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Die Nacht der lebenden Trekkies

Die Nacht der lebenden Trekkies

Titel: Die Nacht der lebenden Trekkies
Autoren: Kevin David Anderson
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bleiben!«, rief Jim.
    Niemand hörte auf ihn. Ein Soldat trat die Tür ein und drang in die Finsternis vor. Zwei andere Männer folgten ihm.
    Eine Explosion ließ die Straße erbeben. Der Türrahmen des Hauses spuckte Staub und Flammen aus. Die Erschütterung schleuderte einen Soldaten zurück auf die Straße. Er fiel zu Boden und verbarg das Gesicht in den Händen.
    Die beiden anderen Männer kamen nicht mehr heraus.
    Jim stürzte sich in das brennende Gebäude und versuchte die verschwundenen Soldaten in der beißenden Schwärze ausfindig zu machen. Er stolperte eine Ewigkeit herum und legte seinem Empfinden zufolge zahllose Kilometer zurück. Langsam dämmerte es ihm: Er konnte sich unmöglich noch immer in dem ausgebombten Häuschen am Stadtrand von Arschabad befinden.
    Dann fand er seine Soldaten wieder.
    Die Vermissten waren die Gefreiten Eric Willman und Lou Jones. Beide waren neu in der Dritten. Beide waren voller Blut, ihre Kampfanzüge nur noch geschwärzte Fetzen. Doch beide waren noch auf den Beinen und standen völlig gelassen vor ihm.
    »Warum habt ihr nicht auf mich gehört?«, fragte Jim.
    »Konnten wir nicht«, sagte Lou. »Du warst doch nicht bei uns.«
    Nun erst wurde Jim bewusst, dass die beiden tot waren. Und doch standen sie da und bedachten ihn mit Blicken, die Löcher in einen Stein hätten brennen können.
    »Du trägst die Verantwortung für uns«, sagte Eric.
    »Wo warst du?«, fragten beide.
    Jim wollte antworten, bekam aber kein Wort heraus.
    »Wo warst du?«, fragten sie noch einmal.
    Auch diesmal bemühte Jim sich, etwas zu sagen.
    »Wach auf«, sagte jemand.
    Die Finsternis erhellte sich. Die Gesichter der toten Soldaten verblassten. Ein neues, kaum weniger beharrliches Organ ersetzte ihre Stimmen.
    »Wach auf!«, schrie es. »Irgendwelche Rotzlöffel machen Probleme mit ’nem Phaser!«
    Jim zuckte hoch. Die auf seinem Schoß liegende Zeitung fiel zu Boden. Er rieb sich über die Stirn und schaute sich um. Afghanistan war weg. Auch das Jahr 2009. Stattdessen saß er in einem dicken Polstersessel in der Empfangshalle des Botany Bay Hotels im Zentrum von Houston. Es war Freitag, am späten Nachmittag.
    Und er war während der Arbeitszeit eingeschlafen.
    Die Frau, der die Stimme gehörte, stand vor ihm. Ihre Stirn war missbilligend gerunzelt.
    »Hey, Janice«, grunzte Jim. »Wie geht’s denn so?«
    »Du hast Glück, dass der Direktor einen Narren an dir gefressen hat«, erwiderte Janice Bohica. Sie berührte ihre Schläfen kurz mit den Fingern, als müsse sie einen pulsierenden Kopfschmerz besänftigen. »Warum das so ist, weiß ich nicht. Du bist nämlich der Allerletzte, dem ich Verantwortung übertragen würde.«
    Jim hörte ihre Predigt nicht zum ersten Mal. Er mutmaßte, dass Janice sie während ihrer siebzehnjährigen Tätigkeit als Geschäftsführerin des Hotels schon einer langen Reihe von Untergebenen vor den Kopf geknallt hatte.
    »Was kann ich für dich tun?«, fragte er.
    »Wie wär’s, wenn du dich zusammenreißt und dich wie ein Erwachsener benimmst? Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Wir sind heute ein wenig knapp an Personal.«
    Jim schaute sich in der Empfangshalle um. Für einen Freitagnachmittag war sie ungewöhnlich still. »Sieht aus, als wäre alles unter Kontrolle«, sagte er. »Abgesehen von den zwei- bis dreihundert Trekkies ist ja hier nicht viel los.«
    »Wir haben genau 262 Convention-Besucher registriert«, sagte Janice. »Aber wir rechnen damit, dass mindestens noch dreitausend als Tagesgäste hier reinschneien. Diese Leute können ungemein wartungsintensiv werden. Du wirst das ganze Wochenende auf den Beinen sein.«
    Jim richtete sich im Sessel auf und gähnte.
    »Was hast du da eben über einen Typen mit ’nem Taser gesagt?«
    »Phaser«, korrigierte Janice ihn. »Das ist eine tragbare Strahlenkanone aus der Fernsehserie Star Trek. Im zweiten Stock läuft jemand mit so einem Ding herum und zielt damit auf Menschen. Er macht den Leuten Angst.«
    »Wo ist denn unser Sicherheitschef?«
    »Dexter ist beschäftigt. Jemand aus dem siebenten Stock hat einen betrunkenen Pantomimen gemeldet. Der Typ hat wirklich jemanden angegriffen.«
    »Ein betrunkener Pantomime?«, fragte Jim.
    »Ein Mann in einem Trikot und mit angemaltem Gesicht. Er hat auch versucht, Dexter anzuspringen. Aber Dexter hat ihm eins mit dem Schlagstock verpasst. Er hat ihm Handschellen angelegt und ihn nach unten gebracht. Er wartet auf die Bullen.«
    »Mist«, sagte Jim. »Dann muss er
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