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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher
Autoren: Hans Kneifel
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Wracks hörte schlagartig auf.
    Er drehte sich um, zielte auf die Empuse und schaltete die Düse ein.
    In einer eleganten Kurve schwebte er zurück; er dirigierte sich genau an den Platz, wo er die vierte Trosse herausziehen mußte. Ivors Atemzüge kamen über Funk. Er schleppte eine weitere Verbindung hinter sich her und verschwand auf der anderen Seite des Wracks.
    Die Trosse klemmte etwas, und Shenandoah mußte sich anstrengen, um sie herauszuziehen. Er hatte jetzt den Haken in beiden Händen, streckte die Beine gerade und drückte auf den Knopf, der die Magnetsohlen desaktivierte. Als er sich umdrehte, sah er das Verderben auf sich zukommen.
    »Verdammt!« schrie er und ließ die Trosse los.
    Das Wrack hatte sich um die Trossen gewickelt, wirkte wie eine Seilwinde und zog beide Schiffe mit dem Impuls seiner Drehbewegung aneinander. Eine Finne schnitt durch die Dunkelheit, kreuzte einen Lichtstrahl und rammte in die Schleusentür. Alles geschah langsam, unaufhaltsam und geräuschlos. Da das andere Schiff größer war als die Empuse, begann sich der Schlepper mit dem Riesen zu bewegen.
    »Bist du unversehrt, Crooks?« fragte Ivor alarmiert.
    »Ja. Mir ist nichts passiert. Die Schleuse ist eingedrückt.«
    Ivor atmete schneller und murmelte etwas. Dann sagte er:
    »Wir machen weiter. Ich befestige meine Trosse hier, und du nimmst den Punkt, den wir festgelegt haben. Du wirst nachher sehr kompliziert manövrieren müssen.«
    »In Ordnung.«
    Shenandoah griff nach dem Haken, schwebte vorsichtig zwischen den Metallstreben hindurch und befestigte die Trosse an dem Punkt der Finne, die sie anvisiert hatten. Dann betrachtete er, sämtliche Scheinwerfer des Anzugs angeschaltet, das Bild:
    Die mächtige Stahlröhre des Wracks hatte über zwei gespannte Trossen die Empuse an sich gefesselt. Wenn er vorsichtig mit den Korrektursystemen gegenarbeitete, war es möglich, ohne weitere Beschädigungen die Schiffe voneinander zu lösen. Die Eigenbewegung des Wracks hatte abgenommen; es drehte sich etwas langsamer, da die Masse des Schleppers addiert worden war.
    »Fertig?« fragte Ivor.
    »Ja. Zurück ins Schiff. Hoffentlich ist dem Tachyonentriebwerk nichts passiert!«
    »Hoffentlich.«
    Sie trafen sich an der Schleuse.
    Und sahen, daß sie das Schiff nicht mehr betreten konnten. Die Spitze der Finne drückte genau gegen den Verbund, der das Stahlblech der Platte verstärkte. Sie hatte die gesamte Metallplatte eingedrückt, so daß sich kein Riegel mehr öffnen ließ, kein Scharnier mehr bewegen.
    Kalte Panik stieg in den Männern hoch.
    Ivor schaltete sämtliche Anzugscheinwerfer bis auf den aus, der am rechten Handgelenk befestigt war und knurrte:
    »Wir nehmen eine der starren Verbindungen und versuchen, die Platte aufzustemmen.«
    »Einverstanden.«
    Shenandoah fühlte, wie der Schweiß ausbrach und erhöhte die Leistung des Aggregates, er sah sich verloren und ausgesetzt in der eisigen Kälte des Alls.
    Sie tappten die sechs Meter bis zu den Halterungen der fünf Meter langen Stahlröhren und klinkten eine davon aus. Während Shenandoah sie festhielt, rammte Ivor sie zwischen Rahmen und Schleusentür. Er mußte den Versuch zweimal wiederholen, bis schließlich das Rohr im Innern der Schleuse verschwand.
    Dann schwebte er zurück und stemmte sich zusammen mit Crooks gegen den Stahl.
    Nichts.
    »Der Hebel ist lang genug«, sagte Ivor. »Noch ein Versuch.«
    Sie hafteten mit den Magnetsohlen am Schiffsmetall und stemmten sich gegen die Stange. Sie bewegte sich keinen Zoll. Die Männer keuchten und schwitzten, und Ivor murmelte Flüche.
    Dann brach die Stange ab.
    Dicht über der Stelle, wo sie als Drehpunkt auf dem Schleusenrahmen auflag.
    »Aus.«
    Die beiden Freunde erkannten hinter der durchsichtigen Fläche des Helmes ihre weißen Gesichter und die Augen, in denen die Angst stand.
    Crooks sagte: »Shemnouk!«
    Er drehte sich um, gab dem Rohr einen Stoß, daß es in die Dunkelheit davonsegelte und ging auf den Lichtschein zu, der aus dem Panoramafenster nach draußen drang und sich verlor. Er kauerte sich vorsichtig neben der Scheibe auf das Metall und klopfte mit der Hand gegen die Scheibe.
    »Shemnouk!« brüllte er heiser. »Shemnouk!«
    Der schwarze Ball lag unbeweglich drei Meter vom Glas entfernt. Shenandoah schlug noch einmal gegen das Glas und schaltete die Helmlampe ein. Der Strahl traf auf die Kugel. Shemnouk sprang aus dem Sessel und hüpfte auf das Fenster zu, prallte davon ab, sprang abermals und blieb dann
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