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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin
Autoren: Sarah Addison Allen
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kleiner Mann in einem viel zu großen Körper.
    Als er die Hand in den Trockner schob, erwartete er, die glatte, kühle Wölbung der Trommel zu ertasten. Doch er berührte etwas Schleimiges, etwas, das sich bewegte.
    Er stolperte erschrocken zurück.
    Aus dem Trockner sprang ein großer Frosch.
    Vance sah ihn mit großen Augen an.
    Und beobachtete, wie er zur Tür der Waschküche hüpfte. Einen kurzen Moment lang erwartete er fast, die lachende Lily dort zu entdecken.
    Aber es war niemand da.
    Vance verließ den Raum. Dabei hatte er das Gefühl, durch eine duftende Windbö zu schreiten. Sogar seine Haare bewegten sich. Und die Ärmel seines Hemds blähten sich ein wenig.
    Er schloss die Augen und holte tief Luft.
    Lily.
    Vance spürte ihren Geist. Er blieb ziemlich lange stehen, weil er dieses Gefühl nicht verlieren wollte, doch leider wurde der Duft mit jedem Atemzug schwächer.
    Und dann war sie fort.
    Als er die Augen öffnete, sah er, wie der Frosch durch einen Riss in der Fliegenschutztür nach draußen hüpfte. Vance folgte ihm zum hinteren Teil des Grundstücks. Der Frosch glotzte ihn von der Laube aus an.
    Vance ließ den Blick schweifen. Offenbar hatte Emily den Buchsbaumstrauch an der Laube gestutzt. Das hatte Dulcie nach Lilys Tod ebenfalls getan. Trotz ihrer erst zwölf Jahre hatte sie sich sehr bemüht, die Situation allein zu bewältigen. Er hätte für sie da sein, sich um alles kümmern sollen, statt sie mit Geld zu überhäufen. Aber er hatte sich aufgelöst und alles rund um ihn herum mit ihm.
    Lily hätte das nicht gefallen. Vielleicht wollte sie ihm das mitteilen. Der letzte Frosch im Trockner hatte ihm gesagt, dass er aufhören solle, an der Vergangenheit zu hängen, sich vor Veränderungen und der Zukunft zu fürchten.
    Er durfte die Zeit nicht vergeuden, die ihm noch blieb. Er hatte eine Enkelin, um die er sich kümmern musste.
    Vance holte tief Luft und nickte dem Frosch zu. Okay. Er würde seinen früheren Gärtner anrufen und dafür sorgen, dass hier aufgeräumt wurde. Er wandte sich dem Haus zu. Es sah ganz anders aus als zu Lilys Lebzeiten. Er würde einen Dachdecker engagieren. Und einen Maler.
    Ja.
    Und er würde Emily monatlich Geld geben. Er würde mit ihr übers College reden. Vielleicht wollte sie ans State, wo Lily gewesen war. Das war mit dem Auto nicht weit weg. Möglicherweise würde sie in den Ferien nach Hause kommen und nach dem Abschluss hier leben wollen.
    Ja.
    Vielleicht würde er ihr zur Hochzeit ein Haus am See bauen.
    Was, wenn sie Win Coffey heiratete?
    Dann würde die Trauung nicht in der Nacht stattfinden, so viel stand fest.
    Oder, wenn man Wins Dickkopf bedachte: möglicherweise doch.
    Vance lächelte, als er sich vorstellte, wie Emily an ihrem Hochzeitstag aussehen würde. Lilys Brautkleid hing im Speicher. Vielleicht würde sie das tragen wollen.
    Und Julia würde natürlich den Kuchen backen.
    Er musste lachen, wie weit er in die Zukunft dachte.
    Vance war groß genug, um den nächsten Tag sehen zu können, aber in diese Richtung hatte er schon sehr lange nicht mehr geblickt.
    Er hatte völlig vergessen, wie hell sie war.
    Sieben Tage später wartete Emily voller Ungeduld auf das Ende von Wins Hausarrest, obwohl es genug Ablenkung gab. Vance war auf dem Renovierungstrip, so dass Emily jeden Morgen vom Hämmern auf dem Dach oder vom Brummen des Rasenmähers im Garten oder vom beißenden Geruch von Malerfarbe geweckt wurde. Als Emily Vance fragte, was die Hektik solle, antwortete er, es werde bald regnen und zuvor sollten alle Arbeiten abgeschlossen sein.
    Angesichts der Hitzewelle, unter der Mullaby gerade litt, konnte Emily sich gar nicht vorstellen, dass bald Regen kommen sollte. Doch Opa Vance beharrte, dass es regnen und kühler werden würde. Als sie ihn fragte, woher er das wisse, antwortete er, das sagten ihm seine Ellbogengelenke.
    Wenn Vance sein Nachmittagsschläfchen hielt, ging Emily zu Julia hinüber, um ein paar Stunden in einem klimatisierten Haus zu verbringen. Doch Julia buk trotz der Hitze bei weit geöffnetem Küchenfenster. Als Emily sich erkundigte, warum, erklärte sie ihr, sie wolle damit jemanden rufen. Während Julia buk, erzählte Emily ihr von Win. Julia schien froh zu sein, dass Emily nun Bescheid wusste, und Emily war klar, dass Julia ihrer Mutter verziehen hatte. Julia wirkte in
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