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Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Titel: Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise
Autoren: Daria Charon
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Germain-en-Laye Zuflucht zu suchen. Nie hatte er vergessen, dass sich vormals loyale Untertanen wie der Prince de Condé , Befehlshaber der größten Armee Frankreichs, oder der Herzog von Orleans, sein eigener Onkel, keine Skrupel kannten, wenn es um den Thron und die Herrschaft ging.
    Seine Abneigung, in Paris zu residieren und stattdessen in Versailles ein Schloss zu errichten, das ihm Schutz bot und gleichzeitig die Adeligen in einer Weise an ihn band, die ihm jegliche Kontrolle erlaubte, erklärte sich dadurch ebenso wie seine restriktive Haltung gegen alle, in denen er eine Auflehnung gegen seine Macht fürchtete.
    Marie zog die Unterlippe zwischen die Zähne, als sie nach einem Ausweg suchte. Schließlich konnte sie dem König nicht gut sagen, dass Tris für Versailles und die damit verbundenen Machtspiele nichts als Verachtung übrig hatte. Ihn interessierte der König so wenig wie die Frage, ob er eine blaue oder eine graue Jacke anziehen sollte.
    »Sire, der Chevalier de Rossac würde niemals Eure Macht in Zweifel ziehen. Wenn Ihr Verbündete in den Provinzen sucht, dann wäre er ein Fels in der Brandung«, sagte sie mit fester Stimme, entschlossen, den Stier bei den Hörnern zu packen.
    Der König begann zu lachen. »Ach Marie, in Ihrem Bestreben an dem Wenigen, das Ihr die Ehe mit dem Chevalier eingebracht hat, festzuhalten, ignoriert und verdreht Sie die Tatsachen, wie es Ihr gefällt.«
    Marie zog die Brauen zusammen. »Mein Bestreben ...«
    »Nun, wenn der Chevalier zum Tode verurteilt wird, steht sie mit leeren Händen da. Die Frau eines Hochverräters wird Mühe haben, die Rechnungen für Kleider und ähnlichen Tand zu bezahlen. Ich sehe lange kalte Winter auf Sie zukommen, deshalb verstehe ich auch, warum Sie sich so vehement für Ihren Gatten einsetzt und die Realität einfach beiseite schiebt.«
    Jetzt endlich begriff Marie, was er meinte. Sie holte tief Luft, um ihren Ärger in Schach zu halten. »Nein, Sire, das ist nicht der Grund, warum ich mich vor Euch auf den Boden werfe und um sein Leben flehe. Was mit mir geschieht, ist gänzlich unwichtig. Ich bitte Euch um das Leben des Chevaliers. Ich bitte Euch darum aus einem einzigen Grund: weil ich ihn liebe. Ich bin bereit zu tun, was immer Ihr verlangt, wenn er am Leben bleibt. Die Informationen, die Euch vorliegen, sind falsch. Ihn zu verurteilen, hieße, einen Unschuldigen zu opfern. Er ist ein stolzer Mann, der niemals etwas tun würde, das Eure Loyalität untergräbt. Sein Tod wäre ein unersetzlicher Verlust für Euer Land, Sire.«
    Sie hatte sich zunehmend in ihre Rede hineingesteigert und hörte selbst die Leidenschaftlichkeit in ihrer Stimme. Der Blick des Königs ruhte auf ihr und Marie hielt ihm mit erhobenem Kopf stand.
    Mit einem lauten Seufzen stand der König auf. Seine hohen Absätze klickten auf dem polierten Parkett, als er anfing, auf und ab zu wandern.
    »Sie geht mit dem Begriff Liebe recht großzügig um. Hat Sie mir nicht noch im Frühjahr versichert, dass Ihre Liebe einzig und alleine mir gehört? Und jetzt ist es der Chevalier, den Sie aus ganzem Herzen liebt. Wenn er gehängt wird, findet Sie im nächsten Sommer sicher jemand anderen, den sie lieben kann. Mit etwas Glück bei Ihrer Auswahl werden die Winter vielleicht doch nicht so kalt, wie ich befürchtet habe.«
    Sie hörte den Spott und grub die Fingernägel in die Handflächen, um nicht zu weinen. Ihre Stimme zitterte, als sie endlich eine Antwort geben konnte. »Ich habe mich getäuscht, als ich Euch meiner Liebe versicherte, Sire. Ich war verliebt in ... in einen Traum. Verliebt in Samt und Seide und Juwelen und in meinen jugendlichen Leichtsinn. In Eurer großen Weisheit habt Ihr das erkannt, Sire, und mich vor mir selbst bewahrt. Dafür gehört Euch für ewige Zeiten mein Dank. Aber dem Chevalier gehört mein Herz. Wenn Ihr ihn töten lasst, dann tötet Ihr auch mich. Ich flehe um Eure Gnade, ich flehe um sein Leben.«
    Der König schwieg. Wieder tropften die Sekunden dahin. Die Entscheidung stand greifbar im Raum und Marie hoffte verzweifelt, dass es die richtige wäre.
    Mit einem weiteren tiefen Seufzen setzte sich der König an einen Sekretär und zog aus einer Lade ein weißes Blatt. Maries Herz raste, als sie sah, wie die Feder über das Papier flog und Zeile für Zeile füllte.
    »Ehe ich mein Siegel darunter setze, soll Sie es lesen. Das ist alles, was ich willens bin, für den Chevalier zu tun. Und nur aufgrund der Erinnerung an unsere bezaubernden
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