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Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger

Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger

Titel: Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger
Autoren: Kai Meyer
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Boden, grinste dabei aber heimlich. »War mir eine Freude. Ehrlich.«
    Auch ich reichte ihm die Hand. »Ewige Freundschaft«, sagte ich weihevoll, und er erwiderte den alten Schwur: »Ewige Freundschaft, Zauberlehrling.«
    Zuletzt umarmte ihn Angelina, und diesmal spürte ich keine Eifersucht, eher Trauer. Diese beiden, die so viel durchgemacht hatten, wurden nun erneut getrennt, vielleicht für immer. Spiritus flüsterte etwas auf Lateinisch, und Angelina nickte. Für mich hatte es geklungen wie: »Pass auf die beiden auf.«
    Wir stiegen wieder auf unsere Rösser und galoppierten den Hang hinunter, winkten Spiritus ein letztes Mal zu, dann lag vor uns die Weite des alten Latium. Einmal glaubte ich aus dem Augenwinkel einen schwarzen Schemen zu sehen, der uns zwischen zwei Hügeln folgte, und als ich wenig später ein fernes Heulen hörte, wusste ich, dass auch Mephisto nicht fern war und über Faustus wachte.
    Erst später, als der Abend anbrach, fragte ich den Meister: »Wohin reiten wir, Herr?« Wir waren erst ein Stück nach Süden und dann über eine Brücke in westliche Richtung geritten, so schnell wie möglich fort von der Stadt und den Schergen des Papstes.
    »Wohin zieht es dich?«, entgegnete er lächelnd. »Zurück in die Heimat? Oder gen Süden?«
    Ich brauchte einen Moment, ehe ich verstand. »Süden, Meister? Ihr meint …?«
    »Die Wüste, Wagner. Die vergessenen Tempel unter dem Sand der Jahrtausende. Die alten Städte des Orients.« Und leiser fügte er hinzu: »Das Reich des Ersten unter den Magiern.«
    Ich sah Angelina an, die ihr Pferd so nah neben meines brachte, bis sich unsere Knie fast berührten. Ihre Augen lächelten.
    »Gen Süden«, sagte ich und ergriff frohen Muts die Hand, die sie mir entgegenstreckte. »Gen Süden, Meister.«

Nachwort des Autors
    Als ich vor knapp fünf Jahren die beiden ersten Bände der Faustus-Trilogie schrieb, hatte ich gerade meine feste Stelle als Journalist an den Nagel gehängt und bis dato vier Bücher veröffentlicht, zuletzt die gebundene Ausgabe von Der Rattenzauber. Ich war fünfundzwanzig Jahre alt und keineswegs sicher, wie gut oder schlecht ich mich als freier Schriftsteller würde durchschlagen können. Ich begann mit der Arbeit an Der Engelspakt, dem ersten Faustus-Band, im Juni und beendete den zweiten Roman Der Traumvater Anfang August desselben Jahres, rund acht Wochen später. Als Journalist habe ich gelernt, schnell und zielgerichtet zu recherchieren, und das ist mir bei vielen Büchern zugute gekommen. Vor allem jedoch bei diesen beiden, denn gerade Der Engelspakt steht – vielleicht ein wenig wacklig – auf einem Berg geschichtlicher Fakten: Angefangen von der realen Figur des Doktor Faustus, über die Biographie Martin Luthers, bis hin zu Schauplätzen wie dem historischen Wittenberg und der Wartburg.
    Bei Der Traumvater hatte ich mehr Freiheiten. Ich las vor allem Hintergrundmaterial über die Mythen und Legenden des Spreewaldes und eine Biografie Hieronymus Boschs (im Buch, der alten Schreibweise entsprechend, Jheronimus genannt). Ich hatte schon früher begonnen, mich mit der Götterwelt Ägyptens zu beschäftigen, mit ihren Kulten und Priesterschaften, und war schließlich sogar – in der Hoffnung, in einigen Büchern davon zehren zu können – nach Kairo gereist, von dort aus am Nil entlang bis hinab zum Rand der Nubischen Wüste. In Der Traumvater hatte ich Gelegenheit, ein wenig von all dem einzubringen.
    Die Bücher erschienen erstmals im April und September 1996. Ein weiteres war fest eingeplant, um die Geschichte um den Zug der Erleuchteten zum Abschluss zu bringen. Zeitgleich aber wechselte ich den Verlag, wandte mich neuen Projekten zu und schickte Doktor Faustus und seinen großmäuligen Adlatus Wagner vorerst in die Verbannung. Zu meinem Erstaunen meldeten sich bald schon die ersten Leser und forderten den letzten Teil der Geschichte, die meisten höflich, ein paar auch mit Nachdruck, doch es bot sich nie die Gelegenheit dazu – bis vor einigen Monaten.
    Nachdem die beiden ersten Romane kürzlich in einem Doppelband unter dem Titel Doktor Faustus wieder veröffentlicht wurden, war endlich der Zeitpunkt gekommen, um die weiteren Ereignisse um Faustus, Wagner und Angelina zu erzählen. Die Geschichte stand in groben Zügen fest, doch nun gab es eine andere Hürde. Ich hatte damals, im Schreibrausch jener beiden Monate, einen ziemlich eigenwilligen Stil für den guten alten Wagner entwickelt, eine widersprüchliche Mischung
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