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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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auf einer knapp vier Kilometer langen Eisenbahnstrecke.
    Die riesige Christusfigur wurde in Stahlbetonbauweise errichtet und anschließend mit Speckstein überzogen. Der Entwurf stammt von dem brasilianischen Bauingenieur Heitor Silva Costa, Kopf und Hände entwarf der damals international gefragte, heute jedoch außerhalb Frankreichs weithin unbekannte französische Bildhauer Paul Landowski, den Costa in Europa kennen gelernt hatte. Viele seiner Werke stehen rund um die Welt, jedoch genießt der Franzose, der sich vorzugsweise in weißen Anzügen sehen ließ, unter Kunsthistorikern eher geringe Aufmerksamkeit.

    Die feierliche Einweihung fand schließlich am 12 . Oktober 1931 statt, in der üblicherweise stimmungsvollen, an jenem Abend jedoch wolkenverhangenen Abenddämmerung. Der Standort wurde weithin als perfekt ausgewählt gerühmt, zumal die Statue Tag und Nacht von fast überall aus in der Stadt zu sehen ist. Die begeisterte Presse schwärmte sogleich vom Corcovado – der buckelige Berg war nunmehr der definitiv schönste von ganz Rio de Janeiro. Überhaupt wurde die Statue gern ein wenig übersteigert gefeiert: Ein Kardinal verkündete in seiner Ansprache zur Einweihung, Cristo Redentor möge Brasilien christliche Begleitung sichern und allem Übel abhelfen – kein unbegründeter Auftrag angesichts der Armut in Rio und dem ganzen Land sowie der grassierenden Kriminalität. Man kann aber mutmaßen, dass sich die Worte des Kardinals gleichermaßen bezogen auf das unchristliche Tun der unterhalb gelegenen lebenslustigen Metropole mit ihren Stränden Copacabana und Ipanema, vor allem zu Zeiten des Karnevals.
    Auch die Zeitungen des Landes hofften auf den Segen für Brasilien, der von der stolzen Statue ausgehen möge. Andere vermerkten kritisch, der größte Vorteil des Standorts sei, dass man von dort aus den Zuckerhut besonders gut sehen könne –beide Berge stehen in ewiger Konkurrenz um den Titel »wichtigstes Wahrzeichen« der Stadt Rio de Janeiro.
    Für viele Bewohner der Metropole ist Cristo Redentor bis heute ein Zeichen der Hoffnung auf Erlösung: von der Armut und bedrohlichen Perspektivlosigkeit. In der Bedrängnis schicken fromme Bewohner Rios ihre flehenden Blicke fast automatisch hinauf zu Christus, dem Erlöser. Als geschätztes Volkseigentum wurde die Statue in vielen brasilianischen Chansons besungen – und als eine der internationalen Sehenswürdigkeiten in Roland Emmerichs Katastrophenfilm 2012 geschändet, als der Weltuntergang durch den spektakulären Kollaps der bekanntesten Wahrzeichen rund um den Globus zelebriert wurde. Ähnlich wie die Freiheitsstatue wurde Cristo Redentor eifrig, wenn auch in geringerer Zahl kopiert – Duplikate stehen außer in verschiedenen Ländern Südamerikas auch in Portugal und den Vereinigten Staaten.

OPER VON SYDNEY, AUSTRALIEN

    Australien mag als jüngster Kontinent der Erde gelten, weil ihn als letzten die Alte Welt für sich entdeckt hat. Man kann aber gleichwohl sehr weit zurückgehen in der Geschichte des Erdteils – und zwar in eine Zeit lange vor dem Auftauchen der Spezies Mensch. Vor rund zweihundert Millionen Jahren spaltete sich vom Urkontinent Pangäa der Großkontinent der Südhalbkugel ab: Gondwana, bestehend aus jenen Landmassen, die später die uns heute geläufigen Kontinente und Subkontinente Südamerika, Afrika, Antarktis, Indien, Madagaskar – und eben Australien bilden sollten. Gondwana brach über den beacht-lichen Zeitraum von rund hundert Millionen Jahren nach und nach auseinander, als Letzte blieben Australien und die Antarktis zurück, die sich schließlich vor rund 45 Millionen Jahrenvoneinander trennten. Das damit entstandene Australien war weiterhin direkt mit Tasmanien und Neuguinea verbunden – in der letzten Eiszeit vor vergleichsweise läppischen rund zehntausend Jahren trennte der steigende Meeresspiegel Australien, Tasmanien und Neuguinea endgültig voneinander. Zu diesem Zeitpunkt war Australien bereits von Menschen besiedelt, die vermutlich vom nördlicheren Sunda aus kamen – einst bei niedrigerem Meeresspiegel eine umfängliche Landmasse, von der heute im Wesentlichen nur noch die indonesischen Inseln und Malaysia übrig sind.
    Menschen besiedelten den Kontinent vor vielen Zehntausend Jahren – der genaue Zeitpunkt ist unsicher und umstritten. Als die Europäer Ende des 18 . Jahrhunderts den Kontinent als ein Stück neue Welt reklamierten, lebten die Australier noch als Jäger und Sammler, ohne so etwas wie eine
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