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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Sie schwach und ich bin stark. Ist das vielleicht die Geschichte Ihres Lebens? Sie waren nie in der Lage, das Vernünftige zu tun, den Mund zu halten. Sie mischen sich immer wieder in Dinge ein, die Sie nichts angehen.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Und wenn ich nicht achtgebe, dann werde ich wegen dieser kleinen Untugend eines Tages noch böse enden.«
    »Höchstwahrscheinlich«, sagte er. »Aber noch etwas: Wir werden die Piper nicht zweihundert Meter nördlich dieser verdammten Insel finden, sondern Sie. Sie werden es gemeinsam mit diesem Türken hier tun, weil Sie wissen, was gut für Sie ist.«
    Ich konnte mir ungefähr vorstellen, was nun folgen würde, aber ich wandte ein: »Das müssen Sie mir erklären.«
    »Mit Vergnügen: Ihnen bleibt nichts anderes übrig. Wenn ich Sie als freien Mann von hier fortließe, was würden Sie dann tun? Zu den Behörden gehen und melden, daß Sie Andreas Pavlo aus dem Gefängnis geholt haben? Daß Sie einen Posten getötet haben? Können Sie sich vorstellen, was man dann mit Ihnen machen wird? Vergessen Sie nicht, ich bin bei der Sicherheitspolizei, ich muß es wissen.«
    »Reden Sie weiter.«
    »Sie werden mit diesem Kerl hinausfahren, weil das eine Aufgabe für Berufstaucher ist. Sie fahren mit Kapelari und Christou nach Kreta, suchen die Maschine und bringen die Aktenmappe hierher. Versuchen Sie ja nicht, sie zu öffnen. Sie wissen ja, daß das Schloß mit einem Sprengsatz gekoppelt ist.«
    »Und wenn wir uns weigern?«
    »Wie können Sie das? Ich habe doch immer noch die beiden Söhne des Türken, oder? Diese Leute haben einen ausgeprägten Familiensinn, wußten Sie das nicht?«
    »Und wenn ich Ihnen nun sage, daß mich das nichts angeht?«
    »Sollten Sie vergessen haben, Mr. Savage, daß ich noch jemanden hier habe, der Sie etwas angeht? Sehr viel sogar?«
    Sarah stand drüben an der Bar und starrte ihn lange Zeit an. Dann ging sie zu Aleko hinüber, der in dem Clubsessel zusammengesunken war und seinen Kopf mit beiden Händen festhielt.
    »Dimitri, hast du das gehört?« fragte sie.
    Er sah sie fast flehend an. »Die Leute auf dieser Liste, Sarah! Wenn wir wirklich frei sein wollen, müssen wir dieses Gesindel haben. Wir müssen es ausrotten!«
    Er konnte nicht mehr vernünftig denken. Sein kranker, gequälter Verstand hatte den kritischen Punkt bereits überschritten. Sicher erkannte sie das, denn als sie ihm kurz die Hand auf die Schulter legte, war das eine fast zärtliche Bewegung.
    Als sie dann Melos ansah, lag sprühender Haß in ihrem Blick. »Sag ihm, er soll zum Teufel gehen, Savage.«
    Er sah mich fragend an und hob eine Augenbraue. »Nun?«
    Ich holte tief Luft, bezwang meinen fast unwiderstehlichen Drang, ihm einen Tritt in den Magen zu versetzen, und antwortete: »Lassen Sie Divaini aus dem Spiel. Ich mach' es selbst.«
    »Nur mit mir, mein lieber Freund.« Ciasim lächelte. »Bei solchen Bergungsarbeiten immer zwei Taucher, nie einer allein. Hast du mir das nicht selbst beigebracht?«
    Sarah trat auf mich zu, griff nach meiner Hand und redete auf mich ein. »Aber nicht meinetwegen, das lasse ich nicht zu. Auf dieser Liste müssen viele wertvolle Menschen stehen. Glaubst du, mit dieser Belastung könnte ich weiterleben?«
    Ich wandte mich ab und ging hinaus. Ich schob mich an den beiden Gorillas vorbei und stieg hinaus aufs Deck. Dann stand ich an der Reling und atmete die kühle Morgenluft. Es war immer noch sehr dunstig, und die Sicht in der Bucht war schlecht.
    Ciasim sagte zu mir: »Sie hat nicht unrecht, Jack.«
    »Hör auf damit, für heute morgen hab ich genug.«
    Der gute irische Whisky pochte mir in den Schläfen. Ich hatte eine Stinkwut im Bauch und spürte Schmerzen im Hinterkopf.
    Melos tauchte auf und sah in den Nebel hinaus. »Wie tief ist das Wasser da draußen in der Fahrrinne zwischen den Klippen?«
    »Zehn bis zwölf Faden«, antwortete ich. »Warum?«
    »Dort könnte man schön dein Schiff verschwinden lassen, meinst du nicht auch, Türke?«
    Von seinem Standpunkt aus war das nicht schlecht überlegt, denn wenn die ›Seytan‹ verschollen war, würden die Behörden das Verschwinden des Schiffes sicherlich mit Pavlos Flucht in Verbindung bringen und die ganze Ägäis absuchen.
    Zum erstenmal gelang es Melos, bei Ciasim wirklich einen Lebensnerv zu treffen. Für einen Seemann ist ein Schiff etwas Lebendiges, und wenn es noch dazu das eigene ist, dann ist es fast ein Bestandteil des eigenen Körpers.
    Ciasim knurrte wie ein Bär, der gleich

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