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Die Nadel.

Titel: Die Nadel.
Autoren: Ken Follettl
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eines Mannes. Sie wirkte jung und stark, fähig und
     selbstbewußt, ruhig und aufmerksam, lebendig und vor allem normal.
    »Kommen, Storm
     Island, wir haben die ganze Nacht versucht, Sie zu erreichen . . . Wo, zum Teufel, sind Sie
     gewesen?«
    Lucy schaltete auf »Senden«, wollte sprechen und brach in Tränen
     aus.

SECHSTER TEIL – KAPITEL 36
    ercival Godliman hatte
     nach zu vielen Zigaretten und zu wenig Schlaf Kopfschmerzen. Er hatte den Fehler gemacht,
     etwas Whisky zu trinken, um die lange, sorgenvolle Nacht in seinem Büro zu
     überstehen. Alles bedrückte ihn: das Wetter, sein Büro, seine Arbeit, der Krieg. Zum
     erstenmal, seit er diesen Beruf ausübte, sehnte er sich zurück nach staubigen
     Bibliotheken, unleserlichen Manuskripten und mittelalterlichem Latein.
    Colonel Terry kam mit zwei Tassen Tee auf dem Tablett herein. »Niemand hier scheint zu schlafen«,
     sagte er fröhlich und setzte sich. »Zwieback?« Er bot Godliman einen Teller an.
    Godliman verzichtete auf den Zwieback und trank den Tee, der ihn ein wenig
     aufmunterte.
    »Der Mann mit der dicken Zigarre hat mich gerade angerufen. Er hält
     mit uns Nachtwache.«
    »Und wieso?« fragte Godliman mürrisch.
    »Er macht
     sich Sorgen.«
    Das Telefon klingelte.
    »Godliman.«
    »Das Königliche
     Flugmeldekorps in Aberdeen für Sie, Sir.«
    »Ja.«
    Eine neue Stimme, die
     eines jungen Mannes, war zu hören. »Hier ist das Königliche Flugmeldekorps in Aberdeen,
     Sir.«
    »Ja.«
    »Sind Sie Mr. Godliman?«
    »Ja.« Mein Gott, diese Militärs waren vielleicht Umstandskrämer!
    »Wir
     haben Storm Island endlich erreicht, Sir.«
    »Gott sei Dank!«
    »Es ist nicht
     unser eigentlicher Beobachter – es ist eine Frau.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Noch nichts, Sir.«
    »Was soll das heißen?« Godliman unterdrückte die wütende Ungeduld,
     die in ihm aufstieg. »Sie . . . sie weint nur, Sir.«
    »Oh.« Godliman
     zögerte. »Können Sie mich mit ihr verbinden?«
    »Ja, einen Moment.«
    Eine
     Pause entstand, die durch mehrere Klickgeräusche und ein Summen unterbrochen wurde. Dann
     ertönte das Schluchzen einer Frau.
    Godliman fragte: »Hallo, hören Sie mich?«
    Sie schluchzte immer noch.
    Der junge Mann unterbrach: »Sie kann Sie nicht
     hören, bis sie auf ?Empfang? stellt, Sir – ah, jetzt hat sie’s getan. Fahren Sie
     fort.«
    »Hallo, junge Frau«, sagte Godliman. »Wenn ich zu Ende gesprochen habe,
     sage ich ?0ver?, dann schalten Sie auf ?Senden?, um mit mir zu sprechen, und sagen
     ?Over?, wenn Sie fertig sind. Verstehen Sie mich? Over.«
    Die Stimme der
     Frau kam über die Leitung. »O Gott, endlich jemand, der vernünftig ist. Ja, ich
     verstehe. Over.«
    »Erzählen Sie mir also, was passiert ist«, sagte Godliman
     sanft. »Over.«
    »Ein Schiffbrüchiger ist hier vor zwei – nein, drei Tagen
     gelandet. Ich glaube, er ist der Stilettmörder aus London. Er hat meinen Mann und unseren
     Schafhirten ermordet, und jetzt ist er vor dem Haus, und ich habe meinen kleinen Jungen
     hier . . . Ich habe die Fenster zugenagelt und mit einer Schrotflinte auf ihn geschossen
     und die Türen verriegelt und den Hund auf ihn gehetzt, aber er hat ihn getötet, und ich
     habe ihm einen Schlag mit der Axt versetzt, als er durchs Fenster klettern wollte, und ich
     kann nicht mehr, also kommen Sie bitte und retten Sie mich . . . Over.«
    Godliman
     legte die Hand über die Telefonmuschel. Sein Gesicht war weiß geworden. »Arme Frau«,
     flüsterte er, doch als er sich wieder an sie wandte, klang seine Stimme forsch. »Sie
     müssen noch etwas länger aushalten. Die Navy, die Polizei, die Küstenwacheund alle möglichen Leute sind unterwegs zu Ihnen, aber sie
     können erst landen, wenn der Sturm aufhört. Jetzt möchte ich, daß Sie etwas tun. Ich
     kann Ihnen nicht sagen, warum Sie es tun müssen, weil uns vielleicht die falschen Leute
     zuhören, aber es ist absolut notwendig. Können Sie mich gut verstehen? Over.«
    »Ja, sprechen Sie weiter. Over.«
    »Sie müssen Ihr Funkgerät
     zerstören. Over.«
    »Oh, nein, bitte . . . wirklich?«
    »Ja«, sagte
     Godliman. Dann merkte er, daß sie immer noch sendete.
    »Ich . . . kann nicht
     . . . « Darauf folgte ein Schrei.
    »Hallo, Aberdeen, was ist los?« fragte
     Godliman.
    Der junge Mann meldete sich. »Das Gerät ist immer noch auf ?Senden?
     gestellt, Sir, aber sie spricht nicht. Wir können nichts hören.«
    »Sie hat
     geschrien.«
    »Ja, das haben wir mitbekommen.«
    »Verdammt.«
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