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DIE MEROWINGER: Familiengruft

DIE MEROWINGER: Familiengruft

Titel: DIE MEROWINGER: Familiengruft
Autoren: Robert Gordian
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noch gar nicht zu seinem Reich, und er werde sie erst mit dem Heer erobern müssen. Dazu würden ihm aber Männer fehlen, in seinem Gefolge gebe es ja nur Feiglinge …
    So ging es noch eine Weile weiter, bis der König endlich Jullus bemerkte. Er winkte ihn zu sich heran.
    »Was willst du? Was gibt es? Warum kommst du hierher? Schon wieder Ärger mit den Christianern? Es reicht mir. Davon will ich nichts hören!«
    »Du hast mir ausrichten lassen, König, ich solle mich unverzüglich nach Paris …«
    »Ach ja! Paris … Darum muss ich mich kümmern. Rikulf ist tot, ich brauche dort einen neuen Mann. Sehr dringend sogar. Aber ob du für den Posten der Richtige bist …«
    »Wir hatten vereinbart, König …«
    »Jaja, das hatten wir. Aber in diesem verdammten Paris wird eine Hand gebraucht, die das Schwert führen kann, nicht nur die Feder.«
    »Ich hab auch gelernt …«
    »Schon gut, schon gut! Wir werden sehen. Es muss ja nicht heute und morgen entschieden werden. Ebero, der jetzt Vicarius ist, könnte auch Comes werden … das ist ein alter, bewährter Haudegen. Der würde nicht lange mit dem Pariser Lumpenpack fackeln! Ich will ja Frieden mit diesem Volk, aber wenn es nun mal keine Ruhe gibt … Du könntest auch Comes in Evreux werden, dort ist es ruhiger, aber dort sitzt jetzt noch Draco. Vielleicht hole ich den in meine Palastwache. Oder willst du nach Le Mans? Wir werden schon etwas für dich finden. Sieh dir an, Jullus, was mir passiert ist. Guck dir den Fuß an. Der sieht aus wie ein Pferdehuf, wie? Ein paar Feiglinge haben mir gestern die Jagd vermasselt. Ich hätte Lust, ihnen eigenhändig die Hälse umzudrehen, und vielleicht tue ich es auch noch. Wie stehe ich jetzt vor meiner Braut da, der ich den Auerochsen versprochen habe! Was hast du da in der Hand? Was steht auf der Kuhhaut?«
    »Oh«, sagte Jullus verlegen, indem er das Pergament mit seiner Ernennung zum Comes zusammenfaltete und rasch in den Ledersack an seinem Gürtel steckte, »es ist nur eine Urkunde, die du siegeln müsstest. Das hat aber Zeit.«
    »Ja«, sagte Chlodwig, »das hat Zeit. Verschieben wir alles bis nach der Hochzeit. Zum Beispiel auch eine ärgerliche Angelegenheit, die mir berichtet wurde und die mir gar nicht gefällt. Du sollst dich an meine Schwester Audofleda herangemacht haben.«
    »Ich, König?«, rief Jullus erschrocken.
    »Ein paar Männer mit scharfen Augen haben festgestellt, dass es eine geheime Pforte zwischen meinem Palast und deiner Villa gibt. Durch diese Pforte sahen sie sie kommen und gehen.«
    »Aber … aber ich weiß davon nichts! Von einer geheimen Pforte ist mir nichts bekannt.«
    »Und dass meine Schwester in dein Haus kam, hast du auch nicht bemerkt?«
    »Nein … das heißt, vielleicht doch … Es kamen ja viele. Warum nicht auch sie? Wenn deine Schwester in mein Haus kam, dann … dann vielleicht, um meine Tante Sidonia zu besuchen. Sie besitzt Bücher römischer Schriftsteller. Deine Schwester, das weiß man ja, interessiert sich für Literatur.«
    »Wenn sie nur etwas zum Lesen wollte … warum benutzte sie dann die geheime Pforte?«
    »Darüber kann ich dir keine Auskunft geben, König«, stammelte Jullus, dem längst der Angstschweiß ausgebrochen war.
    »Und warum besuchte sie die Tante immer des Nachts?«, fragte Ursio.
    »Des Nachts? Sie besuchte sie des Nachts?« »Das haben die Männer mit den scharfen Augen beobachtet.«
    »Nun … meine Tante leidet unter Schlaflosigkeit. Sie ist manchmal die ganze Nacht auf und liest. Das kostet viel Öl …«
    »Die Männer haben auch scharfe Ohren und hörten, wie an der geheimen Pforte, auf deiner Seite, geflüstert wurde.«
    »Wer soll dort geflüstert haben?« »Die Herrin Audofleda und ein Mann, berichteten sie. Danach kam die Herrin Audofleda heraus und eilte zurück in den Palast.«
    »Es wird wohl ein Diener gewesen sein, der sie mit einem Licht an die Pforte begleiten musste.«
    »Ein Licht wurde nicht bemerkt.«
    »Ich …«
    »Genug!«, sagte Chlodwig. »Wir kommen später darauf zurück. Es muss eine Untersuchung geben. Die Wahrheit wird sich schon herausfinden lassen! Aber jetzt bin ich nicht in Stimmung für ein Verhör. Was die geheime Pforte betrifft … so ist sie ein Ärgernis, denn es könnte ja jeder von draußen, indem er den Weg durch die Villa nimmt, in den Palast eindringen. Das darf nicht sein!«
    »Wenn es die Pforte tatsächlich gibt«, sagte Jullus eifrig, »werde ich sie sofort zumauern lassen!«
    »Ich habe einen anderen
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