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Die Messermacher (German Edition)

Die Messermacher (German Edition)

Titel: Die Messermacher (German Edition)
Autoren: Petra Mehnert
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Normalerweise sprach sie ihn mit seinem Vornamen, aber dennoch mit „Sie“ an. Was hatte sie gesagt? Hatte er schon wieder einmal von ihren katzenartigen, grünen Augen geträumt und über seine Schwärmerei für seine Chefin nicht richtig zugehört? Nur gut, dass sie nicht wusste, warum er gerade so unaufmerksam gewesen war! 
    „Äh … es ist eine Vermisstenanzeige eingegangen?“, fragte er leise und versuchte sein unschuldigstes Lächeln, was ihm anscheinend nicht ganz gelang, denn seine Chefin sprang auf und ging langsam – wie eine Raubkatze – auf ihn zu. Joska wurde auf seinem Stuhl immer kleiner und er musste aufpassen, dass er nicht herunterrutschte. Dieser Besucherstuhl hatte in voller Absicht keine Polster, damit sich die Leute, die der Kommissarin gegenübersaßen, bzw. gegenübersitzen mussten , nicht zu wohl fühlten.  
    „Nun … wer wird vermisst?“, fragte Frau Müller-Harnisch nochmals drohend und kam ihrem nun doch recht eingeschüchterten Untergebenen so nahe, dass er ihr teures Parfüm riechen konnte.  
    Mist! Nur nicht noch mehr ablenken lassen! Er hatte wirklich nicht richtig zugehört, aber das wollte er natürlich nicht zugeben und so riet er einfach ins Blaue hinein: 
    „Ein alter Mann?“ 
    „Ja – Herrschaftszeiten!“, fluchte die Kommissarin, wobei sie als gebürtige Augsburgerin in ihren alten Dialekt verfiel. „Aber wer genau, will ich von Ihnen wissen!“ 
    „Ich weiß es doch nicht, Chefin! Ich war grad nicht ganz bei der Sache. Sorry – wirklich!“ Und diesmal kriegte er es doch hin, dass die Wut seines Bosses endlich verflog. „Sagen Sie`s mir nochmal … bitte!“, schnurrte er geradezu.  
    „Bleibt mir ja auch nix anderes übrig“, knurrte Frau Müller-Harnisch, allerdings immer noch etwas widerwillig. „Na gut – der berühmte Messermacher aus Ottenbach wird vermisst“. 
    „WAS? Der Jakob?“, entfuhr es Joska, denn er war ein großer Bewunderer der Familie Angerer und deren Handwerkskunst.  
    „Nein, nicht der Sohn. Der Alte ist weg und seine Frau lag heute Morgen tot im Bett!“, klärte ihn seine Chefin nun endgültig auf. Bevor Joska jedoch darauf reagieren konnte, kam ein Kollege nach kurzem Klopfen und ohne auf Antwort zu warten, ins Zimmer gestürmt. Doch bevor seine Chefin ihn diesbezüglich rügen konnte, plapperte er (es war der Dienstälteste, der Herr Maier) sofort los: 
    „Wer kümmert sich eigentlich um den Mordfall, wo eine gelähmte Schlaganfall-Patientin ihren Ehemann mit einer Vase erschlagen hat?“ 
    „Das werde ich gemeinsam mit Herrn Kiss übernehmen, wenn das mit der Vermisstenanzeige von dem Angerer läuft. Kümmern Sie sich bitte inzwischen um die Sache mit dem Hofbrand in Ottenbach“. 
    Mit diesen neuen Instruktionen zog der dreiundsechzigjährige und somit kurz vor der Pension stehende Hartmut Maier wieder ab. Joska Kiss sah sich schon in den nächsten Tagen derart mit Arbeit zugemüllt, dass er sicher keinen normalen Feierabend machen und bis spät in die Nacht würde zu tun haben. Kaum war die Türe hinter Maier wieder geschlossen, rückte seine Chefin auch schon mit ihren Anweisungen heraus, die dem jungen Polizisten gar nicht gefielen. 
    „Sie werden heute sofort zu den Angerers fahren und zuerst mit dem Arzt sprechen, ob es eine natürliche Todesursache war. Es ist davon auszugehen, da die alte Dame sehr krank war. Wenn das abgeklärt ist, kümmern Sie sich um die Vermisstenanzeige. Aber warten Sie damit noch zwei Tage. Immerhin ist dieser Reno Angerer ein erwachsener Mann und kann auch mal ein paar Tage verschwinden, ohne allen gleich Bescheid zu sagen. Der taucht bestimmt bald wieder auf oder meldet sich – Sie werden sehen! Ich hab heute einen Termin beim Staatsanwalt und kann Sie somit leider nicht begleiten. Ich weiß schon, dass das Ihr erster Einsatz ist, den Sie alleine führen“, sagte sie mitleidig, als Joska die Augen entsetzt aufgerissen hatte, „Aber ich gebe Ihnen zur Unterstützung und damit sie ihm zeigen können, was Sie schon alles gelernt haben, unseren neuen Praktikanten an die Seite“. 
    „Nein!“, entfuhr es Joska. „Nicht den! Das können Sie mir nicht antun!“, jammerte er, und es klang wirklich sehr verzweifelt. Seine Chefin schaute ihn amüsiert an und Joska sah ihr an, dass sie sehr gut wusste warum, dennoch fragte sie süß lächelnd: 
    „Warum denn nicht? Herr Clemens ist doch ein tüchtiger Kerl“.  
    „Aber er ist fast zehn Jahre älter als ich! Der lässt sich
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