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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten
Autoren: Unbekannter Autor
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wird. Jetzt legt Cardinali, wenn ein Anruf kommt, den Hörer immer so schnell wieder auf, daß unsere Leute ihr Sprüchlein nur halb aufsagen können.« Er rauchte eine Zigarette an. »Und was haben Sie zu melden?«
    »Jetzt ist schon die sechste Schicht auf Posten«, antwortete Strang. »Angeblich beginnt er, nervös zu werden. Das Übliche: Blicke über die Schulter, größte Vorsicht bei Hauseingängen und Torwegen.«
    »Und die Frau?« fragte Baker. »Wie benimmt die sich?«
    »Scheint in besserer Form zu sein als er. Sie ist dauernd bei ihm, merkt aber vielleicht gar nicht recht, was vorgeht.«
    »Ich habe jetzt den vollständigen Bericht über sie vorliegen«, sagte Baker. »Klingt alles ganz ordentlich. Sie ist tatsächlich Rennfahrerin. Soweit wir wissen, gute Klasse. Hat aber auch Pech gehabt, voriges Jahr ihren Wagen verpfändet und verloren. Spart jetzt, um sich wieder einen zu kaufen.«
    »Diese Angaben nützen uns wenig. Sie erklären ja nicht, warum sie ihm so bereitwillig ein Alibi gibt für die Zeit, als der ganze Zauber da unten in Mexiko passiert ist.«
    »Offenbar liegt ihr sehr viel daran, wieder einen Rennwagen zu haben, und Cardinali wäre derjenige, der ihr einen schenken könnte«, entgegnete Baker.
    »Zur Zeit wohl kaum. Wir haben nämlich gerade festgestellt, daß seine Importlizenzen widerrufen wurden.«
    »Sämtliche?«
    Strang nickte. »Ja. Ich überlege dauernd, ob da ein Zusammenhang besteht.«
    »Könnte sein«, meinte Baker. »Ich werde das nachprüfen lassen.« Das Telefon klingelte. Er nahm den Hörer. »Für Sie«, sagte er und gab ihn Strang.
    Captain Strang hörte nur ein paar Sekunden zu, dann legte er auf und sagte: »Einer meiner Leute. Cardinali und die Frau sind eben zum Essen ins Pavillon auf der Siebenundfünfzigsten Straße gegangen.«
    Baker griff lächelnd zum Telefon und wählte schnell eine Nummer. »Dann wird’s ja Zeit für einen neuen Anruf«, sagte er zu Strang. Und in den Apparat: »Lassen Sie Mr. Cardinali im Restaurant Pavillon ans Telefon holen und spielen Sie ihm wieder das Tonband vor.«
    Cesare war nervös. »Und ich sage dir, daß ich bemerkt habe, wie der Mann uns verfolgte. Ich habe ihn erkannt. Ich habe ihn schon mal gesehen.«
    »Täuschst du dich auch nicht, Cesare?« fragte Luke Nichoals gelassen. »Ich habe niemand bemerkt.«
    »Als du hinschautest, war er schon um die Ecke zur Park Avenue. Ich weiß genau, zum Donnerwetter, und.« Er hielt inne, da der Kellner ihre Drinks brachte. Schweigend tranken sie, bis er außer Hörweite war. Dann legte sie eine Hand auf Cesares Arm. »Du mußt unbedingt mal ausspannen«, sagte sie sanft. »Letzte Nacht hast du kein Auge zugetan.«
    »Wer kann schlafen, wenn dauernd das Telefon klingelt?« sagte er gereizt. »Vier Anrufe waren es, bevor wir auf die glorreiche Idee kamen, den Hörer neben den Apparat zu legen.«
    »Ich hätte das Telefon überhaupt ganz abgeschaltet«, sagte sie.
    »Damit die glauben, sie hätten mich nervös gemacht?« entgegnete er. »Nein. Das könnte denen so passen!«
    Der Kellner kam wieder an ihren Tisch. Er brachte ein Telefon mit und sagte höflich: »Ein Anruf für Graf Cardinali.«
    Cesare sah erst Luke fragend an, bevor er antwortete: »Gut. Sie können verbinden.«
    Der Kellner schob den Stecker in die Schaltdose hinter ihrem Tisch. Cesare nahm den Hörer entgegen. »Hier Cardinali.«
    Luke beobachtete, wie sein Gesicht sich jäh veränderte. Stumm legte er den Hörer auf und nickte, ihre unausgesprochene Frage beantwortend. »Schon wieder«, sagte er gepreßt und ergriff sein Glas. »Bist du jetzt davon überzeugt, daß wir beschattet werden?«
    Kaum hatten sie die Wohnung betreten, da klingelte auch dort das Telefon. Tonio eilte beflissen an ihnen vorbei und meldete sich: »Hier bei Graf Cardinali. Ja, Moment bitte, ich werde nachsehen, ob der Herr Graf zu Hause ist.«
    Er ging zu Cesare und Luke Nichols. »Ein Anruf für Sie, Exzellenz, aber der Signore will seinen Namen nicht nennen. Sagt bloß, daß er Ihnen etwas Wichtiges mitteilen müßte.«
    »Ja, ich komme.« Cesare ging an den Apparat und hörte schweigend zu. Plötzlich verzerrte sich sein Gesicht vor Wut. Er riß das Telefon mit dem Kabel aus der Wand und schleuderte es durchs Zimmer.
    »Verfluchtes Dreckding!« schrie er, als es gegen eine Vase krachte. Er warf sich auf die Couch. Tonio stürzte herein. Sein rundes Gesicht war verängstigt.
    »Mach da sauber!« herrschte Cesare ihn an.
    »Jawohl, Exzellenz.« Der
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