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Die Nachtmahr Wunschträume

Die Nachtmahr Wunschträume

Titel: Die Nachtmahr Wunschträume
Autoren: Jean Sarafin
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mich wahrscheinlich zehn Extra-Therapiesitzungen bei Doktor Slater«, meinte ich schließlich, als ich endlich wieder genug Luft bekam, um zu sprechen.
    »Du weißt schon, dass die Kosten bei mir landen?«, kommentierte Klaus trocken.
    Ich stieß ihn mit der Schulter an. »Du hast es ja auch verbockt.«
    »Vielleicht sollte ich auch mal eine Sitzung machen?« Er lächelte, aber seine Augen blickten immer noch ernst. So als denke er über mehr nach – vielleicht über alles, was er mir im Zusammenhang mit meiner Rettung und meiner Abschiebung verschwieg.
    »Ganz sicher sogar!«, stimmte ich zu. Normalerweise gingen mir Psychologen und Psychiater auf die Nerven. Aber der Dok war wirklich okay. Und irgendwie hatte er den Dreh raus. Zumindest mit mir. Und wer mich schaffte, schaffte Klaus doch sicher auch.
    »Es ist übrigens keine fürchterliche Charaktereigenschaft«, lenkte Klaus das Thema um. Ich hatte nur keine Ahnung wohin. »Was?«
    »Das mit der Ehrlichkeit und mit dem Aussprechen von Dingen ...« Er ließ seinen Satz ins Leere laufen.
    »Oh, verdammt!« Ich hatte es offensichtlich schon wieder getan. Oder besser gesagt: Mehrfach im Verlaufe dieses Gespräches. Das musste ich unbedingt ändern!
    »Nein Liz.« Dieses Mal nahm er meine beiden Hände und drehte sich so, dass er mir beinahe gegenüber saß. »Ändere es nicht. Du bist gut so, wie du bist. Ein toller Mensch. Ein ehrlicher Mensch.« Er drückte meine Hände. Freundschaftlich. Verbindend. Etwas, was sehr sehr lange niemand mehr gemacht hatte. »Versprich mir, dass es so bleibt!«
    Ich nickte und wir schwiegen einen Moment lang. Ein gutes Schweigen. Manchmal war es viel wichtiger, mit einem Menschen schweigen zu können, als reden. Schien ihm auch so zu gehen, denn er meinte schließlich: »Ich will wenigstens einen Menschen in meiner Nähe habe, der ehrlich ist. Der mir die Wahrheit sagt, egal wie weh sie tun mag.«
    »Darin bin ich ganz gut«, meinte ich und musste ein Zittern unterdrücken. Wie kam es, dass ausgerechnet Klaus genau diesen Wunsch äußerte? Den Wunsch, den ich ebenfalls hatte?
    »Habe ich gemerkt«, bestätigte er meine Aussage. Ein kaum sichtbares Lächeln schlich über seine Lippen. »Haben wir einen Deal?«
    »Unter einer Bedingung.«
    »Welche?« Kluger Mann! Sagte nicht einfach »ja«, nur weil wir einen kurzen Moment des friedlichen Beisammenseins und des Verständnisses hatten.
    »Ich nehme dasselbe für mich in Anspruch. Ehrlichkeit und Wahrheit.«
    »Ehrlichkeit und Wahrheit«, wiederholte er feierlich.
    »Aber nur, wenn du die richtigen Fragen stellst«, schränkte ich ein. Sonst würde er mir sicher irgendwann vorwerfen, dass ich ihm bezüglich meiner Person nicht die Wahrheit gesagt hatte.
    »Hei«, meinte er und stieß mir mit dem Ellbogen in die Seite. Doch es war nur ein leichter Stoß, begleitet von einem frohen Lachen. Als sei ihm eine Last von der Seele gefallen, die er seit Jahren mit sich herumschleppte. Ging mir genauso.

    Ich öffnete die Autotür und starrte das kleine, grüne Monster auf dem Beifahrersitz an. Seit wann war Klaus unter die Gärtner gegangen?
    »Was ist das denn für ein Unkraut?« Ich beförderte den Topf mit der Pflanze in den Fußraum.
    »Das
Unkraut
, du Banause, ist ein Blaustern und sehr schön.«
    »Okaaayyy...« Ich ließ die letzten zwei Buchstaben lange klingen.
    »Ich habe ihn dir als Entschuldigung gekauft.«
    »Oh.« Das machte ihn in der Tat sehr viel schöner.
    »Es war simple Bestechung. Meine Pfefferminze hast du ja auch behalten«, behauptete Klaus und gab mir zu denken. Ob er VORHER in meinem Zimmer gewesen war? Also bevor ich ihn überhaupt im Haus bemerkt hatte? Denn wie sonst hätte er heute morgen schon einen Blaustern besorgt haben können?
    Ich beschloss diese Fragen für mich zu behalten. Man konnte kein Vertrauen für sich in Anspruch nehmen, wenn man selbst nicht bereit war, es zu geben.
    »Sie ist sehr robust«, neckte ich stattdessen. Vielleicht sollte ich mich bezüglich der Sprache der Blumen doch noch mal schlau machen. Außer bei Rosen und Pfefferminze hatte ich nämlich keine Ahnung von den Bedeutungen. Und das mit den Rosen galt eigentlich auch nur bei den ordinären roten Rosen ...

    Ich erwachte aus meinen Tagträumen, als Klaus auf dem Parkplatz der Schule hielt. Dabei konnte ich mich nicht einmal daran erinnern, aktiv geträumt zu haben. Außerdem war ich ein Nachtmahr. Was bedeutete, dass ich normalerweise nur Nachts träumte.
    Ohne auf meinen prüfenden
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