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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin
Autoren: Tess Gerritsen
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versucht, Beryl anzubaggern. Vor meinen Augen.“
    „Und hast du ihre Ehre verteidigt?“
    „Das brauchte ich nicht“, erwiderte Richard lachend. „Sie kann gut selbst auf sich aufpassen.“
    Delanceys Hand lag jetzt am Rücken seines Opfers und glitt langsam abwärts.
    „Was finden Frauen denn nur an einem solchen Kerl?“ fragte Richard.
    „Wer kann schon wissen, was Frauen an einem Mann reizt?“ sagte Jordan und sah Richard wieder an. „Sag mal, hast du je von einer Sicherheitsfirma namens Nimrod Associates gehört?“
    „Hier oder im Ausland?“
    „Keine Ahnung. Hier, nehme ich an.“
    „Nie gehört. Aber ich könnte mich erkundigen.“
    „Da wäre ich dir dankbar.“
    „Warum interessiert sie dich?“
    „Oh …“ Jordan zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Jemand hat sie erwähnt.“
    Richard betrachtete ihn aufmerksam. Verdammt. Der Mann hatte mal für den Nachrichtendienst gearbeitet, was manchmal hilfreich, oft aber auch störend war. Ich muss vorsichtig sein, dachte Jordan.
    Zum Glück kam Beryl angeschlendert, um ihrem Zukünftigen einen Kuss zu geben. Sekunden später hielt Richard sie in den Armen und hatte den Rest der Welt vergessen.
    Junge Liebe, verrückte Hormone, ging es Jordan durch den Kopf, während er sein Glas leerte. Dass seine eigenen Hormone heute Abend äußerst aktiv waren, lag nicht nur am Champagner.
    Wieder musste er an die Frau denken.
    An ihre Stimme, ihr Lachen, ihre katzenhafte Geschmeidigkeit, als sie sich unter ihm wand …
    Hastig stellte er das Glas ab. Kein Champagner mehr. Die Erinnerung war berauschend genug. Er hielt nach einem Kellner mit Mineralwasser Ausschau und sah, wie sein Onkel Hugh den Ballsaal betrat.
    Den ganzen Abend hatte Hugh den perfekten Gastgeber und stolzen Onkel der Braut gespielt und mit Frauen geflirtet, die jung genug waren, um seine Enkeltöchter zu sein. Aber jetzt wirkte er ziemlich durcheinander.
    Jordan sah, wie er zu Guy Delancey eilte. Die beiden Männer wechselten schnell einige Worte, und Delanceys Kinn zuckte hoch. Dann verließ er sichtlich aufgeregt den Ballsaal und rief nach seinem Wagen.
    „Was ist denn da los?“ murmelte Jordan.
    Beryl drehte sich um, als Onkel Hugh auf sie zukam. „Er wirkt nicht sehr glücklich.“
    „Was für ein unschönes Ende eines schönen Abends“, knurrte Hugh.
    „Was ist geschehen?“ fragte Beryl.
    „Guy Delanceys Butler hat angerufen und einen Einbruch gemeldet. Jemand ist über den Balkon ins Schlafzimmer eingedrungen. Was für eine Frechheit!“
    „Wurde etwas gestohlen?“ erkundigte Richard sich.
    „Das weiß ich noch nicht.“ Hugh schüttelte den Kopf. „Macht einem fast ein schlechtes Gewissen, was?“
    „Schlechtes Gewissen?“ Jordan rang sich ein unbeschwertes Lachen ab. „Warum denn?“
    „Wenn wir Delancey nicht eingeladen hätten, wäre der Einbrecher …“
    „Das ist doch Unsinn“, unterbrach Jordan ihn. „Der Einbrecher … Ich meine, wenn es ein Einbrecher war …“
    „Was soll es denn sonst gewesen sein?“ fragte Beryl.
    „Ich finde nur … man sollte keine voreiligen Schlüsse ziehen.“
    „Natürlich war es ein Einbrecher“, beharrte Hugh.
    „Es könnte andere Erklärungen geben … Oder?“
    Niemand antwortete.
    Lächelnd nippte Jordan am Mineralwasser. Aber die ganze Zeit spürte er den misstrauischen Blick seiner Schwester.
    Das Telefon läutete, als Clea in ihr Hotelzimmer zurückkehrte. Bevor sie abnehmen konnte, verstummte es, aber sie wusste, dass es bald wieder läuten würde. Tony war nervös. Irgendwann würde sie mit ihm reden müssen, aber erst musste sie sich von der Beinahekatastrophe dieses Abends erholen. Und überlegen, was sie als Nächstes unternehmen sollte. Was Tony als Nächstes tun sollte.
    Sie wühlte in ihrem Koffer, bis sie die Miniflasche Brandy fand, die sie im Flugzeug bekommen hatte. Dann ging sie ins Bad, ließ einen Fingerbreit Wasser ins Glas laufen und nippte am Drink, während sie betrübt in den Spiegel starrte. Sie feuchtete einen Waschlappen an und wischte sich damit die Tarnfarbe aus dem Ge sicht.
    Das Telefon läutete zum zweiten Mal.
    Mit dem Glas in der Hand eilte sie hinüber. „Hallo?“
    „Clea?“ Es war Tony. „Was ist passiert?“
    Sie sank aufs Bett. „Ich habe es nicht.“
    „Warst du im Haus?“
    „Natürlich war ich im Haus! Aber unten war er nicht, und als ich gerade oben war, wurde ich gestört.“
    „Von Delancey?“
    „Nein. Von einem anderen Einbrecher.“ Sie lachte müde.
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