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Die Nacht der lebenden Trekkies

Die Nacht der lebenden Trekkies

Titel: Die Nacht der lebenden Trekkies
Autoren: Kevin David Anderson
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ja stundenlang Formulare ausfüllen.«
    »Genau«, sagte Janice. »Deswegen musst du dir den Phaser-Bubi vornehmen.«
    »Du kannst dich auf mich verlassen.«
    »Das habe ich schon mal gehört«, sagte Janice. »Na ja, ich weiß, dass du’s nicht ernst meinst. Dein Lebensziel ist doch das Vermeiden von Verlässlichkeit.«
    Jim spürte, dass sein Unbehagen zunahm. Janice war zickig. Sie war dienstbeflissen. Was ihn jedoch am meisten ärgerte: Sie hatte ihn in eine Schublade gesteckt.
    »Hör mal«, sagte er. »Lassen wir die Psychotherapie für heute, ja? Ich weiß schon, dass ich dir permanent auf den Senkel gehe. Warum vergeudest du nur deine Zeit damit, eine Liste meiner Unzulänglichkeiten anzulegen?«
    Janice musterte ihn von oben bis unten.
    »Weil du mehr sein könntest als das, was du bist«, sagte sie und deutete auf seine Hoteluniform. »Außerdem steht dir das Zeug gar nicht.«
    Jim empfand das starke Verlangen nach einem Themenwechsel. Er ging in die Hocke und legte die Zeitung zusammen – es war die Morgenausgabe des Houston Chronicle. Bevor er sie ordentlich auf den Tisch neben dem Sessel legte, überflog er kurz die Schlagzeile: JOHNSON-RAUMFAHRTZENTRUM GESCHLOSSEN .
    »Ein Gasleck hat eine Explosion verursacht«, erklärte Janice. »Nur Bergungstruppen kommen durch die Absperrung. Das ganze Gelände wird mit Pinzetten abgesucht.«
    »Klingt so, als hättest du den Artikel eingehend studiert.«
    »Aktuelle Ereignisse sind wichtig, Jim. Besonders aktuelle Ereignisse, die sich gerade mal zwanzig Kilometer von uns entfernt abspielen. Und jetzt geh bitte rauf und schnapp dir den Bengel mit dem Phaser.«
    Janice wandte sich abrupt um und kehrte an die Rezeption zurück.
    Jim stand auf und fuhr mit den Händen über sein kurzes kastanienbraunes Haar. Es war kaum länger als der Stoppelkopf, der ihn beim Militär geziert hatte. Doch seine Hoteluniform war radikal anders. Statt Wüstentarnanzug, Helm und Brustpanzer trug er schwarze Stiefel, schwarze Hosen und einen weißen Pulli mit Schildkrötenkragen unter einem zweireihigen roten Jackett. Für Houston im August war die Uniform zwar nicht gerade die beste Wahl, doch im Inneren des hermetisch abgeschlossenen Hotels, wo ein hyperaktives Klimakontrollsystem alles bis auf frische zwanzig Grad herunterkühlte, war sie erträglich.
    Überhaupt war es hier erträglicher als dort, wo er zuvor gewesen war.
    Jim durchquerte rasch das von der Sonne beschienene siebzehn Etagen hohe Atrium. Die seitlichen und rückwärtigen Wände wiesen Hotelzimmerfenster auf. In der nach Norden weisenden Wand befand sich der Haupteingang – eine ganze Batterie von Glastüren. Gleich gegenüber war die Rezeption – ein langer schwarzer Marmortresen, an dem man sich anmelden konnte.
    Gleich hinter dem Empfang gab es vier gläserne Aufzüge. Jim drückte einen Knopf und zog ein Walkie-Talkie aus der Innentasche seiner Weste. Jemand hatte es mit einem Filzstift auf der Rückseite beschriftet: Eigentum von BBH&CC.
    »Hey, Dexter, bist du da?«, fragte er.
    »Ich bin in meinem Büro«, kam die Antwort. »Leiste gerade Erste Hilfe.«
    »Wem?«
    »Mir selbst. Dieser schwachmatische Hundesohn hat mich in den Arm gebissen.«
    »Im Ernst? Ein Pantomime hat dich gebissen?«
    »Das ist überhaupt nicht witzig, Pike. Ich blute. Ich hab gerade drei Liter Wasserstoff auf die Wunde gekippt.«
    Jim war verlockt, Dexter zu sagen, dass er schon schlimmere Wunden gesehen hatte. Aber so etwas einem Zivilisten zu erklären, brachte nichts. »Ich schnapp mir jetzt den Burschen mit dem Phaser«, sagte er. »Möchtest du, dass ich ihn in dein Büro bringe?«
    »Auf keinen Fall«, sagte Dexter. »Bring mir nur sein Spielzeug. Ich möchte die Bullen nicht nochmal anrufen. Die haben schon ’ne Ewigkeit gebraucht, um Marcel Marceau abzuholen.«
    Der Aufzug ganz rechts verkündete mit einem Ping, dass er angekommen war. Die Tür ging auf. Jim trat hinein. »Ich bin unterwegs«, sagte er als die Tür sich schloss. »Wir sehen uns in ein paar Minuten.«
    Er ließ das Walkie-Talkie in sein Jackett gleiten und drückte den Knopf für den zweiten Stock. Das Audiosystem des Hotels spielte eine verkratzte Aufnahme von William Shatner, der »Lucy in the Sky with Diamonds« sang. Die Organisatoren der Convention hatten eine komplette Liste aller Lieder abgeliefert, die die Trekkies an diesem Wochenende hören sollten, darunter Popsongs von Leonard Nimoy, Filmmusik von Jerry Goldsmith und dazwischen auch mal das Trällern
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