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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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selbst zum Kaiser von Brasilien. Im 19 . Jahrhundert profitierte Rio enorm vom Aufschwung im Kaffeehandel und entwickelte sich zu einer der wichtigsten Industriestädte des Landes.

    Die Idee für eine Christusstatue auf dem Berg Corcovado (der Buckelige) geht ursprünglich bereits auf das Jahr 1859 zurück, als ein katholischer Priester damit an die portugiesische Prinzessin Isabel herantrat. Die Angelegenheit wurde aber, weil die Prinzessin eher ablehnend reagierte und zumal nach dem Ende der Monarchie, nicht weiter verfolgt. Ein zweiter Anlauf 1921 sah vor, sie anlässlich der Feierlichkeiten zum einhundertsten Jahrestag der Unabhängigkeit Brasiliens 1922 einweihen zu können, jedoch wurde abermals nichts daraus.
    In diesem Jubiläumsjahr war der aufstrebende Industriestaat Brasilien stolzer Gastgeber der ersten Internationalen Weltausstellung auf südamerikanischem Boden. Ursprünglich nur als nationale Veranstaltung zum Unabhängigkeitsjubiläum geplant, nahmen schließlich zwanzig Länder teil. Die Weltausstellung erwies sich trotz der mehr als 3 , 6 Millionen Besucher zwar als Zuschussgeschäft, aber ebenso als langfristig einträglich für die wirtschaftlichen Beziehungen Brasiliens insbesondere zu den Industriestaaten Europas, Nordamerikas und Japan.
    Brasilien verbuchte zu dieser Zeit vor allem durch Einwanderung aus Europa, aber auch aus Japan ein beispielloses Bevölkerungswachstum, das noch Jahrzehnte andauern sollte. Für Rio de Janeiro bedeutete die Weltausstellung einen enormen Entwicklungsschub, führte andererseits aber auch zu einem massiven Anwachsen der Elendsquartiere. Die Hafenstadt verdreifachte allein in den ersten drei Jahrzehnten des 20 . Jahrhunderts ihre Einwohnerzahl auf anderthalb Millionen. Auch kulturell blühte das Land unübersehbar auf – ebenfalls im Jahr 1922 verfassten Künstler ein Manifest, in dem sie sich auf ihre spezifisch südamerikanische Identität beriefen, um sich vom kulturellen Einfluss Europas abzuheben: Erklärtermaßen wollten sie nichts mehr hören von Akropolis oder gotischen Kathedralen der Alten Welt. Außerdem gründete sich im selben Jahr die Kommunistische Partei Brasiliens und putschte das Militär vergeblich, nachdem ihr favorisierter Kandidat die Wahlen verloren hatte.

    Das ehrgeizige Projekt Christusstatue steckte jedoch weiter in den Anfängen: Für den Entwurf war 1921 auf Betreiben der katholischen Kirche, die ihren bleibenden Einfluss im sich modernisierenden Brasilien weithin sichtbar zum Ausdruck bringen wollte, ein Wettbewerb ausgeschrieben worden – allein bis zur Kür eines Siegers dauerte es drei weitere Jahre. Auch der Standort war zunächst Gegenstand einiger Debatten, außerdem sollte die Statue älterer Planung folgend aus Bronze gefertigt werden. Weil der Stadt selbst das Geld fehlte, um die Figur aus eigenen Haushaltsmitteln zu finanzieren – und sie wegen der Trennung von Staat und Kirche auch nur begrenzt zuständig war –, wurde eine Spendensammlung angestrengt. Deren Ergebnisse aber ließen zunächst arg zu wünschen übrig und verzögerten das Projekt um weitere Jahre, in denen der gestalterische Entwurf diverse Modifikationen erfuhr. Beispielsweise wurde erst relativ spät entschieden, der Haltung Christi mit weit geöffneten, segnenden Armen die Form eines Kreuzes zu verleihen. Schließlich steuerten die Erzdiözese Rio de Janeiro, Frankreich und der Vatikan Geld bei, damit die Statue, die sich erst seit 1926 tatsächlich in Bau befand, trotz aller Widrigkeiten doch noch fertiggestellt werden konnte.

    Cristo Redentor (der Erlöser) ist dreißig Meter hoch und gehört damit zu den größten Statuen der Welt. Unter den Christusstatuen wird er nur von dem 1994 errichteten bolivianischen Cristo de la Concordia in Cochabamba übertroffen. Die Figur hat ein Gewicht von eintausend Tonnen, die Spannweite der Arme beträgt 28 Meter. Rios Christus thront in siebenhundertzehn Metern Höhe auf dem Gipfel des Corcovado im Süden von Rio de Janeiro und schaut mit segnend geöffneten Armen hinunter zum berühmten Zuckerhut. In seinem acht Meter hohen, einhundert Quadratmeter Grundfläche einnehmenden Sockel befindet sich eine Kapelle für Besucher. Doch dürfte es mutmaßlich weniger auf die Möglichkeit des erbaulichen Gebets zurückzuführen sein, dass für Touristen die Erlöserstatue auf dem Buckelberg ein überaus beliebtes Anlaufziel darstellt. Eher liegt es am schlechterdings atemberaubenden Panorama sowie an der pittoresken Fahrt
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