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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher
Autoren: Hans Kneifel
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zum Staatsideal erhoben. Sie brauchen einen schweren Schock, um wieder denken zu lernen. Die einzigen Menschen, die dieses Denken gewagt haben, sind die sieben Angeklagten hier, de Alma. Nehmen Sie das zur Kenntnis. Wir alle haben ihnen viel zu verdanken – aber weiter in meiner Verteidigung. Sie erwähnten Zurückhaltung von Informationen? Gut. Ich werde darauf antworten. – Shemnouk!«
    Rodrigo Sarrazin sagte in ruhigem Ton, aber gut verständlich:
    »Unser Freund Shemnouk ist, als wir nach Escader starteten, verschwunden. Freiwillig, wie ich bemerken muß. Wir wollten ihn mitbringen, um ihn zu zeigen, aber er riß uns aus. Offensichtlich fühlt sich der Spion aus einer anderen Welt nur in Gesellschaft der Geächteten wohl.«
    Rodrigo setzte sich wieder.
    »Gleichgültig. Wie Sie alle wissen, erlitt ich unlängst in der Nähe der Dyrkanbahn eine Havarie. Meine Lichttriebwerke versagten und zerstörten sich selbst. Kapitän Crooks Shenandoah rettete mich aus Raumnot, und wir beide entdeckten unweit meines Schiffes eine winzige Kugel. Shenandoah barg sie, öffnete sie und kam so zu einem Wesen, das aussieht wie ein schwarzer Ball. Es hat inzwischen unsere Sprache gelernt. Als Dank für den Kontakt schenkte Shemnouk seinen Freunden ein hervorragendes Ortungsgerät, mit dem das Generationenschiff, unser Ahnenschiff also, entdeckt wurde. Die Antriebsfunktionen des Tachyonenmotors des Generationenschiffes und des kleinen Raumschiffes, in dem Shemnouk kam, sind die gleichen. Shemnouk ist, wie Sie hörten, nicht da. Ich werde ihn später vorführen.«
    Inzwischen hatten die Zuhörer teilweise begriffen, daß sie an der Schwelle eines Zeitabschnittes standen, der alles verändern würde. Die Maschinen sogen noch immer die Informationen auf, die ihnen zugeführt wurden und setzten sie in Relation zu ihren magnetischen Erinnerungen.
    Wieder erhob sich die Stimme des Historikers.
    »Der Weg ins Licht!« donnerte er. »Das war ein Schlagwort, das uns seit Jahrtausenden in den Ohren gellt. Ich kann es inzwischen nicht mehr hören, weil es abgedroschen und inhaltslos geworden ist. Der Weg ins Licht wäre auch mit einem Raumschiff mit Lichtantrieb möglich gewesen – allerdings nicht innerhalb von zehn Tagen. Hätten die Maschinen, deren Funktion nichts anderes als Rechnen ist, nicht mit der garantiert schwachsinnigsten Erfindung von zwei Jahrtausenden, dem Dogma, nahezu jede Privatinitiative, jeden Gedankenflug, jeden kühnen Traum durch Abwägen und Durchkalkulieren als unzweckmäßig und deshalb sinnlos verworfen, wären wir heute in jedem Lebensgebiet weiter.
    Der Weg ins Licht ist frei. Kaufen Sie den Männern hier die Pläne für Tachyonenmotoren ab! Starten Sie und sehen Sie die Sterne ... und versuchen Sie nicht zu erschrecken in Ihrer bodenlosen Eingeschränktheit, freiwilligen Eingeschränktheit! Das ist der Weg. Es gibt keinen anderen. Und ...«
    Er machte eine Pause und holte tief Luft.
    »Und wenn Sie die Fotos betrachten, die während der letzten zehn Tage verteilt worden sind, werden Sie erkennen, was wir zwei Jahrtausende versäumt haben. Wir kamen von den Sternen, flogen fünf Jahrhunderte lang zwischen den Sternen und verdämmerten zwei Jahrtausende hier in dem Nebel der Dunkelheit. Es ist beschämend.
    Meinen Freunden dort wurde vorgeworfen, sich bereichert zu haben.
    Dazu ist folgendes zu sagen:
    Die Komputer sollen rechnen, sollen Entscheidungen speichern und Zahlen. Das ist richtig, und genau zu dieser Funktion sind sie hergestellt worden. Eine Rechenmaschine ist so wenig göttlich wie Sie oder ich, Alma. So wenig göttlich wie ein Stuhl, ein Mauerstein oder ein Stück Draht. Diese Komputer, unter wenigen klugen Menschen dieser kybernetischen Zivilisation ›Fachidioten‹ genannt, sind unfähig, sich zu koordinieren. Sie gaben meinen Freunden den Befehl, die Schiffe zu bergen. Sie bestimmten auch die Menge der Credit, die Shenandoah und Co. dafür erhielten. Und jetzt verlangen sie Rechenschaft darüber, daß sie selbst eine Einstufung vorgenommen haben, die falsch ist. Wenn ich mir in den Finger schneide, so kann ich nicht Sie verantwortlich machen! Sehen Sie jetzt ein, welcher Schwachsinn unser riesiges System im Griff hält?«
    Van Gossen ging einige Meter auf eine der Kameras zu.
    Sein Bild erschien auf Milliarden Telewürfeln. Seine Rede hallte aus Milliarden Lautsprechern.
    »Ich wende mich an jeden einzelnen Menschen dieser neunzehn Welten! Ich bitte euch, die freiwillige Sklaverei abzulegen und zu
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