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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie
Autoren: Anne Rice
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gedacht, Sie wären verbrannt.«
    »Wirklich?« flüsterte sie. »Es war nett, daß Sie mir geholfen haben. Ich war an einem Ort, wo ich kaum atmen konnte. Ich war in der Dunkelheit.«
    Sie blinzelte zum Sonnenlicht hinauf, das durchs Fenster fiel.
    »Sie müssen mir hinaus ins Sonnenlicht helfen«, sagte sie.
    »Oh, dafür ist es viel zu früh.«
    Aber sie richtete sich tatsächlich unbeschwert auf und wickelte die Decke wie ein Gewand um sich. Die feinen dunklen Augenbrauen ließen sie stark und entschlossen aussehen. Er fühlte sich dadurch auf eine sehr direkte körperliche Weise angesprochen.
    Wie eine Göttin sah sie aus mit diesem Ding, das sie beim Aufstehen über eine Schulter schlang. Wieder strahlte sie ihn mit diesem Lächeln an, das ihn vollständig unterwarf und be-zwang.
    »Hören Sie, Sie müssen mir sagen, wer Sie sind. Ihre Familie, Ihre Freunde, wir werden sie benachrichtigen.«
    »Gehen Sie mit mir hinaus«, sagte sie.
    Sie ging über den staubigen Hof und führte ihn durch das Tor in den kleinen Garten, der eigentlich nur seiner war, und unmittelbar vor seinem Schlafzimmer und der Bürotür lag.
    Sie setzte sich auf die Holzbank, er setzte sich neben sie. Sie warf das Haar zurück, als sie zum heißen Himmel emporsah.
    »Aber es ist sinnlos, hier draußen in dieser schrecklichen Hitze zu sitzen«, sagte er ihr. »Besonders wenn Sie Verbrennungen erlitten haben.« Aber das war dumm. Ihre Haut war makellos und rein, ihre Wangen herrlich gerötet. Er hatte in seinem ganzen Leben keinen gesünderen Menschen gesehen.
    »Soll ich mit jemandem Verbindung aufnehmen?« versuchte er es wieder. »Wir haben inzwischen ein Telefon und einen Telegrafen hier.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen«, sagte sie, hob seine linke Hand und spielte mit seinen Fingern. Plötzlich schämte er sich, weil ihn das so sehr erregte. Er mußte sie anstarren, ihre Augen und dann ihren Mund. Er konnte die Brustwarzen unter dem Laken sehen.
    »Ich habe Freunde, ja«, sagte sie fast verträumt. »Und muß Verabredungen einhalten. Und Rechnungen begleichen. Aber erzählten Sie mir von sich, Doktor. Und von diesem Ort hier.«
    Wollte sie, daß er sie küßte? Er konnte es kaum glauben, aber er hatte nicht die Absicht, die Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen. Er bückte sich, um ihre Lippen zu berühren.
    Es war ihm einerlei, wer zusah. Er schlang die Arme um sie und zog sie an sich.
    »Die Benachrichtigungen sind nicht eilig«, sagte sie, während sie mit der Hand in sein Hemd glitt. Sie standen auf und gingen gemeinsam zum Schlafzimmer. Sie blieb stehen, als könnte sie nicht einmal so lange warten. Er hob sie hoch und trug sie.
    Sündig, böse, aber er konnte nicht anders. Sie küßte ihn, und er stolperte fast. Er ließ sie auf die Matratze sinken und machte die Holzjalousien zu. Zum Teufel mit den anderen.
    »Bist du sicher, daß du…« Er verstummte. Er riß sich das Hemd vom Leib.
    »Ich mag Männer, die erröten«, flüsterte sie. »Ja, ich bin sicher. Ich möchte vorbereitet sein, wenn ich meine Freunde wiedertreffe.« Sie wickelte das Tuch auf. »Sehr gut vorbereitet.«
    »Was?« Er legte sich neben sie, küßte ihren Hals, streichelte ihre Brüste. Sie drängte ihm mit den Hüften entgegen und er legte sich auf sie. Sie wand sich wie eine Schlange, aber sie war warm und duftend und bereit, ihn in sich aufzunehmen.
    »Meine Freunde…«, flüsterte sie und sah leicht benommen zur Decke hinauf. Ein kleiner Funke von Unbehagen tanzte dabei in ihren Augen. Aber dann sah sie ihn an, ganz Verlangen, und ihre Stimme wurde zu einem Gurren, als sie ihm mit den Nägeln über seine Schultern fuhr. »Meine Freunde können warten. Wir brauchen uns nicht zu beeilen. Wir haben alle Zeit der Welt!«
    Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was sie meinte. Und es war ihm auch einerlei.

Document Outline
Teil 1
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4
5
6
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Teil 2
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