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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten
Autoren: Unbekannter Autor
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Mokka. Dr. Schoenbrunn lächelte zufrieden. »Ein guter Koch ist und bleibt der Höhepunkt der Zivilisation.« »Ich wußte gar nicht, daß Sie ein Philosoph sind«, schmunzelte Judd.
    »Nun ja«, sagte Dr. Schoenbrunn. »Die Philosophie beginnt nun einmal im Magen.«
    Judd nippte an seinem Mokka. »Sind Sie zufrieden mit Ihren Fortschritten hier?«
    »Ja, sehr«, nickte Schoenbrunn. »Morgen werden die letzten Bauarbeiter ausgeflogen. Dann bleiben nur noch ein paar Techniker, die das Anheizen des Reaktors überwachen. Zur Überwachung der Anlage werden wahrscheinlich nic ht mehr als sieben Mann notwendig sein. In drei Monaten können die auch gehen.«
    »Sehr gut.« Judd war zufrieden. »Meinen herzlichen Glückwunsch, Herr Dr. Schoenbrunn. Ich wüßte nicht, wer das sonst in so kurzer Zeit geschafft hätte.« Der Deutsche lächelte voller Stolz. »Ich freue mich schon sehr auf morgen früh.«
    »Ich mich auch«, sagte Judd. »Und wenn Sie mich entschuldigen, werde ich jetzt ins Bett gehen. Ich habe einen langen Tag hinter mir.«
    Als Doc Sawyer und Judd sich im Aufzug trafen, der sie in die Laboratorien hinunterbringen sollte, war es gerade elf Uhr. Der Aufzugtür gegenüber saß ein Sicherheitsbeamter an seinem Tisch.
    Doc Sawyer führte Judd in einen kleinen Umkleideraum, zog sich aus und stellte sich unter die Dusche.
    Judd folgte seinem Beispiel. Nach dem Duschen zogen sie frische weiße Leinenanzüge, Arztkittel, Gesichtsmasken und keimfreie Gummihandschuhe an. Dann öffneten sich die Türen zum Laboratorium.
    Zwei Techniker erwarteten sie. »Judd, das sind Mr. Bourne und Miß Payson«, stellte Doc Sawyer vor.
    Sie nickten sich zu, verzichteten aber darauf, sich die Hände zu schütteln. Unter den Kitteln und Masken war nicht viel von den beiden Technikern zu sehen, aber Judd
    ging davon aus, daß der größere Mr. Bourne war.
    Sawyer führte Judd zu einer Reihe von Plexiglasvitrinen, die entlang der Wände aufgestellt waren und aus Hunderten von einzelnen, systematisch durchnumerierten Fächern bestanden.
    Vor jeder Wand lief ein elektronisch gesteuerter Kran mit einem Roboterarm, der die Fächer beliebig öffnen und schlie ßen oder ihren Inhalt herausnehmen konnte. »Zur Zeit arbeiten wir mit sechshundertvie rundzwanzig Batterien und einem Notgenerator«, erläuterte Sawyer. »Sobald der Reaktor am Netz ist, schalten die Batterien sich aus. Möchten Sie etwas Besonderes sehen?« Judd nickte. »Haben Sie Zellen aus der Großhirnrinde?« Sawyer gab den beiden Technikern einen Wink. Miß Pay-son ging zur Tastatur des Computers und tippte einen kurzen Befehl. Der kleine Kran rollte auf seinen Schienen anderthalb Meter nach links und hielt an, der Roboterarm streckte sich bis zur vierten Reihe unter der Decke, zog eines der Plexiglasfächer heraus und beförderte seinen Inhalt unter das große Elektronenmikroskop in der Mitte des Raumes. Ein Bildschirm an der Stirnwand des Laboratoriums leuchtete auf, gleichzeitig erloschen sämtliche anderen Lichter. Auf dem Bildschirm erschienen vier verschiedene Felder, die mit vie rstelligen Nummern bezeichnet waren. Vor den beiden rechten Bildern stand außerdem der Buchstabe >K<.
    »Die mit >K< sind geklont«, erklärte Sawyer. »Die Zellen in den anderen Feldern sind natürlich gewachsen.« Judd starrte fasziniert auf den Bildschirm. »Ich kann keinen Unterschied sehen.«
    »Es gibt auch keinen«, lächelte Doc Sawyer. »Jedenfalls keinen sichtbaren. Aber wir wissen natürlich nicht, ob sie auch genau gleich funktionieren.« »Natürlich
    funktionieren sie gleich«, meinte Judd. »Sie sind doch genau wie die anderen.«
    »Nicht genau«, widersprach Doc Sawyer.
    Judd warf ihm einen fragenden Blick zu.
    »Was Gott geschaffen hat, wissen wir«, sagte Doc Sawyer.
    »Was der Mensch geschaffen hat, muß seinen Wert erst noch zeigen.«
    23
    Judd kam naßgeschwitzt aus dem Bodybuilding-Studio und stürzte ein großes Glas Orangensaft herunter.
    »Meine Güte, habe ich einen Durst«, keuchte er. »Ich glaube, ich bin völlig ausgedörrt.«
    »Hier, Sir, trinken Sie noch einen.« Fast Eddie hielt ihm ein frischgefülltes Glas hin.
    »Nein, ich muß erst mal verschnaufen.« Judd ließ sich auf die Couch fallen.
    Mir gefällt dieses Xanadu gar nicht«, sagte Fast Eddie. »Es gibt hier überhaupt nichts zu vögeln.« Judd lachte.
    »Ich finde das gar nicht komisch«, maulte Fast Eddie. »Ich hätte nie gedacht, daß Sie mal zum Mönch werden. Ich hab' eigentlich fest damit gerechnet,
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