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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott
Autoren: Gerd Scherm
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schlauer Bursche.
    »So, so, du glaubst nicht an mich. Aber stell dir vor, das ist mir völlig egal!«
    Die Worte waren noch nicht verklungen, als ein Blitzstrahl herniederfuhr und den Räuberhauptmann einäscherte. Seine Banditen warfen sich in den Staub. Dann sprach es aus der Öffnung im Himmel weiter.
    »Verschwindet, bevor ich mit euch das Gleiche mache! Und noch eines: Blast nie mehr des Nachts Shofarhörner!«
    Die Räuber verschwanden schneller, als sie erschienen waren. Die Tajarim würdigten sie keines Blicks und stiegen von ihren Tieren, knieten nieder und dankten GON für ihre Rettung.
    Die kleinen Blitze im Himmel hörten auf zu zucken, und der Rand des Lochs färbte sich in ein angenehmes Blau, bevor es sich mehr und mehr zusammenzog und verschwand.

     
    Seshmosis saß in Gaza in der heimeligen Schreibstube von Barak, dem er die Grüße von Elias überbrachte und die Geschichte von der erfundenen Hungersnot und der Liebe von Shamir und Rachel erzählte.
    Barak zeigte sich hocherfreut und plante, die Liebesgeschichte in einem Lied zu verewigen, auf dass sie der Nachwelt erhalten bliebe.
    Dann machte sich Seshmosis auf in das Lager der Tajarim.
    Staunend und gebannt hörten die Nomaden die Geschichte ihrer Vorfahren, und als der Schreiber geendet hatte, herrschte erst einmal Schweigen. Dann ergriff Raffim das Wort:
    »Damit ist ja wohl das Ziel unserer Reise klar: Jericho!«
    »Hast du denn überhaupt nichts begriffen?«
    Seshmosis wollte fortfahren, doch Raffim unterbrach ihn barsch. »Ich gehe davon aus, dass meine Vorfahren mir in Sachen Geschäftstüchtigkeit in nichts nachstanden. Sicher gibt es in Jericho etliche Immobilien, die von Rechts wegen meiner Familie gehören und damit jetzt mir zustehen.«
    »Und ich dachte, die Erfahrung mit dem Ankh hätte dich etwas einsichtiger gemacht«, sagte Seshmosis enttäuscht.
    »Es hat mich grün gemacht und mir den Appetit verdorben!«, zürnte Raffim.
    »Dann müssen wir wohl über unser Ziel abstimmen«, schlug Seshmosis vor.
    »Aber gerne doch. Allerdings möchte ich dich darauf aufmerksam machen, dass fast jeder Hyksos bei mir Schulden hat. Unsere Reise verlief nämlich im Großen und Ganzen für die Leute ohne Einnahmen, und so habe ich, großzügig wie ich bin, etwas ausgeholfen. Zu moderaten Zinsen und mit der Auflage, bei Abstimmungen meiner Meinung zu sein. Andernfalls wird die geliehene Summe samt Zinsen sofort fällig. Meinetwegen kannst du also gerne eine Abstimmung durchführen.«
    Siegessicher rieb sich Raffim die Hände.
    »Du bist und bleibst ein raffgieriger Idiot! Rund um Jericho lungern Dutzende von Hyksos, die genauso dumm im Schädel sind wie du. Die denken auch nur daran, sich der Stadt und ihrer Reichtümer zu bemächtigen. Mit den gleichen schwachsinnigen Argumenten wie du. Von wegen, das Land unserer Väter, das eigentlich uns gehört.« Seshmosis war endgültig der Geduldsfaden gerissen.
    »Ich will doch nur, was mir zusteht«, erwiderte Raffim trotzig.
    »Nichts steht dir zu, gar nichts! Als deine und meine Vorfahren Jericho verließen, haben sie all ihren Besitz denen überlassen, die zurückblieben. Und wenn du jetzt nicht sofort nachgibst, rufe ich GON zu Hilfe!«
    Raffim zuckte zusammen. Einen weiteren göttlichen Eingriff in sein leibliches Wohl wollte er keinesfalls riskieren. Mit Schaudern erinnerte er sich an den nicht enden wollenden Brechreiz bei Abydos. Zähneknirschend willigte er ein, nun doch mit den anderen nach Byblos zu ziehen – ohne vorherige Abstimmung.

     
    Der Abschied von Gaza fiel den Tajarim nicht leicht. Seit ihrer Flucht aus Theben hatten sie sich nicht mehr so wohl und sicher gefühlt wie hier. Schweren Herzens, aber mit viel Hoffnung brachen sie nach Norden auf.
    Byblos – die Phönizierstadt, die Handelsmetropole am Mittelmeer, Tor zur Welt, Sehnsucht und Ziel der Tajarim. Diese Stadt war ein pulsierender Schmelztiegel unterschiedlichster Nationen und Religionen, die alle friedlich nebeneinander existierten. Genau das war der Grund, warum Seshmosis Byblos ausgewählt hatte; hier würden die Tajarim nicht als Fremdkörper auffallen, weil es so viele Fremde gab.
    Die Stadt stand seit vielen Jahrhunderten auch in engem Kontakt mit Ägypten.
    Von Byblos wurde vor allem Holz nach Ägypten exportiert, wie etwa Weißtannen, Schwarzkiefern und Zedernholz, da das ägyptische Holz aus Palmen und Akazien von minderwertiger Qualität war, gerade für die Herstellung von Schiffen, Möbeln und, ganz wichtig für
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