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Die Münze im Becher (German Edition)

Die Münze im Becher (German Edition)

Titel: Die Münze im Becher (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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einen anderen Becher deuten, um an das Geld zu kommen, und das wäre der Wohltätigkeit dann doch zu viel.«
    Ein breitschultriger Mann mit rötlichen Haaren streckte ihr ein paar Münzen hin. »Hier sind meine Pfennige!«
    Die Frau nahm sie entgegen, wies dann mit einer ausholenden Geste auf den Spieler, der eben einen neuen Schilling unter einen der Becher legte und diese dann so rasch vertauschte, dass den Leuten schier beim Zuschauen schwindlig wurde. Als er wieder aufhörte, streckte er erneut die Hände nach außen, und seine Helferin fragte den Breitschultrigen, unter welchem Becher nun die Münze sei.
    »Nun, ich glaube, äh, unter dem in der Mitte!«, sagte der Mann zögernd.
    Die junge Frau hob den Becher hoch, doch er war leer. »Schade!«, meinte sie mit einem so schmelzenden Lächeln, dass selbst bei dem Verlierer kein Unmut aufkam. Der Mann schien sogar zu überlegen, ob er nicht noch mal drei Pfennige riskieren sollte. Doch da schoben ihn andere einfach beiseite. Der Nächste setzte seine drei Pfennige ein und verlor ebenfalls. So ging es jedem Spieler, der vor Falko stand.
    Als dieser an die Reihe kam, grinste der Spieler, denn er hatte bemerkt, dass der junge Mann weitaus mehr auf den Ausschnitt seiner Helferin gestarrt als auf die Lederbecher geachtet hatte, und nahm ihn nicht ernst. Doch nun machte sich das harte Kampftraining bemerkbar, dem Falko durch seine Ausbilder unterworfen worden war. Als die Becher hin und her sausten, vergaß er die junge Frau und achtete nur auf die Hände des Mannes. Als dieser sie wieder ausbreitete, zeigte Falko auf den mittleren Becher.
    »Die Münze ist da drinnen!«
    Sein zuversichtlicher Ton verwirrte die schöne Helferin. Beinahe zögernd streckte sie die Hand aus. »Wir werden sehen, ob Ihr recht habt«, sagte sie und hob den Becher. Darunter glänzte es silbern.
    »Tatsächlich! Ihr habt die Münze im Becher gewonnen!« Sie nahm das Geldstück und reichte es Falko.
    Dabei berührte er für einen Augenblick ihre Hand. Sie war warm und fühlte sich angenehm an. Nun bedauerte Falko, dass er mit Mutter und Schwestern hierhergekommen war. Wäre er alleine hier gewesen, hätte er versucht, mit dem schönen Kind zu tändeln. So aber musste er sich damit begnügen, sie anzuschauen.
    Er wollte erneut setzen, doch sein Gewinn hatte die Hoffnungen der anderen Zuschauer erneut angefacht, und so streckten sich der schönen Helferin viele Hände mit Münzen entgegen.
    »Es kommt einer nach dem anderen an die Reihe«, erklärte diese und wies auf den Spieler, der nun wieder die Becher im raschen Wechsel vertauschte.
    Alle bis auf Falko starrten auf seine Hände. Selbst Marie war näher gekommen, um dem Spiel zuzusehen. Da spürte sie auf einmal ein leichtes Zupfen an ihrem Gürtel. Durch ihre Zeit als Wanderhure gewitzt, griff sie sofort nach unten, traf auf eine Hand und hielt diese fest.
    »Was soll das?«, fragte sie und sah erst dann, dass es der Mönch war, der vorhin den Schilling gewonnen hatte.
    »Ich frage mich, weshalb du mich am Arm packst, meine Tochter. Ich bin doch nur gegen dich gestoßen«, antwortete der Mönch ungehalten.
    Marie war unschlüssig, doch als sie nach ihrem Geldbeutel tastete, hing dieser noch am Gürtel. Daher ließ sie den Mönch wieder los.
    »Gebt das nächste Mal besser acht«, riet sie ihm noch und wandte sich ihren Kindern zu.
    »Ich glaube, wir sollten uns auf den Weg zum Gasthof machen.« Ihr war die Lust am Jahrmarkt vergangen, und sie sehnte sich nach einem Platz, an dem sich die Menschen nicht wie Schafe aneinanderdrängten.
    Da stieß Hildegard einen leisen Schrei aus. »Mein Geldbeutel! Er ist weg!« Zwar hatte sie nur ein paar Münzen darin gehabt, dennoch tat ihr allein schon der Verlust des reich bestickten Beutels weh.
    »Vorsicht! Hier treibt sich ein Beutelschneider herum«, rief Marie und sah sich suchend um.
    Lisa kümmerte sich inzwischen um die weinende Schwester. »Wie konnte das passieren? Hast du jemanden gesehen, der es getan haben könnte?«
    »Nein«, antwortete Hildegard mit einer hilflosen Geste. »Mich hat nur der fromme Bruder vorhin angerempelt.«
    Bei diesen Worten kniff Marie die Augenlider zusammen und suchte nach dem Mönch. Dieser stand gerade bei der Helferin des Spielers und steckte dieser etwas zu.
    »Falko, halte die beiden dort auf!«
    Ihr Sohn missverstand die Situation und glaubte, der Mönch würde sich der schönen Frau ungebührlich nähern. Mit einem zornigen Ruf überwand er die drei Schritte,
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