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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung
Autoren: Arthur C. Clarke
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meiner Mutter, dachte sie. Schlaf nun selig und süß, sang sie, schau im Traum das Paradies. Sie begann aus dem Wasser zu steigen. Die Löwin kümmerte sich nicht um sie. Sie schaute die Löwin noch einmal an, und auf einmal trug diese das Gesicht ihrer Mutter. Nicole lief zu ihr hin, um sie zu umarmen. Aber dann wurde sie selbst zu dieser Löwin und strich am Rand der Oase mitten in der afrikanischen Steppe dahin.
    Auf einmal schwammen sechs Personen im Teich, allesamt Kinder. Auch in ihrer Löwengestalt sang Nicole weiterhin das >Wiegenlied< von Brahms, und eines nach dem anderen tauchten die Kinder aus dem Wasser auf. Zuerst kam Genevieve, dann Simone, Katie, Benjy, Patrick und Ellie. Und alle zogen sie an ihr vorbei und in die Steppe hinaus. Nicole hetzte hinter ihnen drein.
    Sie lief auf dem Innenfeld durch ein vollgepacktes Sportstadion. Sie war wieder Mensch und jung und athletisch. Ihr letzter Sprungversuch wurde aufgerufen. Als sie auf die Startbahn für den Dreisprung zustrebte, kam ihr ein japanisch aussehender Kampfrichter entgegen. Du wirst übertreten, sagte Toshio Nakamura finster.
    Sie hatte das Gefühl zu fliegen, als sie die Anlaufbahn hinab- rannte. Sie setzte perfekt vom Brett ab, vollführte einen gut ausgewogenen Sprung und schoss weit in die Sandgrube hinaus. Sie wusste, es war ein guter Sprung gewesen. Sie trabte zu der Stelle zurück, an der sie ihr Aufwärmzeug hatte liegenlassen. Der Vater und Hen ry kamen heran und umarmten sie beide. Gutgemacht, sagten sie einstimmig. Sehr gut!
    Johanna von Orleans brachte die Goldmedaille ans Siegerpodest und hängte sie Nicole um den Hals. Eleanore von Aquitanien überreichte ihr ein Bukett mit einem Dutzend Rosen. Kenji Watanabe und Richter Myshkin traten zu ihr und beglückwünschten sie. Das Lautsprechersystem verkündete, der Sprung sei ein neuer Weltrekord. Die Zuschauermassen sprangen auf und bereiteten ihr eine tosende Ovation. Nicole schaute über das Meer von Gesichtern hin und erkannte, dass sich da nicht nur Menschen befanden. Da saß der Adler in einer Loge neben einem ganzen Block von Okarachniden. Alle winkten ihr zu, sogar die Avianer und die Kugelgeschöpfe mit den Spinnententakeln und die Haubenaale drückten sich an das Glas eines gewaltigen geschlossenen Aquariums. Nicole winkte ihnen allen zu.
    Ihre Arme verwandelten sich in Hügel, und sie begann zu fliegen. Sie war ein Falke und stand rüttelnd über dem Agrargürtel in New Eden. Sie spähte zu dem Gebäude hinab, in dem sie eingesperrt gewesen war. Sie schwenkte westwärts ab und machte Max Pucketts Farm aus. Obwohl es mitten in der Nacht war, arbeitete Max noch im Freien, anscheinend an einem Anbau zu einer der Scheunen.
    Nicole zog weiter nach Westen, auf die grellen Lichter von Vegas zu. Als sie den Amüsierkomplex erreicht hatte, sank sie tiefer und flog die Rückseiten der großen Nachtclubs nacheinander ab. Auf einer Hintertreppe hockte Katie, ganz allein im Freien. Das Gesicht hatte sie in den Händen vergraben, und ihr Körper zuckte. Nicole versuchte sie zu trösten, doch in der Nacht war nur der Schrei eines Falken zu hören. Katie hob den Kopf und schaute fragend in die Höhe.
    Dann flog Nicole nach Positano zum Ausgang des Habitats und wartete, bis die Außentür sich öffnete. Unter den erschrockenen Blicken des Wachpostens verließ der Falke Nicole New Eden. Kaum eine Minute danach hatte sie Avalon erreicht. Robert, Ellie, die kleine Nicole und sogar eine Krankenschwester waren im Aufenthaltsraum in Benjys Station. Nicole konnte sich nicht erklären, wieso sie alle mitten in der Nacht wach waren. Sie rief ihnen etwas zu. Benjy kam ans Fenster und spähte in die Dunkelheit zu ihr heraus.
    Sie hörte eine Stimme nach ihr rufen. Schwach, weit im Süden. Sie flog eilig zum zweiten Habitat und drang durch das klaffende Loch ein, das die Menschen durch die Außenwand gebohrt hatten. Sie schoss durch den Ringgang, fand eine Pforte und schwebte über den Grüngürtel ins Innere. Die Stimme konnte sie nun nicht mehr hören. Aber sie sah ihren Sohn Patrick mit anderen Soldaten an der Basis des braunen Zylinders lagern. Mitten in der Luft gesellte sich ein Avianer mit vier kobaltblauen Halsringen zu ihr. Er ist nicht mehr hier, sagte er. Versuch es in New York. Nicole verließ das zweite Modul eilig wieder und kehrte zur Zentralebene zurück. Wieder hörte sie die Stimme. Sie flog höher und immer höher. Nicole-der-Falke konnte kaum noch atmen.
    Sie flog südwärts über den
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