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Die Münze im Becher (German Edition)

Die Münze im Becher (German Edition)

Titel: Die Münze im Becher (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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Akrobaten zugeschaut hatte, staunte er auch diesmal wieder über die Gelenkigkeit einer jungen Frau, die nicht nur Radschlagen und den einarmigen Handstand vollendet beherrschte, sondern auch das rechte Bein so hochziehen konnte, dass es ihren Kopf berührte. Ein schon älterer Mann jonglierte zuerst mit Bällen und warf diese dann einem halbwüchsigen Mädchen zu, das sie in einem Korb verstaute.
    Die Akrobatin trat jetzt einen Schritt vor. »Das habt ihr noch nie gesehen!«, rief sie mit lauter Stimme, um mehr Zuschauer anzulocken. »Mein Vater wird nun mit brennenden Fackeln jonglieren!«
    Falko kam neugierig näher und beobachtete, wie sie die Fackeln anzündete und dem Mann nacheinander drei davon zuwarf. Nach einer kurzen Verbeugung vor dem Publikum ließ dieser die Fackeln durch die Luft wirbeln und fing sie immer wieder auf, ohne sich daran zu verbrennen oder gar in die Flamme zu greifen. Plötzlich warf die Tochter dem Vater die vierte Fackel zu. Es gelang ihm, auch diese aufzufangen, und dann kam etwas, das den Zuschauern schier den Atem verschlug. Der Gaukler schleuderte die Fackeln hintereinander auf seine Tochter zu. Diese fing sie geschickt auf und warf sie wieder zurück.
    Als die beiden schließlich das Spiel beendeten und sich den Zuschauern zuwandten, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Die Halbwüchsige, dem Aussehen nach die jüngere Schwester der Akrobatin, ging mit einem kleinen Korb herum, um den Lohn für die gelungene Vorführung einzusammeln. Auch Falko warf eine Münze dazu und fand, dass sich diese Ausgabe gelohnt hatte.
    Anschließend hielt er wieder nach Mutter und Schwestern Ausschau, sah aber, dass diese noch immer am Stand des Tuchhändlers standen. Da er ähnlich wie Kunner zum Tragen der Einkäufe verdonnert worden wäre, bog er in eine andere Gasse des Jahrmarktes ab und fand sich vor dem Stand eines Zahnbrechers wieder.
    Dort herrschte ein Höllenlärm. Ein Trommler und ein Trompeter traktierten ihre Instrumente und überstimmten damit das Schreien eines Mannes, dem der Meister eben einen Zahn zog. Schließlich wies dieser die blutige Zange mit dem schwarz verfärbten Zahn vor, während die Musik erstarb.
    »Hier ist der Übeltäter, der diesen Mann so lange gequält hat! Wohl spürt er jetzt noch ein wenig Schmerz, doch wird dieser rasch vergehen, und er kann schon heute Abend wieder frohgemut in einen Apfel beißen. Doch wer will nun den Zahnwurm loswerden? Seid nicht so zaghaft, Leute! Denkt daran, dass ich erst in einem Jahr wieder in eure Stadt komme. Wie ist es mit Euch, junger Herr?«, fragte der Zahnbrecher in Falkos Richtung.
    Dieser hob abwehrend die Hand. »Ich habe noch alle meine gesunden Zähne!«
    Statt seiner drängte sich eine ältere Frau nach vorne. »Helft mir, Meister. Mir tut es hier oben seit Wochen weh!«, rief sie mit undeutlicher Stimme.
    »Setz dich, gute Frau!« Der Zahnbrecher half ihr auf das kleine Podium, auf dem er seine Kunst zum Besten gab, und wies sie an, den Mund ganz weit zu öffnen.
    »Da ist der Schurke ja schon! Gleich bist du ihn los und kannst wieder fröhlich kauen und reden.«
    »Muss das sein?«, brummte ein Mann in Falkos Nähe. »Die letzten Wochen war sie doch so schön still!«
    Mit einem nachsichtigen Lächeln ging Falko weiter, während hinter ihm erneut Trommel und Trompete erklangen. Am nächsten Stand schrie ein in einen weiten Talar gehüllter Mann gegen den Lärm der Musik an.
    »Kommt, ihr guten Leute, und kauft meinen Theriak! Wer an Schlaflosigkeit leidet, dem schenkt er einen geruhsamen Schlaf und schöne Träume. Außerdem bekämpft er die Hitze des Leibes, beseitigt Bauchschmerzen, Würmer und Kopfweh! Er hilft wirklich gegen alles! Selbst der Fürstbischof von Würzburg und sogar Seine Majestät, der König, bekommen keinen besseren von ihren Leibärzten verschrieben.«
    Falko wusste, dass die Kräuter und Säfte der Ziegenbäuerin auf Kibitzstein gegen Krankheiten weitaus wirksamer waren als dieses seltsame Gebräu, auf das die Herren Ärzte schworen, und setzte seinen Weg fort. Andere hingegen drängten sich um den Stand, um das Wundermittel zu kaufen.
    Unterdessen hatten Marie, Lisa und Hildegard ihre ersten Einkäufe erledigt und gesellten sich wieder zu Falko. »Na, hast du schon was erstanden?«, fragte Lisa lachend.
    »Nein, mir ist noch nichts ins Auge gestochen«, antwortete er.
    »Sagen wir: Nichts, was du so einfach kaufen kannst!« Lisa zwinkerte Hildegard und Marie fröhlich zu und erklärte, sie
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