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Die Mordbeichte

Die Mordbeichte

Titel: Die Mordbeichte
Autoren: Jack Higgins
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brauchte, daß sie in dem stinkigen Kanalwasser
hatte ertrinken und zehn Tage darin herumschwimmen müssen?
      Der Sarg platschte ins Grab. Die
Totengräber zogen rasch wieder das Segeltuch über die Grube.
Pater da Costa sprach ein letztes Gebet und wandte sich der Frau zu,
die jetzt bit terlich weinte.
      Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Mrs. Dalton – kann ich irgend etwas für Sie tun?«
      Der Vater fegte wütend da Costas
Hand weg. »Lassen Sie sie in Frieden! Sie hat genug gelitten. Sie
mit Ihren erbärmlichen Gebeten! Wozu sollen die gut sein? Ich
mußte sie identifizieren – einen Klumpen verwesten
Fleisches, der mal meine Tochter gewesen war. Was für ein Gott ist
das, der so etwas einem Kind antun kann?«
      O'Brien trat rasch dazwischen, aber da Costa hielt ihn zu rück.
      »Lassen Sie!« sagte er ruhig.
      Daltons Gesicht bekam einen seltsam
gehetzten Ausdruck. Er legte einen Arm um die Schultern seiner Frau und
führte sie zusammen mit ihrem Bruder rasch weg. Die beiden
Sargträger folgten ihnen.
      O'Brien half da Costa in den Mantel. »Tut mir leid, Pater. Ein übles Geschäft.«
      »Er hat nicht unrecht, der arme Teufel«, sagte da Costa.
      Der Totengräber schien
schockiert, während O'Brien lang sam nickte. »Das Leben ist
manchmal seltsam. Ich bringe Sie mit dem Schirm zurück zur
Kapelle, Pater.«
      Da Costa schüttelte den Kopf.
»Ich kann noch ein bißchen Bewegung brauchen. Aber ich
borge mir gern den Schirm.«
      »Natürlich, Pater.«
      O'Brien gab ihm den Schirm, und da Costa entschwand zwischen den Marmordenkmälern und Grabsteinen.
      Der Totengräber sagte: »Ein verdammtes Eingeständnis für einen Priester.«
      O'Brien zündete sich eine
Zigarette an. »Nun, dieser da Costa ist kein gewöhnlicher
Priester. Joe Devlin, der Küster von St. Anna, hat mir von ihm
erzählt. Er hat während des Krieges mit Tito und den
jugoslawischen Partisanen ge kämpft. Später ging er auf das
englische College in Rom. Er hatte eine blendende Karriere vor sich,
doch nach seiner Priesterweihe beschloß er, in die Missionsarbeit
zu gehen.«
      »Wo wurde er hingeschickt?«
      »Korea. Die Chinesen hielten
ihn fast fünf Jahre gefangen. Danach gab man ihm einen
Verwaltungsjob in Rom, damit er sich erholte, aber die Arbeit gefiel
ihm nicht. Er ließ sich nach Moçambique schicken. Ich
glaube, sein Großvater war Portu giese.«
      »Was passierte dort?«
      »Oh – er wurde
deportiert. Die portugiesischen Behörden beschuldigten ihn, er
würde zu sehr mit den Rebellen sympa thisieren.«
      »Und was macht er hier?«
      »Gemeindepfarrer an Holy Name.«
      »Diesem
Trümmerhaufen?« fragte der Totengräber ungläu big.
»Nur das Gerüst hält die Mauern noch zusammen. Wenn ein
Dutzend am Sonntag zur Messe kommen, kann er glück lich
sein.«
      »So ist es. Dabei ist er ein guter Mann. Zu gut, um am fal schen Platz zu stehen.«
      Plötzlich war er der Unterhaltung überdrüssig.
      »Schaufeln Sie lieber das Grab zu!« schnaubte er.
      »Was – jetzt bei diesem Regen? Das hat doch Zeit.«
      »Verdammt noch mal – nein.«
      Gewöhnlich ging Pater da Costa
gern im Regen spazieren. Heute nicht. Die Szene am Grab hatte ihn zu
sehr aufgewühlt. Er blieb stehen und brach einen persönlichen
Eid, indem er sich eine Zigarette anzündete. Langsam wanderte er
weiter. Er kam in den ältesten Teil des Friedhofs, einen
Abschnitt, den er erst vor ein oder zwei Monaten voll Entzücken
entdeckt hatte. Zwischen Pinien und Zypressen standen prächtige
viktorianische Gotik-Grabmäler. Bisher war er keiner Men
schenseele begegnet, doch als er um einen Rhododendron busch bog, blieb
er abrupt stehen.
      Etwa zehn Meter vor ihm gabelte sich
der Weg, und am Schnittpunkt stand ein äußerst interessantes
Grabmal: Eine Tür zwischen Marmorsäulen, halb offen, davor
die Bronzefi gur einer Frau, die sich gerade von einem Stuhl erhob. Ein
Mann in einem dunklen Mantel, barhäuptig, kniete vor ihr auf einem
Bein. Es war sehr still – bis auf das Rauschen des Regens. Pater
da Costa zögerte einen Moment – und da passierte etwas
Außergewöhnliches.
      Ein Priester trat durch das
offenstehende Tor zur Ewigkeit, ein junger Mann mit einem dunklen
klerikalen Regenmantel über der Soutane und mit einem schwarzen
Hut.
      Was folgte, hätte einem Alptraum entstammen können.
      Als der Mann in dem dunklen Mantel
aufblickte, brachte der Priester eine Automatic mit
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