Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nordischen Sagen

Die Nordischen Sagen

Titel: Die Nordischen Sagen
Autoren: Katharina Neuschaefer
Vom Netzwerk:
Schwert des Feuerriesen Surtur.
    Die Söhne Muspellheims waren gekommen. Das Heer aus dem Reich der Hitze, jenseits der Welten, sprengte über den Himmel, um an seiner Seite zu kämpfen.
    Loki konnte nicht zählen, wie viele Feuerriesen es waren. Viele Tausend mussten es sein, denn ihre glühenden Körper strahlten so viel Wärme aus, dass der Schnee bereits zu schmelzen begann. Loki blieb stehen, um Surtur, den Anführer, zu begrüßen. Er war dreimal so groß wie Loki. Sein Körper war muskulös, und die Haut schimmerte wie glühendes Eisen. Auch die anderen Feuerriesen hatten leuchtende Körper, und von Weitem wirkte ihre Armee wie ein Strom glühender Lava.
    »Willkommen, Surtur! Mein Bruder! Unter unseren vereinten Kräften wird Asgard fallen.«
    Doch Surtur stampfte an Loki vorbei und holte mit seinem Flammenschwert aus. Ein Wald, der die Flutwelle bislang überstanden hatte, fing Feuer und begann nun zu brennen. Funken flogen durch die Luft. Dort, wo Wasser und Feuer zusammentrafen, zischte und brodelte es. Und bald lag ganz Midgard unter einer Schwade aus Rauch und Dampf. Manchmal lichtete sich der Qualm, dann sah Loki die Feuerriesen wüten. Ob tot oder lebendig, sie brannten alles nieder.
    »Reifriesen, folgt mir! Folgt Loki, eurem Anführer! Wir stürmen Asgard!«
    Heimdall erkannte die Schlange und die Söhne Muspellheims, lange bevor ihre lodernden Füße den Boden berührt hatten.
    Auf diesen Augenblick hatte er seit Anbeginn der Zeit gewartet. Er hatte ihn gefürchtet. Er hatte gehofft, dass die Prophezeiung nie eintreten würde, dass die Runen sich geirrt hätten.
    Nun musste er tun, wozu er bestellt worden war. Gerade noch rechtzeitig hatte er es ausgegraben. Er setzte das goldene Gjallahorn an die Lippen und stieß hinein. Der gellende Ton schmerzte ihm in den Ohren.
    So also klang Ragnarök. Diesen Ton konnte man nicht überhören. Kein Wesen in keiner der Welten. Egal, wo es sich versteckte.
    Inzwischen hatten die Feuerriesen den Fuß der Regenbogenbrücke erreicht. Wie ein strahlender Komet strömten sie darauf empor. Bald würden sie Asgard erreicht haben. Noch einmal stieß Heimdall in das Horn.Der Klang zitterte noch in der Luft. Er bebte noch zwischen Himmel und Erde, da schwangen die Tore Walhalls auf. 540  Tore zur gleichen Zeit. Jedes breit genug, um 800 Krieger auf einmal hindurchzulassen.
    Odin führte sein Heer in die Schlacht. Seine Geisterarmee aus menschlichen Helden, alle bereit, ein zweites Mal zu sterben an der Seite der Götter.
    Im grellen Licht des Weltenbrandes zogen die Krieger in die Schlacht. Ihre göttlichen Waffen spiegelten die Flammen, die aus Midgard heraufloderten. Odin ritt an ihrer Spitze auf Sleipnir. Sein blauer Mantel flatterte wie ein Banner hinter ihm her, und sein Auge war fest auf den Horizont gerichtet. Odin führte seine Kämpfer zum Wigridfeld. Sie marschierten in einer perfekten Formation. Tausende und Abertausende Krieger folgten ihm wie ein einziger Mann, geleitet allein durch die Kraft seiner Gedanken.
    Am anderen Ende von Asgard stiegen die Feuer- und die Reifriesen die Brücke Bifröst hinauf. Sie fielen übereinander, rempelten und stießen sich gegenseitig zur Seite. Immer wieder kam es zu Kämpfen zwischen ihnen, sodass einzelne Riesen schon vor der Schlacht tot, verkohlt oder erloschen liegen blieben.
    Doch immer neue Kämpfer erklommen den Regenbogen, der bald unter ihrer Last und der Gewalt ihrer Schritte zu schwingen begann.
    Sie kannten weder Angst noch Vorsicht. Sie achteten auch nicht darauf, was Loki ihnen zurief.
    »Geht hintereinander! Nur in kleinen Gruppen!«
    Der Ansturm versiegte nicht, und schließlich brach die Brücke lautlos unter dem dunklen Heer zusammen.
    Viele der Riesen starben, als sie durch die Wolken herabstürzten und in der mittleren Welt aufschlugen. Manche Reifriesen überlebten zwar den Fall, kamen aber in den Flammen um, die Midgard verzehrten. Andere jedoch schafften es. Es gelang ihnen, das Reich der Götter zu betreten. Und schon bald holten sie ihre Kameraden nach. Bildeten Leitern, schufen eine neue Brücke und fielen schließlich in Asgard ein.
    Das dunkle Heer überzog Asgard. Feuerriesen, Reifriesen, Gnome und Trolle. Mit gierigen Augen blickten sie um sich. Die wenigsten von ihnen waren schon einmal hier gewesen. Hier im Reich der Götter. Ein besonders großer Reifriese mit bläulich schimmernder Haut und fellbedeckten Armen spuckte auf den Boden, ein schwarzer Troll in seiner Nähe riss eine Distel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher