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Die Mordbeichte

Die Mordbeichte

Titel: Die Mordbeichte
Autoren: Jack Higgins
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schleuderte heftig, und er hatte
Mühe, ihn wieder unter Kontrolle zu bekommen. »Seien Sie
vernünftig! Mein Auftrag lautet, Sie sofort zurück zur Farm
zu bringen.«
      »Ich ändere ihn«, erwiderte Fallon schlicht und zündete sich eine Zigarette an.
      Die Kirche Holy Name lag in der
Rockingham Street, einge quetscht zwischen glänzenden neuen
Büroblocks aus Beton und Glas auf der einen Seite und
schäbigen heruntergekom menen Lagerhäusern auf der anderen.
Weiter oben an der Straße hoben Bagger bereits das Fundament
für neue Beton klötze aus.
      Varley parkte gegenüber der Kirche, und Fallon stieg aus.
      Holy Name war eine viktorianische
Gotik-Monstrosität mit einem gedrungenen häßlichen Turm
in der Mitte. Sie war mit einem Gerüst verkleidet, obgleich
niemand hier zu arbeiten schien.
      »Sieht nicht gerade nach Bienenfleiß aus«, bemerkte Fallon.
      »Ihnen ist das Geld
ausgegangen. Wie ich gehört habe, kracht das elende Ding
demnächst zusammen.« Varley wischte sich nervös den
Schweiß aus den Brauen. »Lassen Sie uns verduften.
Bitte!«
      »Gleich.«
      Fallon überquerte die
Straße und ging auf den Hauptein gang zu. Auf dem Anschlagebrett
standen da Costas Name und die Zeiten der Messen. Beichte war an
Wochentagen um eins und um fünf. Er starrte einen Moment auf das
Brett und lächelte dann.
      Langsam wandte er sich um und kehrte
zum Caravan zu rück. Er lehnte sich ins Fenster der Fahrerkabine.
»Dieses Bestattungsunternehmen von Meehan – wo ist
es?«
      »Paul's Square«, sagte Varley. »Nur zehn Minuten von hier, auf der Seite des Rathauses.«
      »Ich hab' noch was zu
erledigen«, sagte Fallon. »Sagen Sie Meehan, daß ich
ihn dort um zwei Uhr treffen werde.«
      »Um Himmels willen, Mr. Fallon! Das können Sie doch nicht machen!« rief Varley außer sich.
      Aber Fallon war schon halb über die Straße.
      »Bastard!« knurrte Varley und fuhr los.
      Fallon ging nicht in die Kirche,
sondern die Seitenstraße hoch, an einer hohen, grauen Steinmauer
entlang. Sie um schloß einen alten Friedhof. Er trat durch eine
seitliche Pforte. Flache Grabsteine hauptsächlich, und in einer
Ecke stand ein Haus, vermutlich das Pfarrhaus. Es schien sich in etwa
dem gleichen Zustand wie die Kirche zu befinden. Ein trauriger,
düsterer Platz. Auf den blattlosen Bäumen lagen
Rußschich ten, jahrhundertealter Stadtdreck, den nicht einmal der
Re gen abwaschen konnte. Fallon wurde seltsam melancholisch. Das war
also das Ende von allem: Worte auf verwitterten Steinen.
      Eine Tür schnappte zu. Er wandte
sich blitzschnell um. Eine junge Frau kam aus dem Pfarrhaus den Weg
entlang, einen alten Trenchcoat um die Schultern gelegt. Sie hatte
einen Spazierstock aus Ebenholz in einer Hand und einen Packen
Notenblätter unter dem anderen Arm. Fallon schätzte sie auf
Ende Zwanzig. Sie hatte ein ernstes Gesicht und schwarzes,
schulterlanges Haar.
      Er schickte sich gerade an, eine
Erklärung abzugeben, aber sie sah durch ihn hindurch, als ob er
nicht vorhanden wäre. Und dann, als sie an ihm vorbeiging,
bemerkte er, wie sie gelegentlich mit dem Stock gegen die Kanten eines
Grabstei nes klopfte.
      Plötzlich blieb sie stehen, wandte sich um, leicht unsicher die Stirn runzelnd.
      »Ist da jemand?« fragte sie mit einer sanften, angenehmen Stimme.
      Fallon bewegte keinen Muskel. Sie
verharrte noch einen Moment in der Stellung und setzte dann ihren Weg
fort. Als sie eine kleine Tür an einem Ende der Kirche erreicht
hatte, holte sie einen Schlüssel heraus, öffnete die Tür
und trat ein.
      Fallon ging wieder durch das
Seitentor und um die Kirche herum zum Haupteingang. Er stieß die
Tür auf, betrat die Kirche und registrierte mit einem scharfen
Lächeln den typi schen Geruch.
      »Weihwasser, Weihrauch und
Kerzen«, murmelte er leise, und in einer Art Reflexhandlung
tauchte er die Finger in die Weihwasserschale.
      Das Kircheninnere verriet, daß
in irgendwelchen grauen Vorzeiten jemand offensichtlich einmal sehr
viel Geld dafür ausgegeben hatte. Ein Gerüst erhob sich aus
einem Spinnwe bennetz, stützte das Schiff am Altarende. Es war
sehr dunkel. Nur die ewige Lampe brannte, und vor der Jungfrau Maria
flackerten Kerzen.
      Das Mädchen saß an der Orgel hinter dem Chorgestühl. Sie
schlug behutsam ein paar Akkorde an, und während Fallon das
Mittelschiff hinunterschritt, begann sie Bachs »Präludium
und Fuge in D-Dur« zu spielen. Und sie war gut.
      Er stand
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