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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu
Autoren: Hideo Okuda
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offensichtlich stieß das Thema »Altenpflegeheim« auf großes Interesse unter den Inselbewohnern.
    Ogura behauptete, dass er nach seiner Wahl sofort dieses Projekt angehen würde. Auf die Budgetplanung ging er natürlich nicht ein. Hauptsache gewinnen, alles Weitere würde sich dann schon zeigen, war sowohl Oguras als auch Yagis Devise.
    »Das Ergebnis meiner intensiven Verhandlungen kann sich sehen lassen. Es ist mir daher eine besondere Ehre, euch heute den Sohn des Leiters der Irabu-Poliklinik vorzustellen, der uns mit seiner Anwesenheit beglückt, um sich ein Bild vor Ort zu verschaffen. Sein Vater ist Vorstandsmitglied des japanischen Ärzteverbandes und Vorstandsvorsitzender der privaten Wohlfahrtseinrichtung.«
    Erst seit kurzem wusste er überhaupt von der Existenz Irabus und nun log er hier vor allen Leuten das Blaue vom Himmel herunter, dachte Ryōhei angewidert.
    »Meine lieben Freunde: Herr Doktor Ichirō Irabu!« Mit lauter Stimme rief Ogura Irabus Namen, worauf sich heftiger Beifall erhob.
    »Guck mal, Doktor Irabu hat sich für Ogura entschieden«, tuschelten die Mitglieder des Seniorenvereins untereinander.
    Irabu erhob sich von seinem Stuhl und winkte lässig in die Menge.

    »Herr Doktor, wären Sie so freundlich, ein paar Worte zu sagen?«, bat Direktor Iwata.
    »Wie? Muss das sein?«, runzelte Irabu mit gespieltem Unwillen die Stirn, stellte sich jedoch sogleich vor das Mikrofon. Alle warteten gespannt.
    »Altenpflegeheim - FOO!« Irabu imitierte den Erkennungsruf eines kürzlich populär gewordenen TV-Prominenten und wackelte dabei wie dieser mit den Hüften. Die Erwachsenen in der Halle schwiegen betreten. Keiner rührte sich. Nur die Kinder waren begeistert. »Noch mal, noch mal!«, riefen sie.
    »Was? Noch einmal?«, antwortete Irabu sichtlich vergnügt.
    Ryōhei wandte den Blick ab. Einen solchen Dummkopf hatte er in seinem Leben noch nicht gesehen. Ach ja, jetzt war es an der Zeit, Mayumi zu kontaktieren. Er lief zum Fenster und gab der draußen wartenden Krankenschwester ein Zeichen. Sie zog aus ihrem Ausschnitt ein Handy und drückte auf die Tasten. Sogleich klingelte das Handy in Irabus Jackentasche. Alles lief wie verabredet. Irabu holte das Handy heraus.
    »Was ist denn? Ich bin gerade beschäftigt … aha … aha … Wie? Ein Notfall? … Ebolavirus? Ja das ist etwas anderes. Dann komme ich natürlich sofort.«
    »Ein Notfall!«, sagte er zu den verdutzten Männern vor sich. »Ich muss weg.« Er winkte kurz und stieg von der Bühne. Keiner sagte ein Wort. Nur die Kinder liefen Irabu hinterher.
    Sie verließen das Gebäude, sprangen in den Porsche und fuhren mit heulendem Motor ab.
    »Na, das ist ja prima gelaufen«, meinte Irabu.
    »Das nennen Sie prima gelaufen?«, entgegnete Ryōhei mit weinerlicher Stimme.
    »Na ja, solange keiner stirbt, ist es ein Erfolg«, schloss Irabu selbstbewusst mit einem Satz, der auch von Homer Simpson hätte stammen können.

    Mit quietschenden Reifen jagten sie um die Ecken und waren innerhalb von zehn Minuten am Sportzentrum. Vor dem Eingang wartete Muroi schon sichtlich ungeduldig.
    »Schnell, schnell! Herr Yagi hat schon mit seiner Rede begonnen.« Er verbeugte sich tief vor Irabu und fuhr fort: »Herr Doktor, vielen Dank für Ihre Bereitschaft, uns zu unterstützen. Mit Ihrer Hilfe werden wir gewinnen.«
    Der leidenschaftlich von Muroi vorgetragene Dank versetzte Ryōhei einen Stich in die Brust. Wenn herauskam, dass sie auch an der Versammlung der Ogura-Fraktion teilgenommen hatten, dann würde es einen Aufruhr geben. Wahrscheinlich würden sie noch heute Abend auffliegen. Im Galopp trafen sie in der Halle ein.
    »Herr Doktor, alles, nur kein weiteres Foo , wenn ich Sie bitten darf«, flüsterte Ryōhei Irabu zu.
    »Wieso denn? Ist doch gut angekommen«, protestierte Irabu.
    Auf der Bühne war Yagi gerade dabei, den Plan des Altenpflegeheims vorzustellen. Als er Irabu erblickte, wurde seine ohnehin schon hohe Stimme noch einmal um eine Oktave höher. »Liebe Anwesende, obwohl Herr Doktor Irabu so beschäftigt ist, hat er Zeit gefunden, uns die Ehre zu erweisen, hehehe.«
    Unter donnerndem Applaus betrat Irabu die Bühne.
    »Wir ham’ auf Sie gewartet, Herr Präsident!«, rief jemand aus dem Publikum nach oben.
    Irabu sah dies als Stichwort, hob gravitätisch die Hand und marschierte zur Mitte der Bühne. Dort schüttelten er und Yagi sich die Hände. Hoffentlich benahm er sich nicht wieder daneben, betete Ryōhei am Bühnenrand.
    »Hiermit
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