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Die Möwe Jonathan

Die Möwe Jonathan

Titel: Die Möwe Jonathan
Autoren: Richard Bach
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Ausschlag. Sullivan hatte recht. . So blieb Jonathan und arbeitete mit den Neulingen, die alle klug und lernbegierig waren. Doch die alten Wünsche kehrten wieder Immer stärker und häufiger mußte er an die Erde zurückdenken und daß ihn dort vielleicht ein oder zwei Möwen als Lehrer brauchten.
    Wieviel weiter wäre er selber gekommen, wäre Chiang bei ihm in der Verbannung gewesen.
    «Ich muß zurück, Sully» sagte er schließlich. «Deine Schüler entwickeln sich gut. Sie können dir bei den Neulingen helfen.»
    Sullivan seufzte und widersprach nicht länger «Du wirst mir sehr fehlen, Jonathan.»
    «Schäm dich. Sully!» sagte Jonathan vorwurfsvoll. «Sei nicht töricht. Was üben wir denn jeden Tag? Wäre unsere Freundschaft von Raum und Zeit abhängig, dann taugte sie nichts mehr, sobald wir Raum und Zeit hinter uns lassen. Überwinde den Raum, und alles, was uns übrigbleibt, ist Hier. Überwinde die Zeit und alles, was uns übrigbleibt ist Jetzt. Und meinst du nicht auch, daß wir uns im Jetzt und Hier begegnen könnten?»
    Trotz seines Kummers wurde Sullivan wieder fröhlich. «Du komischer, du verrückter Vogel» sagte er zärtlich. «Wenn überhaupt einer den beschränkten Möwen auf der Erde Weitblick beibringen kann, dann bist du es.» Er starrte in den Sand. «Leb wohl, Jon, mein Freund.»
    «Leb wohl, Sully. Wir sehen uns wieder» Im Geist sah er große Möwenschwärme an den Küsten einer anderen Welt und Zeit. Aus langer Übung hatte er die innere Gewißheit, daß er selbst kein Wesen aus Knochen und Federn mehr war, sondern die reine Idee des freien Fluges, der keine Grenzen kennt.
    Auf der Erde lebte ein Möwenvogel, der hieß Fletcher Lynd. Er war noch sehr jung, doch hatte er schon böse Erfahrungen hinter sich und meinte, daß kein anderer je so hart von seinem Schwarm behandelt, daß niemandem je solches Unrecht angetan worden wäre. «Mir ganz gleich, was sie sagen» dachte er wütend, und ihm verschwamm alles vor den Augen, als er auf die Fernen Klippen der Verbannung zuflog.
    «Fliegen ist doch wichtiger als nur von einem Ort zum nächsten zu sausen. Das kann jede Mücke! Eine kleine Rolle in der Luft rund um den Ältesten, nur so aus Spaß, und schon haben sie mich ausgestoßen.
    Sind sie denn blind? Können sie sich das Glück gar nicht vorstellen, das richtiges Fliegen mit sich bringt? Mir ganz gleich, was sie denken. Ich werde ihnen zeigen, was Fliegen heißt. Ich breche das Gesetz - sie wollen es ja nicht anders. Das wird ihnen noch leid tun...» Da vernahm er eine Stimme, die aus seinem Innern zu kommen schien. Sie tönte ganz sanft und erschreckte ihn doch so sehr, daß er erstarrte und durch die Luft taumelte.
    «Denk nicht so hart über sie. Möwe Fletcher Lynd, die anderen haben sich nur selbst geschadet, als sie dich ausstießen. Eines Tages werden auch sie begreifen, eines Tages werden auch sie sehen, was du siehst. Vergib ihnen und hilf ihnen.»
    Kaum einen Zoll entfernt von ihm segelte wie schwerelos und ohne eine einzige Feder zu rühren die reinste, strahlendste Möwe der Welt. Mühelos hielt sie sein Tempo, das für ihn schon Höchstgeschwindigkeit war.
    Der junge Vogel war völlig verwirrt. «Was ist das? -Träume ich? Bin ich tot? Was ist das?»
    Leise und ruhig tönte die Stimme aus seinem Herzen fort und verlangte nach Antwort. «Möwe Fletcher Lynd, willst du fliegen?»
    «Ja, ich will fliegen!»
    «Willst du es so sehr, daß du bereit bist, deinem Schwarm zu vergeben, da du lernen willst und nur lernen und dann zu ihnen zurückzukehren und ihnen helfen, damit auch sie verstehen?»
    Diesem glorreichen, überlegenen Wesen gegenüber gab es kein Ausweichen. So sehr der junge Vogel auch noch an seinem gekränkten Stolz litt, er mußte nachgeben.
    «Ich bin bereit.»
    «Nun» erklang es liebevoll aus dem strahlenden Wesen, «dann wollen wir mit dem Horizontalflug beginnen...»

 
Dritter Teil
     
    Jonathan kreiste langsam über den fernen Klippen und sah aufmerksam n die Höhe. Dieser widerborstige junge Fletcher war ein Flugschüler, wie man ihn sich besser nicht wünschen konnte.
    Er war leicht und kräftig und flink in der Luft, aber weit wichtiger war, daß er nichts sehnlicher wünschte, als richtig fliegen zu lernen.
    Da tauchte er auf, ein verwischter grauer Fleck im sausenden Sturzflug. Er schoß an seinem Lehrer vorbei, zog dann unvermittelt wieder hoch zu einem neuen Versuch mit einer vertikalen langsamen Rolle mit
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