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Die Namenlose

Die Namenlose

Titel: Die Namenlose
Autoren: Hubert Haensel
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Zahdas Land auszudehnen und sie zur Unterwerfung von Vanga zu mißbrauchen. Damit erregte sie jedoch den Zorn aller, die ihre Bestrafung beschlossen. Die Abtrünnige wurde gestürzt - ihre Farben und ihren Rang bekam die Hexe und Kriegerin, die das Urteil vollstreckte.«
    »Nun will die Schwarze Mutter zurückholen, was vormals ihr gehörte«, stellte Mythor fest.
    »Ja«, nickte Zaem. »Aber jetzt bin ich zuversichtlich, daß ich siegen werde, denn die Namenlose weiß nicht, was auf sie zukommt. Um Zeit zu gewinnen, bis Burra mit dem Rysha-Horn zur Stelle ist, ging ich zum Schein auf einen Handel ein. Deshalb schwinden meine Farben.«
    »Es geschah, wie du vermutet hast«, sagte Burra. »Die Schwarze Mutter sandte ihre Magie aus, um uns die Waffe abzujagen. Wir waren zu lange weg, deshalb fürchtete ich bereits, sie würde den Betrug bemerken. Zum Glück scheint der Angriff der Rebellen sie davon abgehalten zu haben, nach Ngore zu gehen, um das Horn endgültig an sich zu bringen.«
    »Laß es gut sein.« Zaem wollte die Arme ausstrecken, was ihre Fesseln jedoch verhinderten. »Der Zauber der Gabeln schwindet bald; dann wird die Namenlose feststellen, daß sie getäuscht wurde.« Und an Mythor gewandt, fuhr sie fort: »Unser aller Feindin hat nur ein Stück Holz erbeutet, das aus dem Ast eines Gläsernen Baumes geschnitzt wurde, als der zwölfte Vollmond des Jahres im Zenit stand. Noch glaubt sie, daß es das Rysha-Horn ist, während dieses dem Zugriff ihrer Kreaturen entzogen wurde.«
    »Ein einziges Wort hätte alles zerstören können«, sagte Burra. »Deshalb mußte ich schweigen, bis wir vor Zaem standen. - Doch was soll nun geschehen?«
    »Er wird das Horn blasen…« Der Zaubermutter Blick ruhte auf dem Gorganer, und es schien, als drücke sich ehrliche Bewunderung darin aus. »Nur Mythor kann meinen Plan ausführen, und niemand außer ihm.«
    »Mythor? Du sprichst von dem Tau, der…«
    »Hast du noch immer nicht begriffen, Burra, wer er wirklich ist? Kam dir nie der Gedanke, daß seine Heimat nicht Vanga sein könnte, obwohl du stets in ihm das Besondere sahst?
    Mythor ist ein Mann, wie es in unserer Welt keinen zweiten mehr gibt. Durch das Gorgan-Tor kam er, der Sohn des Kometen, zu uns, und Zahda errettete ihn aus den stürmischen Fluten des Meeres und lehrte ihn die Sprache Vanga. Sein Ansinnen ist es, zum Hexenstern zu gelangen, um dort der Hohen Frau Fronja zu begegnen.«
    »Närrin, die ich war.« Abwechselnd blickte Burra auf Zaem und dann wieder auf Mythor.
    »Du sprichst unsere Sprache, als wäre sie die deiner Mutter«, stellte Zaem fest. »Gib uns den letzten Beweis deiner Herkunft indem du dich der anderen bedienst, die man jenseits der Schattenzone versteht.«
    Mythor stutzte. Ohne sich dessen eigentlich bewußt zu werden, hatte er all die letzten Monde hindurch Vanga gesprochen. Nun fiel es ihm beinahe schwer, die passenden Worte in Gorgan zu finden.
    »Es ist wahr«, sagte er, »ich gelangte aus dem Norden in die Welt der Hexen und Kriegerinnen.«
    »Ja«, meinte Zaem beeindruckt. »In dieser Sprache hat auch Caeryll geredet. Jetzt bin ich sicher, daß Mythor ein Mann wie er ist.«
    »Caeryll?« Burra zuckte sichtlich zusammen. »Du vergleichst ihn, der für viele Amazonen ein Begriff, eine Legende ist? Kein Mann ward je wie er geboren.«
    Auch Mythor ließ die Erwähnung dieses Namens nicht unbewegt, wenngleich er sich sagte, daß die Ähnlichkeit der Lautfolge wohl nur zufällig war. Trotzdem wollte er wissen, wer jener gewesen.
    Zaem erklärte es ihm:
    »Alle glaubten damals, daß die Schwarze Mutter zusammen mit einem Mann namens Caeryll, einem ganz außergewöhnlichen und befähigten Exemplar dieses normalhin schwachen Geschlechts in die Schattenzone geflohen sei. Auf einer Schwimmenden Stadt, die er Carlumen getauft hatte. Doch später ließen seltsame Vorgänge im Nassen Grab den Verdacht aufkommen, daß die Schwarze Mutter in den Ruinen der versunkenen Stadt Ptaath Zuflucht fand. Der Anemona-Kult und die Existenz einer Meermutter schienen das zu bestätigen.
    Leider sahen die meisten Zaubermütter darin noch keine Gefahr. Erst als mein Regenbogenballon von einem Schwarm Entersegler über Ngore zum Absturz gebracht wurde und Burra und ich in die Gewalt der Namenlosen gerieten, erkannte ich, was sich wirklich hier zusammenbraut.
    Sie ist entschlossen, Rache an Vanga zu nehmen. Dann allerdings würden schwere Zeiten anbrechen. Denn die Schwarze Mutter trägt das Böse längst in sich, sie
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