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Die netten Nachbarn

Die netten Nachbarn

Titel: Die netten Nachbarn
Autoren: Ephraim Kishon
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der dafür geeigneten Straßen herum, warten, bis ein Wagen wegfährt, stellen sich dann vor den freigewordenen Platz und winken jeden, der ihn zu benutzen versucht, mit einem barschen »Besetzt!« weiter – bis irgendein Idiot bereit ist, für die Benutzung zu zahlen. In der Umgebung der Herzl-Straße kassieren sie für einen amerikanischen Straßenkreuzer 20 Pfund, an Sonn- und Feiertagen 30. Mit dieser Gebühr sind auch Anweisungen wie »Links einschlagen … noch ein Stückchen … stopp!« abgegolten.
    »Besser eine Parkhyäne als ein Strafmandat«, sagte ich. Jossele schüttelte den Kopf.
    »Jetzt kennst du mich schon so lange und hast noch immer nichts gelernt. Was heißt da Strafmandat? Wenn man das Verhalten der israelischen Polizei studiert hat, braucht man kein Strafmandat zu fürchten. Angewandte Psychologie, weißt du. Ich parke grundsätzlich nur in engen Seitengassen, auf dem Gehsteig, mindestens dreißig Meter mit dem Rücken zur Hauptstraße, wo die Gesetzesaugen patrouillieren. Mein Wagen ist der einzige, den sie sehen, und zwar in beträchtlicher Entfernung von der Straßenecke. Wird der Hüter der Verkehrsgesetze jetzt vielleicht diese ganze Strecke zurücklegen und obendrein riskieren, dass er auf der Windschutzscheibe dann schon ein Strafmandat vorfindet? Er wird nichts dergleichen tun. Dazu ist er viel zu faul. Und dazu gibt es viel zu viele Parksünder, die es ihm bequemer machen. Komm. Ich will’s dir beweisen.« Wir passierten ganze Reihen wütend hupender Autos, die nicht vorwärtskamen, und hatten alsbald die Fruchtmann-Straße erreicht. Tatsächlich, auf dem Gehsteig, in stolzer Einsamkeit, stand Josseles Wagen.
    Mit einem Zettel unter dem Scheibenwischer.
    Ein Strafmandat. Ein Strafmandat für Jossele. Das war ihm noch nie passiert. Er wurde blass. Ich konnte eine leise Schadenfreude nicht unterdrücken.
    »Angewandte Psychologie, was? Zum Selbstkostenpreis von 80 Pfund, wie?«
    »Wann wirst du endlich erwachsen werden, mein Kind«, brummte Jossele, sperrte den Wagen auf und ging weiter.
    Ich folgte ihm, ohne zu fragen, was er vorhatte. Das würde sich ja bald genug herausstellen. Auf der nächsten Polizeiwachstube stellte es sich heraus.
    »Inspektor«, meldete Jossele dem diensthabenden Organ, »irgendwo in Ihrem Rayon ist mein Wagen gestohlen worden. Wo, kann ich nicht genau sagen. Es war eine mir unbekannte Abzweigung der Dizengoff-Straße.« Und er gab noch einige weitere Aussagen zu Protokoll. Die Polizeistreifen empfingen über Sprechfunk die Anweisung, den gestohlenen Wagen zu suchen.
    »Ich warte in Gustis Café«, verabschiedete sich Jossele.
    Eine Stunde später hatten unsere Freunde und Helfer den Wagen gefunden. Er stand auf dem Gehsteig der Fruchtmann-Straße. Der Beamte, der ihn zurückbrachte, wehrte Josseles Dank bescheiden ab.
    »Wir tun nur unsere Pflicht«, sagte er und fügte mit maliziösem Grinsen hinzu: »Aber wenn wir den Dieb erwischen, wird er zu allem anderen auch noch ein saftiges Strafmandat zu bezahlen haben!«

Die Affäre Aristobulos
    Unsere biblische Tiergeschichte beginnt damit, dass in zwei neu errichtete, nebeneinanderliegende Einfamilienvillen in unserer Nähe zwei Familien einzogen, die des Musiklehrers Samuel Meyer in die eine, die des Privatbeamten Josua Obernik in die andere.
    Es war von Anbeginn klar, dass die beiden Familien einander nicht leiden konnten und es nur darauf angelegt hatten, sich gegenseitig die Hölle heißzumachen. Als Ziel schwebte jeder von ihnen die Vertreibung des anderen vor. Zur Erreichung dieses Ziels leerten sie ihre Abfallkübel in des Nachbars Garten, drehten das Radio so laut auf, dass die Fensterscheiben zitterten, setzten seine Fernsehantenne außer Betrieb und taten alles, was man in solchen Fällen sonst noch zu tun pflegt.
    Angeblich soll Meyer sogar versucht haben, Oberniks Badewanne an die Hochspannungsleitung anzuschließen. Aber selbst wenn das übertrieben ist, gab es keinen Zweifel, dass über kurz oder lang eine der beiden Familien ausziehen müsste. Die Frage war, wer die besseren Nerven hatte. In unserer Straße standen die Wetten 3:1 für Meyer.
    Bis hierher ist das eine ganz gewöhnliche Geschichte, wie sie sich in jedem Häuserblock zutragen kann. Ungewöhnlich wurde sie erst, als die Oberniks sich einen Hund zulegten. Er hieß Aristobulos und war von undefinierbarer Rasse, obwohl er angeblich aus einer erstklassigen skandinavischen Zucht stammte. Die Oberniks hüteten ihn wie ihren Augapfel und
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