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Die Messermacher (German Edition)

Die Messermacher (German Edition)

Titel: Die Messermacher (German Edition)
Autoren: Petra Mehnert
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nicht zusammengebunden hatte, hingen mir ins Gesicht und in die eklige Pfütze, ich strich sie nur angewidert zurück. Benommen und mit immer noch zitternden Fingern fischte ich nach dem Telefon und schaute auf das Display. „Anruf von Tobias“ stand da und ich warf es in hohem Bogen weg, als wäre es giftig. Leider machte das diesem modernen und anscheinend recht robusten Ding nichts aus, denn es klingelte munter weiter. Wütend warf ich ein Buch danach und als es nicht aufhören wollte, noch eins und noch eins … bis es endlich still war und ich mich wieder darauf konzentrieren konnte nachzudenken, was ich jetzt tun sollte! Ich musste den Leichnam irgendwie loswerden, aber wie, wann und wo? Wie lange es wohl dauern würde, bis der tote Körper steif wurde? Dann würde es sicher noch viel schwerer werden, ihn zu entsorgen. Ob ich ihn wohl schon mal irgendwie zusammenfalten sollte? Allein schon der Gedanke daran ließ mir die Knie weich werden und mein Magen rebellierte schon wieder. Wie sollte ich das nur alles durchstehen? Aber ich hatte niemanden, dem ich mich anvertrauen konnte. Niemandem stand ich so nahe, dass ich ihm in einer solchen Situation vertrauen konnte. Wenn man es genau nahm, lag der einzige Mensch, mit dem ich befreundet war, nun tot vor mir! Ich war jetzt wirklich ganz alleine mit mir und meiner schrecklichen und sinnlosen Tat! 
    Warum hatte das nur alles so kommen müssen? Wir waren doch bis vor kurzem noch so glücklich gewesen. Reno kam mindestens einmal im Monat unter einem geschäftlichen Vorwand zu mir in meine kleine Werkstatt. Früher hatten wir uns jeden Tag sehen können, als Reno noch hier im Osten wohnte und bei seinem Vater arbeitete. In der Berufsschule, in der Reno und mein Vater das Messermacher-Handwerk lernten, freundeten sich die beiden an und Reno kannte mich schon als Baby, denn mein Vater war erst 18, als seine damalige Freundin mit mir schwanger war. Doch gleich nach meiner Geburt hatte sie uns verlassen und mein Vater musste mich alleine aufziehen. Reno spielte oft den Babysitter und wurde mit den Jahren mein bester Freund. Wann wir uns ineinander verliebt hatten, weiß ich nicht mehr. Es ist einfach passiert. Ich lernte das Messermacher-Handwerk auch bei meinem Vater, machte aber auch ein Praktikum bei Renos Firma. Reno arbeitete damals ja noch bei seinem alten Vater in der Firma mit, doch ich, Rüdiger Haupt, wusste schon sehr früh, dass ich mich selbstständig machen wollte. Dass ich was drauf hatte, bestätigten mir meine Lehrer immer wieder und als Messermacher braucht man ja auch nicht allzu viele teure Maschinen. So konnte ich meinen Traum nach der Schule rasch in die Tat umsetzen und Renos Firma verschaffte mir auch gleich ein paar lukrative Aufträge. Leider wollte Renos Alter die Firma einfach nicht in die Hände seines Sohnes geben und so überwarf sich der bereits 50-jährige Reno mit seinem alten Vater und fing mit nur ein paar Werkzeugen und einer Holzkiste in einem kleinen Zimmer in Stuttgart ganz von vorne an. Ich flehte Reno an, doch hier zu bleiben und die Sache vollends auszusitzen. Sein Vater war ja schon über 80, aber mein sensibler Reno verkraftete es einfach nicht mehr, sich ständig von seinem immer seniler werdenden Vater in die Firmenangelegenheiten reinreden zu lassen und dessen Fehler ausbügeln zu müssen. Mit der Kundschaft ging der Alte auch mehr als ruppig um und so manchen hatte er schon zur Werkstatt hinausgejagt. So konnte man heutzutage nicht mit seinen wertvollen Kunden umgehen, aber sag das mal einem so alten Mann und deinem eigenen Chef! Eigentlich war klar, dass es irgendwann knallen würde und eines Tages ist der arme Reno dann einfach sang- und klanglos gegangen. Als sein Vater mal ein paar Tage im Urlaub war, was er höchst selten tat, packte Reno seine liebsten Werkzeuge und zog um nach Stuttgart. Seine Familie hat er erst zu sich geholt, als es mit seiner Firma einigermaßen lief. Ich war damals wirklich geschockt, denn Reno war mein einziger Freund und ich hatte tagelang geheult. Bei diesen Gedanken sammelte sich schon wieder Wasser in meinen Augen, denn nun war mein Geliebter tot! Und ich hatte ihn umgebracht!  


     
    „Wir haben hier eine Vermisstenanzeige!“, rief Hauptkommissarin Magdalena Müller-Harnisch durch die angelehnte Türe, die ihr Büro von dem ihres jungen blonden Assistenten Joska Kiss trennte. Wie üblich machte sie sich nicht die Mühe, aufzustehen und ihrem Angestellten gegenüberzutreten. Wusste
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