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Die Nanokriege - Die Sturmflut

Die Nanokriege - Die Sturmflut

Titel: Die Nanokriege - Die Sturmflut
Autoren: John; Heinz Zwack Lit. Age. Franz; Ringo Vohwinkel
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Entscheidung derer abhing, die sie gefangen genommen hatten und die mit ihnen in engem Kontakt standen, neigten dazu, Bindungen zu ihnen zu entwickeln. Nicht alle; es gab eine junge Frau, Amber, die gegen ihren Zustand angekämpft hatte, bis man schließlich ihren Verstand gelöscht und aus ihr ein willenloses Geschöpf gemacht hatte. Aber Megan hatte wie die meisten »Mädchen« Paul kennen gelernt, Bindungen zu ihm entwickelt und angefangen ihn zu lieben.
    Aber das hieß keineswegs, dass sie ihn nicht töten würde.
    Sobald sie sich zurechtgelegt hatte, wie sie es anstellen und überleben konnte.
    Was sie an ihrer Situation störte – abgesehen davon, dass sie in einem Harem steckte –, war, dass sie über die inneren Zusammenhänge und das Funktionieren des Neuen Aufbruchs besser informiert war als irgendjemand sonst außerhalb jener Gruppe. Sie kannte die Schwächen der Bewegung ebenso wie ihre Stärken, und von Letzteren gab es eine ganze Menge. Sie sehnte sich danach, träumte förmlich davon, diese Informationen der Freiheitskoalition zu überbringen. Aber so sehr sie auch darüber nachdachte, es wollte ihr einfach nicht einfallen, wie sie das schaffen und dennoch überleben sollte. In ihren vielen Gesprächen hatte Paul unter anderem durchblicken lassen, dass er über eine Informationsquelle verfügte, die dem Freiheitsrat sehr nahe stand. Und mit diesem Wissen aus der Gefangenschaft zu entkommen, das würde sehr schwierig sein.

    Die Mädchen wurden in einem großen Raum in einer Art Burg festgehalten, die man zu einer Behausung umgebaut hatte. Es gab nur zwei Eingänge, die beide von modernster Technik geschützt waren. Die Wände waren aus Stein, damit würde sie klarkommen, so wie sie vorhatte, auch mit Paul »klarzukommen«, wenn der richtige Zeitpunkt da war. Aber selbst wenn es den Mädchen irgendwie gelang, aus den Mauern zu entfliehen, so waren diese doch von den Wachen des Neuen Aufbruchs umgeben, und dazu kam noch Pauls Spezialgarde, alles hoch trainierte Kämpfer, ihm persönlich durch vom Netz erzwungene Loyalität verbunden, und dann noch den Legionen der Gewandelten, die den Großteil der Armee des Neuen Aufbruchs darstellten.
    Sie sah nur eine einzige Chance, und die war weit hergeholt. Man nannte die Mitglieder des Rates auch Schlüsselträger, weil sie als körperliches Symbol ihrer Position einen Streifen aus Titanmetall bei sich trugen. Die mit der »Verleihung« der Schlüssel verbundenen Protokolle waren uralt. Ein Ratsmitglied konnte seinen Schlüssel nicht »verlieren«; wenn es ihn versehentlich irgendwie liegen ließ, würde ihn Mutter, die KI, die das Netz steuerte, einfach zu ihm portieren. Paul hatte ihr erzählt, wie Mutter zu Anfang seiner Tätigkeit als Ratsmitglied seinen Schlüssel ein letztes Mal portiert und ihn molekular an seiner Stirn fixiert hatte, so dass er ihn ohne Mehrheitsbeschluss des Rates dort nicht mehr hatte entfernen können. Er hatte eine Woche gebraucht, sich die entsprechenden Stimmen zu verschaffen, eine Woche, in der sich alle über ihn lustig gemacht hatten, und Megan fragte sich manchmal, ob der augenblickliche Krieg nicht in letzter Konsequenz auf diese Demütigung zurückzuführen war.
    Aber man konnte Schlüssel übertragen. Freiwillig beispielsweise, wenn ein Ratsmitglied in den Ruhestand gehen
wollte … beim Tod eines Ratsmitglieds andererseits gehörte der Schlüssel dem, der es schaffte, ihn in seinen Besitz zu bringen. Minjie Jiaqi, der einer der ersten und engsten Verbündeten Pauls im Rat gewesen war, war von seinem Adjutanten getötet worden, und der hatte ihm seinen Schlüssel weggenommen. Paul hatte dann seinerseits den Adjutanten ermorden lassen. Aber solche Methoden würde Megan nicht anwenden können. Minjie war an einem binären Neurotoxin gestorben, und wenn Megan auch über ein einigermaßen brauchbares Chemielabor verfügte, das sie als »Parfümerie« getarnt hatte, überstiegen doch Binärtoxine ihren Erfahrungsbereich erheblich.
    Jiaqis Adjutant war ermordet worden, indem man ihn »in flagranti« angegriffen hatte. Ratsmitglieder pflegten persönliche Schutzfelder zu benutzen, die sie insbesondere in Anbetracht der Sprengstoffprotokolle gegen jeden Angriff gefeit machten. Aber es gab Zeiten, wo diese Schilde abgeschaltet werden mussten. Beim Sex, beispielsweise, oder bei jeder anderen Art von intimen Kontakten. Paul schaltete das seine immer ab, wenn er sich im Harem befand, und musste dann einen Schlüsselcode benutzen, um es
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