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DIE MEROWINGER: Familiengruft

DIE MEROWINGER: Familiengruft

Titel: DIE MEROWINGER: Familiengruft
Autoren: Robert Gordian
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Vorschlag. Wir reißen die Palastmauer und die alte Exedra hinter der Villa ab, führen die Mauer neu auf und nehmen das Haus mit unter die Palastbauten auf. Es liegt dann innerhalb der Mauer, und jeder kann vom Palast aus dann frei aus und ein gehen. Auch meine Schwester muss sich nicht mehr durch eine Geheimpforte stehlen. Meinst du nicht auch, das wäre die beste Lösung? Oder weißt du eine bessere?«
    Der König hob seinen Fuß aus dem Wasser, besah ihn aufmerksam und befühlte die Schwellung. Ursio, der mit angezogenen Beinen auf einem Baumstumpf hockte, lauerte grinsend.
    »Nein, ich weiß keine … keine bessere«, sagte Jullus stockend. Er fühlte seinen Herzschlag am Halse. »Es ist ja auch dein Haus … gehört ja nun zum Palast.«
    Chlodwig stellte den Fuß zurück in das Wasser, drehte sich langsam zu Jullus um, strich eine graue Strähne aus dem Gesicht und sagte: »Das meinte ich doch. Du hast mich verstanden.« »Was aber deinen Verdacht betrifft«, sagte der junge Mann hastig, »so ist er vollkommen unbegründet!«
    »Tatsächlich?«
    »Und wie willst du das beweisen?«, fragte Ursio.
    »Hätte ich mich sonst so beeilt«, rief Jullus, »um dir, König, eine gute Nachricht zu bringen? Die Nachricht nämlich, dass in ein paar Tagen eine Gesandtschaft eintreffen wird – aus Ravenna? Dass der König Theoderich Audofleda abholen lässt, seine ersehnte Braut, die künftige Königin der Ostgoten? Würde mich das mit so herzlicher Freude erfüllen, wenn an deinem Verdacht auch nur das kleinste Körnchen Wahrheit wäre? Würde ich, damit ich der Erste bin, der dir das meldet, beinahe mein bestes Pferd zuschanden geritten haben?«
    Jullus schrie diese Fragen heraus, so als wollte er damit die Stimme zum Schweigen bringen, die sich in seinem Innern erhob, sich empörte und protestierte. Jetzt schwieg er mit offenem Munde, erschrocken über seinen Verrat. Doch es war heraus und nicht mehr zurückzunehmen.
    Chlodwig tauschte einen Blick mit Ursio.
    »Warum hast du uns das nicht gleich gesagt?«, fragte Ursio. »Es hätte die Stimmung des Königs heben können. Stattdessen fängst du von Paris an und deinen eigenen Angelegenheiten.«
    »Ja, das ist eine Nachricht, die mir gefällt«, sagte Chlodwig. »Aber ist sie auch wahr? Vom wem hast du sie?«
    »Ich hörte … ich hörte, es seien Boten gekommen, die der Gesandtschaft vorausgeschickt waren.«
    »Sahst du die Boten? Sprachst du mit ihnen?«
    »Das nicht, ich … ich machte mich gleich auf den Weg.«
    Ein neuer Schrecken befiel den Referendar. Wenn es die Boten nun gar nicht gab! Wenn Audofleda und Lanthild sie nur erfunden hatten, um ihn anzutreiben? Wenn am Ende herauskam, dass er den König belogen hatte, um ihn von seinem Verdacht abzulenken?
    Jullus sah sich bereits verloren. In was hatte er sich da verstrickt! Chlodwigs Schweigen und das ekelhafte Lächeln seines Kumpans ließen ihn frösteln.
    Der König befahl ihm, sich in Berny zu seiner Verfügung zu halten. Nun glaubte der junge Aristokrat tatsächlich, die milden Sonnenstrahlen dieses Septembertages seien die letzten, die ihn wärmten, bevor es ins kalte Grab hinabging.
    Erst gegen Abend kam die Erlösung. Von Bobo abgesandt und einer fränkischen Reiterabteilung begleitet, trafen die beiden Goten in Berny ein. Chlodwig empfing sie unverzüglich. Da er aber bereits im Bilde war, ließ er sich seine Freude nicht anmerken.
    Vergebens erwarteten Audofleda und Lanthild an diesem Tag auf dem Gut der Sabauder Jullus’ Rückkehr. Am nächsten Mittag brachten Leute vom Gut die Nachricht, sie hätten gerade den König mit seinem Gefolge die Römerstraße entlangziehen sehen, wohl auf dem Rückweg nach Soissons. Und Jullus war immer noch nicht zurück.
    Mit schlimmen Ahnungen brachen die beiden Schwestern auf und erreichten auf einem Umweg gegen Abend die Residenzstadt. Als sie in den Palasthof einritten, kamen gleich mehrere Höflinge angerannt und riefen Audofleda zu, dass ihr Bruder, der König, sie ungeduldig erwarte. Da wusste sie schon, was ihr bevorstand.
    Jullus Sabaudus traf erst am dritten Tag wieder auf dem Gut seines Bruders ein. Vorher hatte er sich durch einen vorausgeschickten Knecht vergewissert, dass die Schwestern fort waren. Stolz zeigte er die vom König gesiegelte Ernennungsurkunde. Freilich hatte er darin eine Berichtigung vornehmen müssen.
    Er war nun Comes, wenn auch nicht von Paris, so doch immerhin von Le Mans.
    Übrigens sollte er sich hier schon nach kurzer Zeit des in ihn
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