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Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Titel: Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise
Autoren: Daria Charon
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innerhalb eines Handumdrehens ein. Die in der Kutsche verbrachten Nächte forderten ihren Tribut.
    Am nächsten Morgen weckte Fanette sie wie befohlen früh und half ihr bei der Toilette. Dann machte sie sich auf den Weg, um Jean Desgrais zu suchen. In ihrer Rocktasche steckte ein wohlgefüllter Geldbeutel, der ihr alle Türen öffnen sollte.
    Sie entdeckte Desgrais im Foyer. Er befand sich im Gespräch mit einem eindrucksvoll gekleideten Mann, der ihm diskret einen Beutel in die Jackentasche schob und sich danach entfernte.
    Entschlossen ging sie auf ihn zu. Er blickte ihr entgegen und hob die Brauen. »Mademoiselle Callière, welche Überraschung. Eure überstürzte Abreise erregte einiges Aufsehen.«
    »Mein Name ist Madame de Rossac, Jean. Tu nicht so, als ob du darüber nicht informiert bist«, entgegnete Marie unbeeindruckt.
    »Wie Ihr wünscht, Madame de Rossac. Was führt Euch nach Versailles zurück?«
    »Persönliche Angelegenheiten. Ich zähle auf deine Hilfe, es soll dein Schaden nicht sein.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Ich brauche eine Audienz beim König. Je eher, desto besser.«
    Er hob die Brauen. »Wer braucht die nicht, Madame de Rossac? Viele, viele Gäste halten sich nur aus diesem einen Grund hier auf.«
    »Wie viel wird es mich kosten, auf der Warteliste ganz nach oben zu kommen?«
    »So viel Geld besitzt Ihr nicht.« Jean wischte ein Stäubchen vom Ärmel seiner Livree. »Außerdem, wenn es um das geht, was ich vermute, dann spart Ihr Euch besser Eurer Geld und Eure Zeit.«
    Marie blickte ihn unverwandt an. »Was weißt du?«
    »Gerüchte, wie üblich. Wenn nur ein Bruchteil davon stimmt, solltet Ihr das Geld lieber in Messen für das Seelenheil von Monsieur de Rossac investieren.«
    »Welche Gerüchte und wer verbreitet sie?«
    Jean blickte ins Nichts. »Mein Erinnerungsvermögen wird mit den Jahren bedauerlicherweise immer schlechter.«
    Mit zusammengebissenen Zähnen zog Marie den Beutel aus der Rocktasche und öffnete ihn. »Irgendwie ist es beruhigend zu wissen, dass sich manche Dinge nie ändern.« Sie zählte einige Münzen in Jeans ausgestreckte Hand, die sodann in seiner Rocktasche verschwand.
    »Die beiden Adjutanten des Comte de Saint-Croix haben seinen Leichnam nach Paris begleitet. Sie informierten den König, forderten den Kopf des Chevalier de Rossac sowie vom König persönlich bestellte Beisitzer bei der Verhandlung, um Korruption und Manipulationen auszuschalten. Seine Majestät war von den Vorkommnissen nicht angetan.«
    »Ich muss mit ihm sprechen, Jean. Du musst es möglich machen. Ich gebe dir alles Geld, das sich besitze.« Maries Stimme zitterte.
    Jean seufzte. »Lasst Euren Beutel stecken. Ich werde mich umhören, aber ich habe keine großen Hoffnungen.«
    »Danke. Ich treffe dich heute Abend wieder hier.« Sie zögerte einen Moment. »Ich habe Aufenthaltsverbot in Versailles, deshalb werde ich den Großteil meiner Zeit in meinem Appartement verbringen, damit mich niemand sieht. Wenn sich eine zufällige Chance ergibt, weißt du, wo du mich finden kannst.«
    Er verbeugte sich. »Sehr wohl.«
    »Jean, ich verlasse mich auf dich«, sagte Marie gepresst. »Du bist meine einzige Hoffnung. Enttäusche mich nicht.«
    Seine Augen verrieten nichts von seinen Gefühlen. »Ich werde tun, was in meiner Macht steht.« Mit einem Nicken wandte er sich ab und schlenderte das Foyer entlang.
    Marie sah ihm nach und ging zurück auf ihr Zimmer. Jetzt fiel ihr zum ersten Mal die Enge der Kammer auf, die für die nächste Zeit ihre Unterkunft war. Vier Schritte hin, vier Schritte zurück. Sie hoffte nur, dass Jeans Bemühungen bald Erfolg zeigen würden.
    Doch bald musste sie zähneknirschend einsehen, dass sich die Dinge nicht überstürzen ließen. Jean erstattete ihr zwar jeden Abend Bericht, aber eine Audienz beim König lag in weiter Ferne.
    Die Tage verrannen und Marie fühlte sich so unnütz wie noch nie. Sie fing an, Troy zu schreiben, und überlegte bei dieser Gelegenheit, dass es vielleicht nicht die beste aller Ideen war, Tris ebenfalls davon zu berichten, dass sie wieder in Versailles war. Wenn ihr Vorhaben geglückt war, blieb Zeit genug, ihm alles zu erklären. Sie glaubte unbeirrbar an ihre Chance, den König überzeugen zu können, sobald sie die Möglichkeit erhielt, mit ihm zu sprechen.
    Von Fanette, die sich unbekümmert im Schloss herumtrieb, hörte sie den neuesten Klatsch, ohne dass etwas davon ihr Interesse weckte. Manchmal saß sie am Fenster und blickte hinunter auf
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