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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer
Autoren: Gerd Scherm
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magischen Waffen, Gift und Politik durch auserwählte Menschen. Verboten ist natürlich wie immer das Stiften neuer Religionen.«
    »Wollen wir die erreichten Punkte wie beim letzten Mal verteilen?«, fragte Athene.
    »Einen Punkt für jeden neu gewonnenen Gläubigen, fünf Punkte für ein dargereichtes Opfer, zehn für einen willfährigen König, zwanzig für den Tod eines Helden und hundert für einen neu erbauten Tempel?«
    »Und fünfzig für eine Hochzeit!«, bat Aphrodite, immer noch etwas kleinlauter als sonst.
    »Und hundert Punkte Abzug für jeden Beischlaf mit Nymphen oder Menschenfrauen!», verlangte Hera mit drohendem Blick zu ihrem Gatten Zeus.
    »Ich will fünfzig Punkte für jedes versenkte Schiff!«, forderte nun Poseidon.
    »Nichts da!«, lehnte Zeus ab. »Schiffe versenken gibt höchstens zwanzig Punkte. Das gehört für dich doch sowieso zum Alltagsgeschäft.«
    Auf einmal erklang von der Hallenkuppel herab eine gestaltlose Stimme: »Es wäre überaus sinnvoll, wenn ich auch mitspielen dürfte!«
    Die olympischen Götter ignorierten die Bitte aus der Höhe und feilschten weiter um die Punktewertung. Die Stimme verwandelte sich daraufhin in eine kleine Feuersäule, schwebte über dem Spielbrett und sprach: »Bei diesem Spiel wäre es nur recht, mich einzubeziehen. Es geht schließlich auch um meine Gläubigen.«
    Einige der olympischen Gottheiten blickten irritiert auf die Erscheinung. Doch Ares fegte die Feuersäule mit einer Handbewegung vom Spielbrett, was dazu führte, dass auf der Insel Samos eine Windmühle in Brand geriet. Auf Mykonos aber sorgte ein plötzlich vor einer Bauernfamilie entflammter Olivenbaum für einen neuen regionalen Kult mit exzessiven Brandopfern.
    »Nein! Wir wollen unter uns bleiben. Wir sind eine eingeschworene, leidenschaftlich streitende und daher bestens bewährte Spielgemeinschaft«, stellte Hermes sachlich fest.
    »Gut, dann werde ich eben nach meinen Regeln spielen!«, erwiderte die Feuersäule warnend.
    »Wir wollen dich aber nicht dabeihaben, wir mögen keine Fremden! Wer bist du überhaupt?«, fragte Ares unwirsch.
    »Nennt mich einfach den Joker«, empfahl die Feuersäule und verschwand.
    Athene schaute nachdenklich auf die Stelle, wo die Luft immer noch flirrte. »Wer immer das gewesen sein mag, ich habe das ungute Gefühl, wir werden noch von ihm hören.«
     
    »Ich komme gerade vom Olymp zurück«, sagte die kleine, rot getigerte Katze und war sichtlich erbost.
    Seshmosis sah erstaunt von seiner Papyrusrolle auf und fragte: »Mein Herr, was wolltest du auf dem Olymp?«
    »Was soll ein Gott schon auf dem Olymp wollen? Mit meinen Kollegen reden, natürlich.« Ziemlich lustlos begann die Katze sich zu putzen.
    »Sag schon, was war los?«, forderte ihr menschliches Gegenüber sie auf.
    »Pah! Griechische Götter! Ich dachte, das wären alles Philosophen, hellenistische Denker. Pah!« Die Schnurrhaarenden der Katze glühten bedrohlich rot.
    »Du solltest deine Götterkollegen doch inzwischen kennen«, wandte Seshmosis ein.
    Die Katze strich ihre Schnurrhaare glatt, aus deren Enden nun verdächtige Funken sprühten.
    »Ich dachte immer, die griechischen Götter wären eine vornehme Gesellschaft, so eine Art würdevoller Philosophen. Aber sie sind nichts anderes als ein Haufen eitler, hinterhältiger, missgünstiger, zänkischer Selbstdarsteller.«
    »Und was ist schiefgelaufen?« Seshmosis schwante Böses.
    »Sie haben mich ignoriert. Sie wollen nichts mit mir zu tun haben.«
    Die Katze ließ ein bedrohliches Fauchen hören.
    »Was wolltest du denn von den Olympiern? Wie ich dich kenne, machst du doch keinen Kollegenbesuch aus reiner Höflichkeit.«
    Seshmosis erinnerte sich, wie der kleine Nomadengott mit Hilfe der ägyptischen Götter Apis und Methyer den Tajarim auf dem Sinai geholfen hatte, damals, gleich nach der Geburt des Goldenen Kalbes. Und er erinnerte sich, wie sein Stamm aufgebrochen war, weil die Ägypter die Hyksos, die Fremden, verfolgt hatten. Rund zweihundert Personen waren sie gewesen, Kinder und Greise mitgezählt, und ihren Namen hatten sie in Tajarim geändert, was in ihrer alten Sprache so viel wie »Touristen« bedeutet, damit man nicht gleich erkannte, dass sie eigentlich Flüchtlinge waren.
    Die Erinnerungen spülten Seshmosis fort, und dennoch kam es ihm so vor, als hätte nicht er selbst all dies erlebt, sondern ein anderer, und er, der Schreiber, sei nur der Berichterstatter. Von Theben in Ägypten wollten sie ins »Land der Väter«
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