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Die naechste Frau

Die naechste Frau

Titel: Die naechste Frau
Autoren: Sanne Hipp
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erinnere Sie an die letzte Dienstanweisung, die auch Sie unterschrieben haben. Haben Sie mich verstanden?“
    „Ja, ist schon gut. Habe ich heute Morgen nur vergessen.“
    Dein Wort in Gottes Ohr. Alex wollte sich nach dieser kurzen Nachbesprechung mit ihr schon verabschieden, aber ihre Mitarbeiterin hielt sie davon ab.
    „Jetzt wird nicht gegangen. Jetzt trinken Sie einen Kaffee.“
    „Danke, ich hatte bei der Übergabe …“
    „Aber keine griechische Mokka. Sie bleiben.“
    Damit ließ Aslan Alex stehen und begab sich zur Küchenzeile hinüber.
    Nun gut, dann bleib ich eben noch einen Augenblick.
    Alex nahm das Formular für Pflegevisiten, schrieb ihre Notizen ins Reine und heftete sie in den Qualitätsmanagement-Ordner ab. Sie war noch nicht damit fertig, als Aslan ihr eine Tasse Mokka hinstellte. Im selben Moment betrat Jaqueline das Stationszimmer.
    „Trinkst du auch einen Mokka?“, fragte Aslan.
    Bevor Jaqueline sich überhaupt entscheiden konnte, bekam sie eine kleine Tasse vor sich hin gestellt.
    „Es sieht so aus, als hätten wir hier nichts zu sagen“, bemerkte Alex trocken. Jaqueline lächelte sie an. Sie entblößte dabei ein paar wunderschöne weiße Zähne.
    Alex fragte sich gerade, ob sie diese Frau zum ersten Mal lächeln sah, als sie Jaqueline sagen hörte:
    „Ich habe hier keinen leichten Stand. Schön, dass Sie das bemerken.“
    Alex sah einen Augenblick auf ihre Hände. Ihr fiel der Silberring auf, an einem ihrer Finger, die behutsam die Mokkatasse umschlossen. Jaqueline bemerkte ihren Blick.
    Sie setzte sich neben Alex, für eine kurze Pause. Sie sah entspannter aus als sonst.
    Alex machte sich ihre letzten Notizen auf ihrem QM-Formular und legte es dann zur Seite.
    Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer. Es war eine überaus sanfte Berührung, und sie verblüffte Alex so sehr, dass ihr Blick sich sekundenlang an diesem Bild fest hielt, als müsste sie sicher gehen, dass ihr Tastsinn ihr keinen Streich spielte.
    Aber was sollte das denn jetzt?
    Sie bemühte sich um einen gefassten Tonfall. „Ich hatte eigentlich angenommen, dass wir dieses Thema bereits abschließend besprochen haben, Jaqueline.“
    Jaqueline zog ihre Hand sofort zurück.
    „Jaqueline, wie ich Ihnen bereits sagte, wäre meine Bemerkung neulich nicht gefallen, wenn ich gewusst hätte, dass Sie ausgerechnet eine Mitarbeiterin in diesem Seniorenzentrum sind, bei dem ich mich beworben hatte. Es ist vielleicht altmodisch, aber ich trenne Beruf und Privatleben und ich möchte nicht, dass Sie zukünftig solche Versuche wiederholen, sonst wird das für Sie Konsequenzen haben. Ist Ihnen das jetzt deutlich genug?“
    Jaqueline schwieg.
    „Jaqueline.“
    „Ja, völlig klar. Entschuldigen Sie.“ Jaquelines Blick war starr geradeaus gerichtet.
    „Außerdem wissen Sie, dass Ringe aus hygienischen Gründen in der Pflege verboten sind. Es würde mich freuen, wenn Sie sich selbst daran halten würden, sonst brauche ich mich nicht zu wundern, wenn Ihre Mitarbeiter es nicht tun.“
    Jaqueline sah auf ihren Silberring herab.
    Lag da Bedauern ihrer Mimik?
    „Das gilt auch für Freundschaftsringe, Eheringe und dergleichen“, ergänzte Alex.
    „Er ist weder das eine noch das andere“, sagte Jaqueline bestimmt.
    Alex trank ihre Tasse leer und nickte ihr zu, zum Abschied.
    Das war die Antwort auf eine Frage, die Alex ihr nicht gestellt hatte. Sie stand auf und verließ das Schwesternzimmer.
     
    Es wunderte sie, dass ihr später der Anblick von Jaquelines Händen wieder vor Augen auftauchte. Stunden später, als sie längst wieder in ihrem Büro war.
    Ihre Hände hatten etwas Ehrliches an sich. Hände, die es gewohnt waren zu pflegen: Sanft und freundlich. Finger, mit kurzen, runden Fingernägeln. Sehr angenehme Hände. Eigentlich.
    Ihre Berührung hatte ihr noch nicht einmal Unbehagen verursacht.
    Sie ist deine Mitarbeiterin , ermahnte Alex sich selbst, als sie sich wieder auf ihre Arbeit konzentrierte.
     

Kapitel 9
    Alex hatte erst wieder mit Jaqueline zu tun, als Ende der Woche nachmittags ihr Telefon läutete. Wohnbereich 2, zeigte ihr das Display an. Die Demenzstation.
    Sie drückte auf den Knopf mit dem Lautsprecherzeichen. „Was gibt’s?“
    „Könnten Sie gleich mal rüber kommen?“, hörte sie Jaqueline fragen. Sie klang verzweifelt. Im Hintergrund konnte Alex auch den Grund dafür hören. Eine Frauenstimme zeterte:
    „Und ich bleib hier stehen, bis die Heimleitung kommt, und der werd ich was erzählen, was Sie
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