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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten
Autoren: Unbekannter Autor
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sagte sie, als die Verbindung da war.
    Baker meldete sich. »Was gibt’s?«
    »Er schickt mich nach Sizilien«, flüsterte sie hastig. »In sein Dorf. Ich soll dort den Posthalter aufsuchen und ihm eine Nachricht bringen.«
    »Was für eine Nachricht?«
    »Nur folgendes«, zitierte Ileana wörtlich: »>Teilt meinem Onkel mit, daß ich mit ihm zusammenkommen muß.< Und ich soll dann im Hotel warten, bis der Posthalter mir eine Antwort bringt, die ich Cesare zu übermitteln habe.«
    »Gut«, sagte Baker, »jetzt sehen wir allmählich klar.«
    Ileana wurde von Furcht ergriffen. »Gut? Ist das alles, was Sie zu sagen haben, Mr. Baker? Vielleicht wissen Sie es nicht, aber Cesares Onkel ist schon beinahe zwölf Jahre tot. Man schickt doch einem Toten keine Mitteilungen!«
    »Zerbrechen Sie sich nicht Ihren hübschen Kopf«, sagte er beschwichtigend. »Der Onkel, dem Sie eine Nachricht bringen sollen, ist sehr lebendig. In der Mafia wird jeder Bürger von seinem Schützling mit >Onkel< angeredet.«
    Sie sprach plötzlich ganz leise. »Wenn es die Mafia ist, für die ich den Boten spielen soll, Mr. Baker, dann habe ich wahrhaftig Angst. Die würden bestimmt nicht zögern, mich umzubringen!«
    »Aber ich sagte doch schon, daß Sie unbesorgt sein können«, suchte Baker sie zu beruhigen. »Im Flugzeug reist zu Ihrem Schutz einer unserer Leute mit. Er wird Ihnen überallhin folgen und immer in Ihrer Nähe bleiben. Wir werden Sie nie allein lassen. Übrigens - hatten Sie nicht erwähnt, daß Sie ein Faible für reiche Texaner haben? Also suchen Sie bitte nach dem, der mit im Flugzeug sitzt.«
    Langsam legte sie den Hörer auf und griff zur Zigarette. Dann öffnete sie die Doppeltür, ging trotz der Kälte auf die Terrasse und schaute über die Stadt, deren Lichter in der Winternacht kalt funkelten.
    Von unten her vernahm sie undeutliche Worte. Neugierig schaute sie über die Brüstung. Die Stimmen kamen nicht von der Straße herauf, sondern vom Stockwerk unter ihr. Die Terrassen an dieser Seite des Hotels waren von oben nach unten gestaffelt. Jede sprang ein Stück weiter vor als die in der Etage über ihr. So konnte Ileana das junge Paar sehen, das sich umfangen hielt, und sie konnte trotz der Dunkelheit das Gesicht des Mädchens sehen, das den Kopf beim Küssen zurückneigte. Von der Kälte schienen beide nichts zu merken. Sie aber fror jetzt, ging wieder hinein und schloß sorgfältig die Tür.
    Dreiundzwanzigstes Kapitel
    »Captain«, sagte Baker zu Strang, der ihm gegenüber am Schreibtisch saß, »ich glaube, der erste Silberstreifen am Horizont wird sichtbar! Cardinali bittet seinen Onkel um eine Zusammenkunft. Wenn diese Begegnung zustande kommt und sein Onkel der Mann ist, an den ich denke, dann werden wir den Fall lösen und die Mordkette sprengen.«
    Strang sagte mit etwas skeptischem Lächeln: »Zeit dafür wäre es. Aber was ist, wenn die Meuchelmörder den Cardinali schon vorher liquidieren?«
    »Das muß unbedingt verhindert werden. Es steht zuviel, auf dem Spiel«
    »Sie können ihm aber nicht jederzeit Schützenhilfe leisten, wenn man auf ihn losballert«, gab Strang zu bedenken.
    »Schon richtig, aber ich habe einen ganz besonderen Plan.«
    »Und der wäre?«
    Baker senkte die Stimme. »Es muß unter uns bleiben, Captain«, sagte er. »Der Chef würde mir das nie verzeihen. Es verstößt gegen die Vorschriften.«
    Strang lächelte wieder. »Mir gefällt der Plan jetzt schon, obgleich ich ihn noch gar nicht kenne.«
    »Also - wir werden Cardinali eine solche Angst einjagen, daß er sich versteckt«, erklärte Baker. »Durch eine regelrechte Kampagne. Telefonanrufe zu jeder Stunde. Drohungen. Unter unseren Leuten suchen wir die brutalsten Typen aus, die ihn beschatten werden, und zwar so, daß er sie irgendwann bemerkt und sie für die gegen ihn angesetzten Mafiosos hält. Das muß ihn weichmachen, und wenn er dann nur so lange untertaucht, bis die bewußte Begegnung stattfinden kann, haben wir schon beinahe gewonnen.«
    »Möglich, daß das funktioniert«, meinte Strang.
    »Es muß einfach! Sobald wir ihn in ein Versteck getrieben haben, können wir das so unter Beobachtung halten, daß ohne unser Wissen niemand aus und ein gehen kann.«
    »Wenn das aber nicht klappt, sind wir unsere Posten los«, sagte Strang.
    »Weiß ich.«
    »Sie sind auf diesen Burschen ja mächtig versessen.«
    »Wundert Sie das?« Baker ging zum Fenster. Als er wieder sprach, bebte seine Stimme. »Ich kann die meisten von diesen Kerlen
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