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Die Nanokriege - Die Sturmflut

Die Nanokriege - Die Sturmflut

Titel: Die Nanokriege - Die Sturmflut
Autoren: John; Heinz Zwack Lit. Age. Franz; Ringo Vohwinkel
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einmal notwendig gewesen, seinen Namen schreiben zu können –, war die Führung der Konten für sie ein ewiger Albtraum. Insbesondere, weil alles von Hand erledigt werden musste und Christel, wenn man sie aufgefordert hätte, zwei und zwei zu addieren, keine zweimal dabei dasselbe Ergebnis herausbekommen hätte.

    Ihren Frust hatte sie an den Mädchen ausgelassen, und die hatten ihn ihrerseits weitergegeben. Als Megan in den Harem gekommen war, war die Stimmung dort alles andere als gut gewesen. Die Mädchen wussten zwar, dass es gefährlich war, sich gegenseitig bleibende oder entstellende Verletzungen zuzufügen, aber dafür verstanden sie sich darauf, ihre Langweile und ihren Frust in anderer Weise auszuleben, meist auf sexuelle und häufig auf ziemlich grausame Art.
    Megan hatte recht schnell verstanden, sich dagegen zu schützen. Ihr Vater hatte sie gründlich in der fast vergessenen Kunst der Selbstverteidigung ausgebildet; Schutzfeldern vertraute er nicht, weil er zu oft hatte mit ansehen müssen, wie sie aus »persönlichen« Gründen versagten. Aber ein Boxhieb in den Bauch war und blieb ein Boxhieb in den Bauch.
    Also war »das neue Mädchen« nicht so weich gewesen, wie die Insassen des Harems erwartet hatten. Sie hatte ihre Fähigkeiten mehr oder weniger für sich behalten und sie nur ein paarmal an den »Alphatieren« der Gruppe praktiziert. Und seit sie die fest im Griff hatte, wagten die anderen es nicht mehr, sie zu belästigen.
    Christel in den Griff zu bekommen war schwieriger gewesen. Aber sobald Megan ihr gezeigt hatte, dass sie den »logistischen« Teil spielend leicht bewältigen konnte, hatte Christel ihr die Bücher mit einem fast hörbaren Seufzer der Erleichterung überlassen. Mit diesem Hebel hatte Megan im Laufe der Zeit mehr oder weniger die Führung des Harems übernommen. Und das in einem Maße, dass sie von Zeit zu Zeit sogar Christel Befehle gab.
    In der Hinsicht also war ihr Leben besser geworden. Sie hatte schnell erkannt, dass Langeweile im Harem das größte Problem war, und hatte Christel daher dazu veranlasst, Gymnastikkurse einzurichten. Und das hatte dann zu einer
etwas strukturierteren Unterweisung im Nähen, Singen und mit Musikinstrumenten geführt. Alles, um nur die Zeit totzuschlagen und den Mädchen Beschäftigung zu verschaffen und auf andere Gedanken zu bringen, als sich gegenseitig Streiche zu spielen.
    Auch den Teil ihres Lebens hatte sie in den Griff bekommen, aber es gab noch einen, den sie nicht im Griff hatte. Und darauf hatte sie bereits einige Zeit verwandt …
    Als Megan in Pauls Harem gebracht worden war, war sie zwar nicht mehr Jungfrau gewesen, aber anschließend vergewaltigt zu werden – und einen anderen Ausdruck gab es dafür nicht –, war nicht gerade angenehm gewesen. Doch mit der Zeit hatte sie sich nicht nur philosophisch damit abgefunden, sondern sich sogar in den Mann verliebt, der sie in den Harem verschleppt hatte, so schrecklich dieses Gefühl auch für sie war.
    Paul konnte sehr charmant sein, und er war für sie der Einzige, der Nachrichten über die Außenwelt zu ihnen bringen konnte. Sobald Megan ihre ursprüngliche Abneigung überwunden hatte, hatte sie angefangen, gegen starken inneren Widerstand Paul zunächst zu mögen und dann seltsamerweise sogar ihn zu lieben. Megan war eine willensstarke junge Frau mit einem Wissensstand, der den von neunzig Prozent ihrer Generation weit übertraf. Sie war die Tochter eines der wenigen Polizisten, die es in der Zeit vor dem Zusammenbruch noch gegeben hatte. Unter dem Druck ihres Vaters und später aus eigenem Ansporn hatte sie die besten Ausbildungsmethoden ihrer Zeit genutzt, um sich einen höheren Kenntnisstand anzueignen, als ihn die meisten Menschen in der Geschichte je besessen hatten. Sie war in forensischer Chemie ausgebildet wie kaum eine andere, eine Expertin für Selbstverteidigung, sprach drei tote Sprachen, konnte kochen – eine weitere, fast vergessene Kunst – und konnte im Kopf algebraische Gleichungen lösen.

    Ein Haremsmädchen zu werden war nicht gerade eines ihrer Lebensziele gewesen. Und deshalb machte es sie fast verrückt, dass sie im Begriff war, Paul zu »verfallen«.
    Paul hatte gründliche Nachforschungen betrieben, ehe er den Harem aufgebaut hatte, der für ihn nicht viel mehr als eine »Brutstätte« war, und hatte Megan schließlich und endlich klar gemacht, dass ihn ihre Reaktion nicht überraschte. Gefangene, deren Überleben einzig und allein von der
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