sauberes, gepflegtes Hemd und gepflegte Hosen und blankgewienerte Schuhe. Er war nicht in der lockeren deutschen Art gekleidet, sondern in der konservativen. Er war ein Angeber. Ich konnte ihn vom ersten Augenblick an nicht leiden. Sein Freund war dasselbe in Grün. Sie stolzierten ganz vorsichtig herum, als wenn sie Angst hätten, Falten in ihre Sachen zu machen, und genauso setzten sie sich auch hin, zogen ihre Hosenbeine hoch, und sie hielten ihre Gläser vor sich, voller Selbstbewußtsein, sie tranken nicht wegen des Trinkens, sondern damit jeder sah, daß sie tranken. Was für Zuhälter waren das eigentlich? Der von ihnen, der am wichtigsten tat, sprach kein Englisch, und ich sprach kein Deutsch. Er erinnerte mich an die Burschen mit den amerikanischen Gesichtern, die in den Fernsehshows in Amerika auftreten - ganz glatte Gesichter, Masken von Gesichtern, gefühllose Gesichter mit dem Mund einer Schnecke und auswendig gelernten Späßen - sie sind harmloser Balsam, keine Gefahr für die amerikanische Heimstatt oder Amerika als Institution. Sie sahen noch nicht einmal aus, als hätten sie Ärsche, die sie sich auswischen müßten. Wahrscheinlich hatten sie noch nicht einmal einen Bauchnabel, oder falls doch, so war er sternenfÖrmig und mit Konturen aus Goldstaub.
    Er sprach also kein Englisch und ich kein Deutsch, ich legte mir also mein Deutsch zurecht, erfand es einfach und putzte ihn gehörig runter. Er hörte zu.
    Er rauchte seine Zigarre in genau der gleichen Art, wie er trank, als wenn er sagen wollte: hier, schaut mich an, ich rauche Zigarre.
    Ich schnappte ihm die Zigarre aus dem Mund weg und machte einen Zug, um ihm zu zeigen, wie man Zigarre raucht - völlig entspannt und natürlich.
    Die Nutten blieben im Hintergrund. Die eine trug ein enges, gelbes Kleid, aus dem eine Titte raushing. Die andere hatte ein leuchtend rotes langes Kleid an, aber an der einen Seite war ein Schlitz, und er ging bis ganz nach oben, und man konnte gerade noch ein Stück ihres knallroten Höschens sehen. Sie schienen beide gut im Saft zu stehen.
    Zum Glück hatten wir Wein in unseren Gläsern mitgenommen.
    Als der alle war, war nichts anderes mehr zu trinken da als deren gammliges Bier. Ich machte dem Oberzuhälter in meinem erfundenen Deutsch weiterhin klar, was ich von ihm hielt.
    Dann sagte mir jemand von der deutschen Clique:
    »Du, Hank, das ist gar kein Puff hier. Das sind Carls Nachbarn, und die Weiber sind ihre Frauen...«
    »Scheiße«, sagte ich, »das ist ja zum Kotzen! Kommt, laßt uns hier wieder abhauen!«
    Wir gingen wieder in Carls Wohnung zurück und wandten uns dem guten Wein zu. Carl hatte seine eigene Art, Geschichten zu erzählen, mit seiner tiefen, angenehmen Stimme, den Blick gerade nach vorn und dann zur Decke, mit der freien Hand gestikulierte er und schmückte es aus, sagte das, was geschehen war. Er hatte den Dreh raus, man merkte das bei seinen Ansichten, und er wußte was damit anzufangen, und das beste war, die Geschichten hatten keine besondere Aussage, bis vielleicht auf die Merkwürdigkeit und Verrücktheit der Menschheit nicht im allgemeinen, sondern im besonderen. Bei ihm und Barbet Schroeder kam noch der gleiche, engelhafte Scheiß hinzu: ein Körper voll Gefahr und Verrücktheit mit Flügeln voll betörendem Lachen. Daß es solche Leute in Hülle und Fülle gibt, ist für uns alle ein großes Glück.
    Dann klingelte das Telefon. Carl ging ran. Es war der Nachbar. Er wollte mich sprechen. Ich hörte mir sein Deutsch an. Dann ließ ich mein Deutsch vom Stapel. Ich hatte ihm viel zu sagen. Ich schmiß ihm Sachen an den Kopf, die er bis an sein Lebensende nicht vergessen würde. Sogar als Nicht-Zuhälter war er
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