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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott
Autoren: Gerd Scherm
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Mauern stürzten bald ein. Das ewige Getröte geht uns allen seit Wochen auf die Nerven.«
    Seshmosis schüttelte sich angewidert. Mit solchen Leuten wollte er wirklich nicht verwechselt werden.
    »Wir haben nicht vor, nach Jericho zurückzukehren. Wir möchten unser Glück in Byblos versuchen«, sagte Seshmosis.
    »Im Prinzip wäre überhaupt nichts dagegen einzuwenden, wenn sich der eine oder andere von Euch hier niederlassen würde. Einen guten Schreiber zum Beispiel könnte ich wirklich gebrauchen.«
    Das Angebot war verlockend. Schreiber des freundlichen Großarchivars von Jericho, umgeben von einem der ältesten Archive der Menschheit. Dazu die Aussicht, stets in der Nähe seiner bezaubernden Tochter Rachel zu sein. Seshmosis überlegte. Doch dann besiegte er die Verlockung.
    »Vielen Dank, edler Elias, Ihr beschämt mich. Gerne würde ich Euer Schreiber sein, aber ich habe meinen Leuten versprochen, sie nach Byblos zu führen. Sie vertrauen mir, ich möchte sie nicht enttäuschen. Darf ich, wenn es mir in Byblos nicht gefällt, auf Euer Angebot zurückkommen?«
    Elias nickte. »Natürlich, junger Freund. Eure Einstellung ehrt Euch und qualifiziert Euch noch mehr für den Posten hier. Es wäre mir eine große Freude, wenn Ihr Euch doch noch entschließen könntet, wieder in der Stadt Eurer Väter heimisch zu werden.«
    Dann verabschiedeten sie sich mit großer Herzlichkeit, und Seshmosis verließ das Stadthaus mit dem Gefühl, einen Freund gefunden zu haben.
     
    In der Herberge wurden sie bereits von Elihofni, Hiram, Melmak und Mumal erwartet.
    Sie tauschten sich kurz darüber aus, was man in Erfahrung gebracht hatte. Dabei erfuhr Seshmosis, dass die Hyksos von Gilgal das Thema Nummer eins in der Stadt waren und wirklich alle Bewohner von Jericho und Umgebung nervten.
    Später, in der Einsamkeit der Nacht, kroch eine winzig kleine Katze auf Seshmosis’ Decke und kitzelte ihn mit den Schnurrhaaren. »Das war wirklich anständig von dir, die Stellung abzulehnen. Und das bei dieser Tochter!«, gurrte die Katze und verschwand.
    Bald darauf begannen irgendwo außerhalb der Mauern von Jericho Shofarhörner zu erschallen. Quälende, monotone, lang gezogene Töne, die von einem fernen Grauen kündeten.

     
    Kurz nach Sonnenaufgang brachen die sechs Tajarim mit ihren Mauleseln Richtung Gaza auf. Der Anstieg zum Hochland war mühsam, und die Tiere gaben sich sturer denn je.
    Plötzlich wurden sie von einer Horde bärtiger, zerlumpter Männer umringt.
    »Die Herren reisen ganz allein?«, sprach sie einer von ihnen an, woraufhin die anderen in grölendes Gelächter ausbrachen. »Das ist aber sehr gefährlich. Man hört, dass es hier ganz böse Menschen geben soll. Möchtet ihr nicht, dass wir euch ein wenig beschützen?«
    Die Bande grölte noch mehr. Anscheinend fanden sie ihren Anführer überaus witzig.
    »Eure Sicherheit ist euch bestimmt ein paar Goldstücke wert, oder?«, fragte der Wortführer drohend.
    Seshmosis schickte ein stummes Stoßgebet zu GON und ging in die Offensive.
    »Wenn wir Gold hätten, würden wir euch welches geben, sicherlich. Aber wir sind nur arme Pilger, und der einzige Schutz, den wir uns leisten können, ist der Schutz unseres Gottes.«
    »So, so, euer Gott schützt euch. Dann wollen wir mal sehen, was er dazu sagt, wenn wir euch die Maulesel abnehmen. Los, Männer, schmeißt sie von den Tieren!«
    »Das würde mir aber gar nicht gefallen!«, erklang eine tiefe Stimme ungefähr zehn Meter über ihnen.
    Die Räuber hielten inne und sahen nach oben. Ebenso die Tajarim.
    Dort war ein schwarzes Loch im sonst blauen Himmel. Es maß ungefähr einen Meter im Durchmesser, und seinen Rand bildeten kleine zuckende Blitze. Seshmosis war beeindruckt. Und nicht nur er.
    Einige der Banditen rieben sich die Augen und sahen nochmals hinauf. Aber die blitzende Öffnung veränderte sich nicht.
    »Ein kleines Gewitter, Männer, nichts Besonderes. Macht weiter!«, befahl der Anführer, doch seine Stimme klang erstaunlich leise und schwach.
    Die tiefe Stimme aus der Höhe sprach erneut: »Nur ein Gewitter also? Nichts Besonderes, meinst du? Hast du Landstreicher jemals ein Gewitter sprechen hören?«
    Der Anführer schüttelte zaghaft den Kopf. Dann erwachte sein Trotz, der nur aus größter Dummheit gespeist werden konnte. »Du bist ihr Gott, nicht meiner! Du hast mir gar nichts zu sagen. Lass mich in Frieden, ich glaube nicht an dich!«
    Der Rest der Horde nickte begeistert, ihr Anführer war wirklich ein
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