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Die Meister der Am'churi (German Edition)

Die Meister der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Meister der Am'churi (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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schützend in ihren Klauen. Ob Drache oder Wölfin, die Präsenz dieser Göttin war vertraut und half ihr, wieder zu sich zu finden.
    „Warte noch, Lynea, bevor du das Siegel erneuerst.“ Am’chur beugte sich zu ihr herab. „Einige der niederen Götter sehen ihre Aufgabe und damit den Zweck ihres Daseins als erfüllt an. Sie wollen ihre vergänglichen Drachenleiber in den Vulkanen bestatten, aus denen wir alten Drachen geschlüpft sind.“
    „Was ist mit Ni’yo?“, platzte Lynea heraus, obwohl sie sich hatte zurückhalten und die Trauer auf später verschieben wollen, von dem sie nicht wusste, ob sie es erleben würde.
    „Er hat sich für das Leben entschieden. Du brauchst nicht länger um ihn zu fürchten“, erwiderte Am’chur.
    Lynea spürte mehr, als dass sie sah, wie sich etwa ein Dutzend der göttlichen Drachen in die Luft erhob.
    „Unter uns war eine Verräterin.“ Muria wies auf einen Haufen loser Felsbrocken – eine zerstörte Götterstatue. „Erst jetzt, wo unsere Gedanken Einlass in diese Höhle nehmen konnten, haben wir erkannt, was Harla getan hat. Ihr muss Einhalt geboten werden, sonst wird das Volk der Drachen wahrhaftig untergehen, statt von Neuem erstarkt den Himmel zu beherrschen, und die Welt der Sterblichen wird einstürzen.“ Eine Flut von Gedanken überschwemmte Lyneas Geist, zu rasch und zu ungeheuerlich, als dass sie alles begreifen könnte, was die Göttin ihr zeigte. Doch sie wusste aus vergangenen Erfahrungen, dass sie im Laufe der nächsten Tage verstehen und im Sinne der Götter handeln konnte.
    „Nimm sie, Dan’chur, ihr Leib ist zu sehr geschwächt, um die Aufgabe zu erfüllen. Trage sie zum Portal, sie wird dadurch das Siegel erneuern. Indem du sie beim Durchtritt berührst, wirst du Teil der Siegelmagie und kannst fortan das Portal beliebig durchschreiten – allerdings nicht zerstören.“ Muria übergab sie an den anderen Drachen. Ohne ein weiteres Wort erstarrten alle Götter erneut zu Statuen.
    „Wir werden uns wahrscheinlich nicht wiedersehen“, flüsterte Lynea matt, als Dan’chur losflog. Sie spürte, wie sie sich bereits erholte, jetzt, wo sie nicht mehr von der Präsenz einer ganzen Götterschar erdrückt wurde. Was genau in diesem langen Moment geschehen war, würde sie wohl nie gänzlich begreifen … „Es war ein guter Kampf, mit Blut und Tränen auf beiden Seiten. Ich wünsche dir die Kraft, die du brauchst, um dein Volk aus der Dunkelheit führen zu können.“
    „Leb wohl, Wandlerin dreier Seelen“, erwiderte Dan’chur, und es klang respektvoll. Lynea lächelte. Dieser Tag hatte so vieles verändert …
     
    ~*~
     
    „ERWEIST DEN SCHEIDENDEN GÖTTERN EUREN RESPEKT!“, rief Am’chur plötzlich. Seine Rückkehr kam überraschend, doch das war nichts im Vergleich zu den etwa zwölf göttlichen Drachen, die nun durch das Portal flogen. Ihre Körper mochten kaum anders aussehen als die der gewöhnlichen Drachen – deren Vollkommenheit bereits ein atemberaubender wie entsetzlicher Anblick war. Aber diese hier besaßen jene Ausstrahlung von Macht, wie sie nur Götter besitzen konnten. Trauer erfüllte Jivvin, und er sah, dass alle anderen ähnlich fühlten, als die Drachen über ihre Köpfe dahinflogen: Kydara, die Schutzgöttin der gleichnamigen Stadt, Nan’tor, Gott der Salzwüste … Es war wohl Am’chur, der ihm das Wissen schenkte, welche Götter von nun an ihren Segen von der Welt nehmen würden. Als jedoch Ikalla auftauchte, sprang Jivvin auf. Die Göttin des Hauptstroms seiner Heimat, dem Land der tausend Flüsse, durfte einfach nicht gehen! Er wusste, die Hochebene würde nie wieder sein, wie er sie kannte, wenn sie fort war.
    „Ikalla! Ich flehe dich an, bleib!“, schrie er, ohne jede Hoffnung. Das blau geschuppte Drachenweibchen zuckte nicht einmal mit der Schwanzspitze, sondern flog ungerührt fort.
     
    ~*~
     
    Ni’yo hob den letzten Toten hoch und legte ihn zu den anderen. Es war Pitu. Mit ihm hatte einst alles angefangen, am ersten Tag im Tempel des Am’chur. Er war der Erste gewesen, der Ni’yo dort provoziert hatte und dadurch den Hass zwischen ihm und Jivvin begründete. Ni’yo schloss ihm die Augen, zu erschöpft, um noch irgendetwas zu fühlen, sei es Entsetzen über Pitus Verstümmelungen oder Trauer über all die Opfer. Beinahe die Hälfte der Am’churi und einundzwanzig Wolfswandler waren gefallen, die Zahl getöteter Elfen kannte niemand, da viele von denen, die so plötzlich nachgekommen waren und gegen die
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