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Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Titel: Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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Kindchen, wozu denn all diese Tränen?”
    Die Beine bis zum Kinn angezogen, saß Noelle auf einer kleinen Bank im Garten und weinte bitterlich. Nichts schien sie trösten zu können, weder der Mond und die funkelnden Sterne am samtschwarzen Firmament noch der wohlklingende Gesang der Nachtigall. Es sah aus, als hätte die Welt für sie alles Fröhliche und Liebenswerte verloren.
    So aufgelöst fand ihre Vermieterin sie vor, als sie vom Besuch bei einer Freundin nach Hause zurückkehrte. Die gute Seele des Mietshauses spürte sofort, dass Noelle jemanden zum Reden brauchte, und setzte sich zu ihr.
    “Was immer auch passiert ist, ich bin sicher, dass es sich schon irgendwie wieder einrenken lässt”, versuchte die ältere Frau Noelle zu trösten. “Meine Mutter pflegte immer zu sagen: Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird – und in der Regel hatte sie damit recht.”
    Der Kummer in Noelles Augen machte Lisbet Östberg traurig. Sie mochte die junge Frau, die seit ein paar Monaten in der Dachgeschosswohnung ihres Hauses lebte, sehr. Noelle war ein herzensguter Mensch, immer hilfsbereit und optimistisch. Sie hatte es gewiss nicht verdient, so zu leiden.
    “In meinem Fall gibt es nichts mehr einzurenken”, stieß Noelle schluchzend aus. “Es ist zu spät, ich habe alles kaputt gemacht! Jetzt stehe ich ohne Arbeit da, mein großer Traum, nach Frankreich zu gehen, ist geplatzt, und …” Sie holte tief Luft.
    “Und?” Lisbet lächelte aufmunternd. “Es geht um einen Mann, stimmt’s?”
    Für einen kurzen Moment hielt Noelle den Atem an, dann fingen ihre Schultern wieder heftig an zu beben. “Ach, Lisbet – ich liebe ihn so sehr!”, schluchzte Noelle.
    Sanft legte Lisbet einen Arm um sie. “Na hör mal, Kindchen, dann ist doch alles in bester Ordnung.”
    “Nichts ist in Ordnung. Henrik hasst mich!”
    “Na, na”, widersprach sie. “Ihr mögt euch gestritten haben, schön, aber das ist doch kein Weltuntergang. Du wirst sehen, morgen früh sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.”
    Betrübt schüttelte Noelle den Kopf. “Er wird eine andere Frau heiraten.”
    Erstaunt hob Lisbet den Kopf. “Was sagst du da? Aber ich dachte …” Sie holte tief Luft. “Weißt du was? Am besten wir unterhalten uns darüber bei einer schönen Tasse Kaffee. Und da meine Kaffeemaschine kaputt ist, gehen wir am besten rauf zu dir.”
    Ein paar Minuten später saßen sie sich in Noelles gemütlicher Wohnung gegenüber. Nach dem ersten Schluck von dem Kaffee, den Lisbet in Noelles Küche aufgesetzt hatte, sprudelten die Worte nur so aus Noelle heraus. Lisbet unterbrach sie nicht, sondern ließ sie einfach erzählen. Manchmal half es schon, wenn man jemanden hatte, der einfach nur zuhörte, das wusste sie aus Erfahrung.
    Im Zuhören war sie schon immer sehr gut gewesen. Und danach würde sie gemeinsam mit Noelle nach einer Lösung für ihre Probleme suchen. Es gab nämlich immer eine Lösung, auch das wusste sie aus Erfahrung. Vor allem, wenn es um die Liebe ging.
    “Entschuldigung, können Sie mir sagen, wo ich Noelle Rosenblad finde?”
    Erwartungsvoll blickte Henrik die junge Frau vor ihm an. Inzwischen hatte er schon halb Kronborg Slott nach Noelle abgesucht – ohne jede Spur. Dann war ihm die Idee gekommen, einfach jemanden von den Angestellten zu fragen, die mussten Noelle schließlich kennen.
    Die kleine, ein wenig pummelige junge Frau mit dem modischen Kurzhaarschnitt, die gerade das Gebäude verlassen wollte, war die erste Person, die er erblickte. Zögernd sah sie ihn an. Henrik war fast sicher, sie vorhin bei Noelles Verabschiedung gesehen zu haben.
    “Noelle?”, erwiderte sie mit skeptischem Blick. “Die müsste längst zu Hause sein. Was wollen Sie denn von ihr?”
    “Zu Hause?”, wiederholte Henrik hoffnungsvoll. “Können Sie mir sagen, wo sie wohnt? Ich muss unbedingt mit ihr sprechen. Bitte, es ist sehr wichtig!”
    Plötzlich änderte sich der Gesichtsausdruck der Frau, er wirkte auf einmal richtiggehend abweisend. “Sie sind das, nicht wahr? Sie sind Graf Pilkvist!”
    Henrik, der sich nicht erklären konnte, warum diese Unbekannte ihm gegenüber irgendeinen Groll hegen sollte, nickte irritiert. “Ja, der bin ich, aber woher …”
    “Was fällt Ihnen ein, nach Noelle zu fragen?”, fiel sie ihm aufgebracht ins Wort. “Sie sind an dem ganzen Unglück doch überhaupt schuld! Und ich habe ihr noch dazu geraten, sich mit Ihnen zu treffen! Was bin ich bloß für eine dumme
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