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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle
Autoren: Agatha Christie
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Ja, ich bin Christopher Wren – nicht lachen, bitte. Meine Eltern waren echte Romantiker. Sie wollten unbedingt, dass ich Architekt werde. Und deshalb fanden sie die Idee, mich Christopher zu taufen, ganz toll – als wär’s schon die halbe Miete.«
    »Und sind Sie Architekt?« Molly konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Ja, das bin ich«, sagte Mr Wren stolz. »Jedenfalls beinah. Ich bin noch nicht ganz fertig mit der Ausbildung. Aber hier haben Sie wirklich mal ein Beispiel für Wunschdenken, das in Erfüllung geht. Und zwar, obwohl so ein Name eigentlich eher hinderlich ist. Der Christopher Wren werde ich ja nie. Aber ›Chris Wrens Fertigbau-Nester‹ werden vielleicht trotzdem mal berühmt.«
    Giles kam die Treppe wieder herunter, und Molly sagte: »Dann zeige ich Ihnen jetzt Ihr Zimmer, Mr Wren.«
    Als sie kurz danach auch wieder herunterkam, fragte Giles: »Na und, haben ihm die schönen Eichenmöbel gefallen?«
    »Er wollte unbedingt ein Himmelbett, also hab ich ihm das Rosenzimmer gegeben.«
    Giles brummelte und grummelte etwas vor sich hin, das mit »dämlicher Grünschnabel« endete.
    »Jetzt pass mal auf, Giles«, Molly nahm auf einmal einen strengen Ton an. »Wir geben hier keine Hausgesellschaft für Gäste. Wir betreiben ein Geschäft. Ob du Christopher Wren nun magst oder nicht – «
    »Tu ich nicht«, fiel Giles ihr ins Wort.
    »– ist dabei vollkommen egal. Er bezahlt sieben Pfund die Woche, und nur darauf kommt es uns an.«
    »Wenn er die bezahlt, ja.«
    »Er hat es zugesagt. Wir haben seinen Brief.«
    »Hast du ihm den Koffer ins Rosenzimmer gebracht?«
    »Er hat ihn natürlich selbst getragen.«
    »Sehr galant. Aber du hättest dir nicht den Arm verrenkt. In Zeitung gewickelte Steine sind bestimmt nicht drin. Der ist so leicht, dass ich den Eindruck habe, da ist gar nichts drin.«
    »Schsch. Da kommt er«, warnte Molly.
    Christopher Wren wurde in die Bibliothek geführt, und die sah, fand Molly, wirklich sehr schön aus mit den dicken Sesseln und den brennenden Holzscheiten im Kamin. Abendessen, erklärte sie ihm, gab es in einer halben Stunde. Auf eine Frage von ihm erläuterte sie auch, dass zur Zeit keine weiteren Gäste da waren. Wenn das so sei, fand Christopher, könne er doch mit in die Küche kommen und zur Hand gehen?
    »Ich kann ein Omelett machen, wenn Sie wollen«, sagte er eifrig.
    Alles Folgende spielte sich in der Küche ab, und Christopher half auch beim Abwasch.
    Irgendwie, hatte Molly das Gefühl, war das nicht so ganz der richtige Anfang für eine landesübliche Pension – und Giles hatte es überhaupt nicht gepasst. Na ja, dachte Molly kurz vor dem Einschlafen, morgen, wenn die andern kommen, wird alles anders.
     

Zwei
    1
     
    Der Morgen brachte dunkle Wolken und Schnee. Giles hatte Sorgenfalten, und Molly sank das Herz in die Hose. Das Wetter machte alles erst richtig schwierig.
    Mrs Boyle traf mit dem schneekettenbewehrten Dorftaxi ein, und der Fahrer schilderte den Straßenzustand in düsteren Farben. »Schneesturm, noch vor Sonnenuntergang«, prophezeite er.
    Auch Mrs Boyle hellte die vorherrschende düstere Stimmung nicht eben auf. Sie war eine Frau von beträchtlichem Umfang und abstoßendem Äußeren, und sie hatte eine dröhnende Stimme und ein herrisches Gebaren. Ihre angeborene Aggressivität war noch gesteigert worden durch den Aufstieg, den der Krieg allen beschert, die sich beharrlich und kämpferisch nützlich machen.
    »Wenn ich geahnt hätte, dass das hier kein florierender Betrieb ist, wäre ich gar nicht erst gekommen«, verkündete sie. »Ich hatte selbstverständlich eine gut eingeführte, solide betriebene Pension erwartet.«
    »Sie sind keineswegs verpflichtet hier zu bleiben, wenn Sie nicht zufrieden sind, Mrs Boyle«, sagte Giles.
    »Allerdings, und ich gedenke auch nicht, es zu tun.«
    »Wenn Sie vielleicht ein Taxi rufen möchten, Mrs Boyle«, fuhr Giles fort. »Noch sind die Straßen ja frei. Und falls es ein Missverständnis gegeben haben sollte, wäre es womöglich das beste, Sie ziehen gleich um.« Dann setzte er noch nach: »Wir haben so viele Anfragen, wir kriegen für Ihr Zimmer ohne Weiteres Ersatz – und übrigens wollen wir in Zukunft auch mehr für die Zimmer nehmen.«
    Mrs Boyle warf ihm einen kalten Blick zu. »Ich reise ganz sicher nicht ab, bevor ich weiß, was für ein Haus dies ist. Vielleicht hätten Sie ein großes Badelaken für mich, Mrs Davis. Ich bin nämlich nicht gewöhnt, mich mit einem Taschentuch
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