Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung
Autoren: Arthur C. Clarke
Vom Netzwerk:
aber es ist wunderbar zu wissen, dass da in einem eine zweite lebendige Seele atmet. Besonders da dieses Kind in wesentlichen Teilen aus deinem eigenen Genmaterial besteht. Es ist wirklich ein Jammer, dass Männern die Erfahrung der Schwangerschaft versagt ist. Wenn sie selber Kinder austragen könnten, vielleicht würden sie dann begreifen, warum wir Frauen uns immer so große Sorgen um die Zukunft machen.
    Am dritten Tag nach dem Aufbruch der Männer hatte ich mir einen ziemlich heftigen Fall von fieberhaftem >Kabinenkoller< erlaubt. Ich beschloss, aus unsrem Bau zu kriechen und einen Streifzug durch New York zu machen. In Rama war es dunkel, aber ich war derart ruhelos, dass ich trotzdem loszog. Die Luft war recht kalt. Ich zurrte den Reißverschluss meiner dicken Arbeitsjacke über meinem vorstrebenden Bauch fest zu. Ich war kaum ein paar Minuten unterwegs, als ich in der Ferne einen Laut hörte. Ein kalter Schauder lief mir das Rückgrat entlang, und ich blieb abrupt stehen. Der Adrenalinschub übertrug sich offenbar auch in Simones System, denn sie begann heftig zu stoßen, während ich auf dieses Geräusch lauschte. Eine Minute später hörte ich es erneut — das Geräusch, das Besen hervorrufen, die über eine Metallfläche gleiten, und daneben noch ein hochfrequentes Wimmern. Das Geräusch war unmissverständlich: In New York wanderte zweifellos eine Achtbeinspinne umher. Ich zog mich hastig in unsere Höhle zurück und wartete dort auf die Morgendämmerung in Rama.
    Als es hell war, stieg ich wieder nach New York hinauf und wanderte herum. In der Nähe dieser merkwürdigen Scheune, in der ich in die Grube gestürzt war, kamen mir plötzlich Zweifel, ob unsere Schlussfolgerung richtig sei, dass diese Oktarachniden sich nur nachts zeigen sollten. Richard hat von Anfang an fest behauptet, dass es sich um nachtaktive Geschöpfe handle. In den ersten zwei Monaten nach unsrem Vorbeizug an der Erde und ehe wir unseren Schutzrost bauten, der unwillkommene Besucher hindert, in unsere Höhle herabzusteigen, stellte Richard eine Reihe grober Empfänger (er hatte da noch nicht gelernt, den Ramanern exakte Angaben zum Bau von elektronischen Geräten zu vermitteln) um den Bau der Oktarachniden auf und gewann damit, wenigstens zu seiner eigenen Befriedigung, die Gewissheit, dass sie stets nur nachts an die Oberfläche kamen. Schließlich entdeckten die Oktos diese Monitoren und zerstörten sie, aber erst als Richard stichhaltige — wie er meinte — Daten für seine Hypothese gewonnen hatte.
    Für mich allerdings war diese Hypothese keine Beruhigung, als ich plötzlich aus der Richtung unserer Höhle ein lautes, mir unvertrautes Geräusch vernahm. Ich befand mich zu dem Zeitpunkt in der Scheune und starrte in die Grube, in der ich vor neun Monaten fast gestorben wäre. Sofort begann mein Puls zu rasen, meine Haut zu prickeln. Am stärksten beunruhigte mich, dass das Geräusch sich zwischen mir und meinem ramanischen Heim befand. Vorsichtig schlich ich mich an das intermittierende Wimmern an und spähte dabei immer erst um Gebäudeecken, ehe ich mich weiterwagte. Schließlich fand ich die Lärmquelle. Richard zerschnitt mit einer Kettensäge in Miniaturformat, die er aus der Newton mitgebracht hatte, ein Gitter.
    Im Moment stritt er gerade mit Michael. Das Flechtgitter war relativ klein, etwa fünfhundert Knoten insgesamt auf
    einem Rechteck von ungefähr drei Metern Seitenlänge, und an einem dieser niederen Schuppen befestigt, etwa hundert Meter östlich von unserem Schachteinstieg entfernt. Michael behauptete, dass es unklug sein könnte, das Geflecht mit der Bandsäge anzugehen. Als sie meiner ansichtig wurden, rechtfertigte Richard sich gerade, indem er die Nützlichkeit des elastischen Materials pries.
    Wir umarmten und küssten uns alle drei erst einmal ein paar Minuten lang, dann berichteten sie über ihre Große Exkursion. Es sei ein unkomplizierter Trip gewesen. Der Rover und der Sessellift funktionierten problemlos. Die Instrumente zeigten an, dass die Strahlung im Militärschiff überall noch relativ hoch war, darum blieben sie nicht lange und brachten auch keine Nahrung mit. Die wissenschaftlichen Basisdatenspeicher dagegen waren in gutem Zustand. Richard hatte seine Datenkompressions-Unterprogramme eingesetzt und ein Gutteil der Basisdaten auf Würfel übertragen, die für unsere tragbaren Computer kompatibel waren. Sie hatten überdies auch einen schweren Rucksack voll Werkzeug mitgebracht (darunter eben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher