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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle
Autoren: Agatha Christie
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es welche gab. Aber jetzt klebte Parminters Blick noch an den beiden Adressen und an den handgeschriebenen kleinen Buchstaben oben auf der Seite.
    Er hob kurz den Kopf, als Sergeant Kane ins Zimmer trat.
    »Kommen Sie, Kane. Sehen Sie sich das mal an.«
    Kane stellte sich hinter ihn, stieß einen leisen Pfiff aus und las laut: »›Drei Mäuslein blind‹! Also, jetzt bin ich ja platt!«
    »Tja.« Parminter zog eine Schublade auf und nahm ein halbes Blatt Papier heraus, um es neben das Notizbuch auf den Tisch zu legen. Es war, sorgfältig festgesteckt, an der ermordeten Frau gefunden worden.
    Auf dem Blatt stand: Dies ist Nr. 1. Darunter waren wie von der Hand eines Kindes gekritzelt drei kleine Mäuse und ein paar Takte Musik.
    Kane pfiff leise eine Melodie. Ein Kinderlied mit dem Text: »Drei Mäuslein blind. Sieh mal, wie schnell…«
    »Das ist es, genau. Das ist die Erkennungsmelodie.«
    »Verrückt, was, Sir?«
    »Tja.« Parminter zog die Stirn kraus. »Die Frau ist zuverlässig identifiziert?«
    »Jawohl, Sir. Hier ist der Bericht von der Abteilung Fingerabdrücke. Mrs Lyon, wie sie sich genannt hat, war in Wirklichkeit Maureen Gregg. Sie ist vor zwei Monaten aus Holloway entlassen worden, nach Verbüßung ihrer Strafe.«
    Parminter überlegte laut: »Sie ist in die Culver Street gezogen und hat sich Maureen Lyon genannt. Sie hat ab und zu getrunken, und sie hat bekanntermaßen ein-, zweimal einen Mann mit zu sich genommen. Aber Angst vor irgendetwas oder irgendjemandem scheint sie nicht gehabt zu haben. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sie sich in Gefahr fühlte. Und dieser Mann klingelt, fragt nach ihr, und die Vermieterin sagt ihm, er soll in den zweiten Stock gehen. Die kann ihn dann aber nicht beschreiben, sie sagt nur, er sei mittelgroß und wohl so schwer erkältet gewesen, dass er seine Stimme verloren habe. Sie selbst ist wieder in ihren Keller gegangen und hat nichts Verdächtiges gehört. Auch hinausgehen hören hat sie ihn nicht. Ungefähr zehn Minuten später trägt sie ihrer Untermieterin Tee hoch und findet sie erwürgt vor. Das war kein Zufallsmord, Kane. Das war sorgfältig geplant.« Parminter hielt kurz inne, dann fragte er: »Wie viele Häuser es in England wohl gibt, die Monkswell Manor heißen?«
    »Vielleicht ja nur eins, Sir.«
    »Das wäre wahrscheinlich zu viel des Glücks. Aber machen Sie sich ans Werk. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Der Detective Sergeant starrte noch einen Augenblick grübelnd auf die beiden Adressen in dem Notizbuch – Culver Street 74; Monkswell Manor. »Sie glauben also – «, fing er an.
    »Ja«, fuhr Parminter schnell dazwischen. »Sie nicht?«
    »Doch, vielleicht. Monkswell Manor – wo habe ich das –. Wissen Sie, Sir, ich könnte schwören, ich habe den Namen erst vor ganz kurzer Zeit gesehen.«
    »Wo?«
    »Das versuche ich gerade herauszukriegen. Augenblick mal – Zeitung – die Times. Die Rückseite. Augenblick mal – Hotels, Pensionen, Gästehäuser –. Ganz kleinen Augenblick, Sir – das war eine alte. Ich habe da das Kreuzworträtsel gemacht.«
    Er lief aus dem Zimmer und kam freudestrahlend zurück. »Da haben wir sie, Sir, sehen Sie mal.«
    Der Inspector las hinter des Sergeants Zeigefinger her. »Monkswell Manor, Harpleden, Berks.« Dann zog er das Telefon zu sich. »Geben Sie mir die Polizei der Grafschaft Berkshire.«

Drei
    1
     
    Mit der Ankunft von Major Metcalf kehrte auch normale Betriebsroutine in Monkswell Manor ein. Major Metcalf war weder so monströs wie Mrs Boyle noch so kapriziös wie Christopher Wren. Er war ein stieseliger Mann in mittleren Jahren von tadelloser soldatischer Haltung und hatte die meiste Zeit in Indien Dienst getan. Er zeigte sich zufrieden mit seinem Zimmer und dessen Mobiliar. Zwar entdeckte er keine gemeinsamen Freunde mit Mrs Boyle, hatte aber immerhin Verwandte von Bekannten von ihr kennen gelernt – »das Yorkshire Rudel«, drüben in Poona. Sein Gepäck wiederum, zwei schwere schweinslederne Koffer, besänftigte Giles’ argwöhnisches Wesen.
    Ehrlich gesagt hatten Molly und Giles gar nicht viel Zeit, sich Gedanken über ihre Gäste zu machen. Das Abendessen musste zubereitet, aufgetragen und eingenommen, der Abwasch erledigt werden, und alles lief wie am Schnürchen. Major Metcalf lobte den Kaffee, und Giles und Molly fielen – erschöpft, aber selig – ins Bett, um gegen zwei Uhr nachts hochgescheucht zu werden von hartnäckigem Geklingel.
    »Verdammt«, sagte Giles. »Das ist die
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