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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung
Autoren: Arthur C. Clarke
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herein und befahl ihm, den Tisch abzuräumen und Kaffee zu bringen. Nicole hatte seit fast zwei Jahren keine anständige Tasse Kaffee mehr bekommen.
    Sie bedankte sich für das Essen, dann fragte sie mit einem herzlichen Lächeln: »Also, Katie? Und was ist bei dir los? Was machst du denn jetzt so?«
    Katie lachte freudlos. »Immer noch dieselbe alte Scheiße .. . Inzwischen bin ich zum >Entertainment Director< avanciert, für sämtliche Vegas-Betriebe ... Ich buche alle Nummern für die ganzen Clubs ... Das Geschäft läuft blendend, obwohl ...« Katie brach ab, da ihr einfiel, dass ihre Mutter ja nichts von dem Krieg gegen das zweite Habitat wusste.
    »Und ... hast du schon einen Mann gefunden, der dich mit allen deinen ... Eigenschaften schätzen kann?«, fragte sie taktvoll.
    »Keiner bisher, der es mit mir länger aushält.« Plötzlich bedauerte sie die Antwort und wurde ungeduldig. »Hör mal zu, Mutter«, sagte sie und beugte sich ihr über den Tisch hinweg entgegen, »ich bin nicht hierhergekommen, um mit dir mein Liebesleben durchzuhecheln ... Ich hab dir einen Vorschlag zu machen, oder exakt, die Familie möchte dir etwas vorschlagen, und wir sind darin alle einig.«
    Nicole sah ihre Tochter verwirrt an. Jetzt, zum ersten Mal, fiel ihr auf, dass Katie in den vergangenen zwei Jahren beträchtlich gealtert war, seitdem sie sie zuletzt gesehen hatte. »Ich verstehe nicht so recht. Was für ein Vorschlag ist das?«, fragte sie.
    »Also, du weißt ja sicher, dass die Regierung schon seit einiger Zeit an der Anklage gegen dich arbeitet. Und jetzt ist sie so weit, dass sie vor Gericht gehen will. Die Anklage lautet — so viel ist klar — auf Volksaufwiegelung et cetera, und darauf steht die Todesstrafe. Der Staatsanwalt hat uns gesagt, dass die Beweise gegen dich überwältigend sind und dass an deiner Verurteilung kein Zweifel besteht. Doch wegen deiner früheren Verdienste um die Kolonie und wenn du dich bereitfindest, dich in dem weniger gravierenden Anklagepunkt — vorsätzliche Anstiftung zum Widerstand gegen die Staatsgewalt — für schuldig zu erklären, würde man die Hauptanklage fallen...«
    »Aber ich habe doch nichts verbrochen«, sagte Nicole mit fester Stimme.
    »Das weiß ich — Mutter«, erwiderte Katie ungeduldig. »Aber wir — Ellie, Patrick und ich — sind fest davon überzeugt, dass sie dich höchstwahrscheinlich schuldig finden werden. Und der Staatsanwalt hat uns versprochen, wenn du dich in dem minderen Anklagepunkt gleich schuldig bekennst, wirst du sofort angenehmere Haftbedingungen in einer besseren Zelle erhalten, Besuch von der Familie haben dürfen, ja, sogar deine kleine neugeborene Enkelin sehen dürfen ... Er hat sogar angedeutet, dass er bereit sein könnte, bei der zuständigen Behörde eine Sondergenehmigung durchzusetzen, damit Benjy im Haus von Ellie und Robert leben kann ...«
    In Nicole tobte es. »Und ihr seid alle — einmütig? — der Ansicht, dass ich mich auf dieses Schuldgemauschel einlassen und mich schuldig bekennen soll, obwohl ich vom Augenblick meiner Verhaftung an unverbrüchlich meine Unschuld erklärt habe?«
    Katie nickte. »Wir wollen nicht, dass du sterben musst. Vor allem so sinnlos.«
    »So sinnlos?« Auf einmal loderten Nicoles Augen wild. »Du denkst also, mein Tod wäre sinnlos?« Sie stieß sich vom Tisch ab, sprang auf und begann hin und her zu stapfen. »Ich würde trotzdem noch immer für die Gerechtigkeit sterben«, sagte sie, mehr zu sich selbst als zu Katie. »Jedenfalls ist das meine Überzeugung. Selbst wenn es im ganzen Universum nirgendwo eine einzige Seele geben sollte, die das begreifen kann.«
    »Aber, Mutter! «, warf Katie heftig ein. »Wozu sollte das denn gut sein? W as wäre damit erreicht? Deine Kinder, dein kleines Enkelchen, wir müssten ohne dich sein, für immer. Benjy müsste weiter in diesem trostlosen Behindertenheim leben ...«
    »Aha, das ist also die schmutzige Abmachung«, unterbrach Nicole mit immer eisiger und lauter werdender Stimme. »Eine noch hinterhältigere Abart des Paktes, den Faust mit dem Teufel schloss ... Nicole des Jardins, schwöre ab all deinen tiefsten Überzeugungen und bekenne deine Schuld — auch wenn du völlig schuldlos bist. Und du setzt dabei deine Seele nicht etwa für schnöden, egoistischen irdischen Gewinn aufs Spiel. Nein, das zu verweigern würde dir ja viel zu leichtfallen ... Man bietet dir das Drecksgeschäft an, weil es deiner Familie nützlich ist ... Kann man sich einen
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