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Die Meister der Am'churi (German Edition)

Die Meister der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Meister der Am'churi (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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Hütte, die unberührt geblieben war. Sie wussten, dass sie nicht lange bleiben konnten, bevor sowohl die Bauern im Dorf als auch sie selbst unruhig werden würden. Im Moment allerdings wollten sie nicht weiter denken müssen als bis zum nächsten Sonnenaufgang und den Frieden genießen. Heilung finden. Ni’yo verhielt sich zumeist ganz normal, nahm an allem teil, was Jivvin vorschlug, er aß, arbeitete an Haus und Garten mit, lächelte sogar gelegentlich. Und doch war er oft innerlich so weit entfernt, dass Jivvin um ihn fürchtete. Wann immer er ihn aber in die Arme nahm, kehrte Ni’yo in das Hier und Jetzt zurück, klammerte sich dann an ihn, als würde er sonst ertrinken. Es war wieder wie in den ersten Wochen, als sie zueinander gefunden hatten. Jede liebevolle Berührung, jedes freundliche Wort brachte Ni’yo zum Strahlen. Selbstverständlichkeiten, über die Jivvin niemals zuvor nachgedacht hätte, gewannen Bedeutung: Ein schlichtes „Danke“, wenn Ni’yo ihm etwas anreichte, ein Becher Wasser, den Jivvin unaufgefordert füllte, wurden zu kostbaren Gaben, über die Ni’yo sich so sehr freuen konnte.
    Er betrachtete seinen Geliebten von der Seite. Ni’yo starrte blicklos in den Himmel, wo die Dunkelheit nach und nach das Feuer der Sonne ertränkte.
    „Tu das nicht“, wisperte er und küsste ihm zärtlich Stirn und Schläfe. Ni’yo wandte langsam den Kopf und sah ihn fragend an. „Du verschließt dich schon wieder vor mir. Tu das nicht. Lass dir helfen, du bist nicht mehr allein!“
    Ein Lächeln huschte über das schmale, auf so fremdartige Weise schöne Gesicht.
    „Ich weiß, wie stark du bist, aber auch du kannst die Dunkelheit nicht vertreiben, Jivvin.“
    „Du fürchtest die Nacht?“, fragte er verblüfft.
    „Ja. Früher gehörte ich zu ihr, sie war ein Teil meines Erbes. Jetzt, wo ich mich gegen die Elfen und die Drachen entschieden habe und voll und ganz ein Mensch sein will, fürchte ich sie.“ Ni’yo drehte sich ein wenig, um sich noch enger an ihn schmiegen zu können. Jivvin streichelte seinen Kopf, sein Gesicht, seinen Rücken, in gleichmäßigem Rhythmus.
    „Bislang war die Einsamkeit das Einzige, was du je gefürchtet hast“, sagte er leise.
    „Ich fürchte sie mehr denn je, und die Nacht noch dazu.“ Ni’yo drückte ihn auf den Rücken nieder und drängte sich gegen ihn, bis sie nicht mehr enger zusammenkommen konnten, ohne sich zu vereinigen.
    „Wenn du willst, halte ich dich, bis es wieder hell wird“, versprach Jivvin und zog ihn etwas höher, um ihn küssen zu können. „Weder Einsamkeit noch Finsternis sollen dich in die Fänge kriegen, du gehörst mir!“
    Ni’yo erwiderte den Kuss voller Leidenschaft, half mit, die Kleider abzustreifen und ergab sich mit sinnlichem Genuss den Händen, die ihn in Besitz nahmen. Es war eine Ewigkeit her, Jivvin hatte nicht gewagt, Ni’yo zu bedrängen, hatte warten wollen, bis dieser selbst nach körperlicher Liebe suchte. Ein Fehler; wie es schien, hatte Ni’yo ebenfalls gewartet …
    Lange Zeit hörte Jivvin nichts außer ihrem zärtlichen Flüstern, Ni’yos wohligem Seufzen und lusterfülltem Stöhnen. Als der Mond bereits aufgegangen war und sein mystisches Silberleuchten über den Himmel verströmte, lagen sie still auf dem Felsen, unwillig, sich voneinander zu trennen. Die Frühsommernacht war lau, selbst der Wind streichelte warm und sanft über ihre erhitzten Körper.
    „Ich werde nie begreifen, wieso du ausgerechnet mir so vertrauen kannst“, wisperte Jivvin. „Nach allem, was ich dir angetan habe … wie kannst du dich mir so ohne Beschränkung hingeben?“
    „Ich hatte keine Wahl“, murmelte Ni’yo an seiner Schulter. „Du hattest mich beinahe zerstört. Ich konnte mich nur noch fallen lassen und warten, ob du mich auffängst oder in den Abgrund stürzen lässt. Du hast mich aufgefangen. Zum zweiten Mal bereits … Das ist alles, was ich brauche.“
    Jivvin setzte zu einer Antwort an, doch da fuhr Ni’yo an seiner Seite hoch und lauschte in die Dunkelheit. Alarmiert wollte er nach seiner Waffe greifen, aber da winkte Ni’yo bereits ab und schmiegte sich wieder gegen ihn.
    „Wir haben Besuch“, sagte er laut. Nun nahm auch Jivvin die nahezu unhörbaren Bewegungen eines Am’churi wahr.
    „Darf ich hochkommen?“ Die kräftige dunkle Stimme gehörte unverkennbar zu Lurez.
    „Jederzeit, bloß weiß nicht ich, ob du das wirklich willst“, erwiderte Jivvin mit leichtem Spott im Unterton.
    „Ich habe schon so
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