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Die Mütze

Die Mütze

Titel: Die Mütze
Autoren: Wladimir Woinowitsch
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ihn zum Oberst befördert, aber vergessen, ihn auf die Liste zu setzen, so daß er seine Papache postum bekam. Sie haben sie auf dem Sargdeckel vor ihm hergetragen.«
    »Erst recht Idiot«, folgerte der Marschall, »besser ein lebendiger Oberstleutnant als ein toter Oberst.«
    Bei der dritten Flasche fand Kukuschas verworrene Erzählung von Lukins Bosheit und Sturheit Gehör.
    »Und wer ist dieser Lukin ?« fragte der Marschall streng.
    »Etwa der KGB-General ?« fragte Iwan Fedossejewitsch interessiert.
    »Du kennst ihn ?« wunderte sich der Marschall.
    »Jawohl, Genosse Marschall. Wenn er es ist, dann kenne ich ihn sogar ganz gut. Er war erst kürzlich bei mir und bat mich, seinen Enkel freizustellen. Sein Enkel soll ein begabter Kameramann sein, Sportler, Bergsteiger und aktives Mitglied des Komsomol.«
    »Alles klar«, nickte der Marschall, »hast du ihn freigestellt ?«
    »Jawohl, Genosse Marschall. Ich habe ihn freigestellt. Aber der Fehler läßt sich korrigieren.«
    »Ein heller Kopf!« sagte der Marschall zu Kukuscha, indem er auf Iwan Fedossejewitsch deutete, »einen solchen Adjutanten krieg' ich nie wieder. Weißt du, Iwan, schick doch diesem jungen Hund einen Gestellungsbefehl, und wenn der Großvater dann angerannt kommt, dann sag ihm, seinen Enkel schicken wir nach Afghanistan, und aus dir, sag ihm, wenn du nicht eigenhändig die richtige Mütze ins Krankenhaus bringst, aus dir wird Marschall Pobratimow einen Strick drehen!«
    »Jawohl, Genosse Marschall, jawohl.« Iwan Fedossejewitsch gehorchte mit sichtlichem Vergnügen. »Ich werde es ihm nicht so direkt sagen, sondern irgendwie durch die Blume. Was für ein Mützchen wünschen Sie denn?« wandte er sich an Kukuscha. »Rentier oder Faultier?«
    Das Resultat dieses Gesprächs war ein Einberufungsbefehl, der von einem Boten gegen Unterschrift einem jungen Kameramann namens Petja zugestellt wurde. Als er sich bei der angegebenen Dienststelle meldete, wurde er zu seinem Erstaunen von dem Militärkommissar der Stadt Moskau, Generalmajor Danilow, persönlich empfangen.
    Der General war außerordentlich jovial. Er stand von seinem Schreibtisch auf, begrüßte Petja mit Handschlag, bot ihm auf dem Sofa Platz an und setzte sich neben ihn.
    »Sie sind also Kameramann?« fragte der General und strahlte Petja mit goldenem Lächeln an. »Ein wunderbarer Beruf, aber gar nicht so ungefährlich, wie viele glauben. Ich erinnere mich, daß wir an der Front auch einen Kameramann hatten. Ein Mann von außerordentlichem Mut. Manchmal kroch er für einen guten Streifen beinahe unter den feindlichen Panzer oder lief dem Maschinengewehrfeuer entgegen. Ein großartiger Mensch.« Der General seufzte. »Leider gefallen.«
    Darauf fragte er Petja aus und erfuhr, daß der junge Kameramann außer den professionellen manche anderen Vorzüge aufzuweisen hatte: Bergsteiger, Karatekämpfer, Mitglied des Stadtkomitees des Komsomol und Aktivist.
    »Ausgezeichnet. Sie sind für uns wie geschaffen.« Der General klatschte in die Hände wie ein Zivilist. »Wir wollen den schweren Alltag unserer internationalen Kampfeinheiten filmisch dokumentieren und brauchen einen begabten Kameramann. Wir wollen das Leben unserer Soldaten unter alpinen Bedingungen zeigen, und dabei werden Ihre Erfahrungen als Bergsteiger uns sehr zustatten kommen. Und schließlich brauchen wir ideologisch stahlharte Männer, die unseren Idealen ergeben und jederzeit bereit sind, ihr Leben für sie zu opfern.«
    »Sie wollen mich nach Afghanistan schicken?« fragte Petja mit versagender Stimme.
    Zum erstenmal wich das Lächeln aus dem Gesicht des Generals. »Junger Mann«, sagte er leise, »Sie wissen, in der Armee werden keine Fragen gestellt.«
    Eins hängt mit dem anderen zusammen. Wenn Kukuscha nicht Iwan Fedossejewitsch getroffen hätte, dann hätte Lukins Enkel keinen Einberufungsbefehl erhalten. Hätte Lukins Enkel keinen Einberufungsbefehl erhalten, dann hätte auch sein Großvater keinen Grund gehabt, bei der angegebenen Dienststelle persönlich vorzusprechen. Und hätte sein Großvater bei der angegebenen Dienststelle nicht persönlich vorgesprochen, warum hätte er dann Andrej Andrejewitsch Schtschupow anrufen sollen ? Das Ergebnis dieser Begegnungen und Telefonate war ein Sonderauftrag auf Anfertigung einer Rentiermütze Größe achtundfünfzig an das Produktionskombinat des Literaturfonds der UdSSR und die beschleunigte Herstellung derselben.
    Als ich an die Reihe kam, Efim zu suchen, wußte ich bereits,
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